Adipositas wirkt sich bei Kindern vielfältig aus
Weltweit hat sich die Prävalenz von Adipositas bei Erwachsenen seit dem Jahr 2000 um das 1,5-fache erhöht: 2016 waren 39 Prozent der Erwachsenen übergewichtig und 13 Prozent adipös. Unter Kindern im Alter von 5 bis 19 Jahren hat sich die Prävalenz bis 2016 mehr als verdoppelt (von 2,9 % auf 6,8 %).
Adipositas ist eine multifaktorielle Erkrankung, die durch biologische Faktoren, das Verhalten und die Umwelt beeinflusst wird. Sie bringt – besonders wenn der Beginn schon im Kindesalter erfolgt – ein höheres Risiko für weitere Lebensstilerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Krankheiten mit sich. Bei Kindern beeinträchtigt Adipositas zudem häufig den schulischen Erfolg, das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität.
Analyse des BMI bei Eltern-Kind-Paaren
Obwohl ein Zusammenhang zwischen Adipositas bei Eltern und ihren Kindern bekannt ist, weiß man nicht genau, welche Mechanismen dem zugrunde liegen. Um diese näher zu beleuchten, wurden Studien identifiziert, die zwischen dem 1. Januar 2015 und dem 31. Mai 2020 veröffentlicht wurden und sich mit den Beziehungen von Adipositas, Übergewicht und BMI bei Eltern und ihren Kindern im Alter von 2 bis 18 Jahren befasst haben.
Eltern und Kinder wurden nach internationalen Kriterien ihrem BMI entsprechend als normalgewichtig, übergewichtig oder adipös klassifiziert. Zusammenhänge bei übergewichtigen und adipösen Eltern-Kind-Paaren wurden durch Regressionsanalysen und Paneldatenmodelle mit zufälligen Effekten identifiziert.
Doppeltes Risiko bei Kindern von adipösen oder übergewichtigen Eltern
Es fanden sich 23 Studien, in denen ein Chancenverhältnis (Odds Ratio, OR) für Assoziationen von Adipositas bei Eltern und Kindern angegeben wurde. 21 davon waren Querschnittsstudien. Die Odds Ratios für Adipositas bei Eltern-Kind-Paaren der einzelnen Studien reichten von 0,98 bis 24,3. 87 Prozent der Studien kamen zu positiven Assoziationen: Kinder von übergewichtigen oder adipösen Eltern hatten fast doppelt so oft ein zu hohes Körpergewicht (gepoolte OR 1,97; 95 % Konfidenzintervall 1,85 bis 2,10). Wenn beide Elternteile übergewichtig oder adipös waren, war der Effekt stärker.
Der Zusammenhang zwischen Adipositas bei Eltern und Kindern war in Asien stärker ausgeprägt als in Europa und im Nahen Osten, ebenso in Ländern mit hohem Einkommen (OR 8,74) im Vergleich zu Ländern mit mittlerem oder niedrigem Einkommen (OR 2,08).
Fazit
Die Ergebnisse zeigen, dass das Risiko für Adipositas bei Kindern stark vom Gewichtsstatus der Eltern beeinflusst wird. Das lässt vermuten, dass Eltern eine wichtige Rolle bei der Prävention von Adipositas bei ihren Kindern spielen könnten.
Der Grund dafür sind vermutlich biologische und Umweltfaktoren: Sie haben zu 50 Prozent dieselben Gene und einen ähnlichen Lebensstil, essen beispielsweise zusammen dieselben Mahlzeiten und gehen in ihrer Freizeit gemeinsamen Aktivitäten nach. Der ausgeprägtere Effekt, wenn beide Eltern adipös oder übergewichtig sind, ließe sich durch die doppelte genetische Last erklären.
Quellen:
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Ju Suk Lee1 , Mi Hyeon Jin2, Hae Jeong Lee1; okii1004@hanmail.net
1Department of Pediatrics, Samsung Changwon Hospital, Sungkyunkwan University School of Medicine, Changwon, Korea; 2Department of Biostatistics, Samsung Changwon Hospital, Sungkyunkwan University School of Medicine, Changwon, Korea.
Global relationship between parent and child obesity: a systematic review and meta-analysis.
Clin Exp Pediatr. 2021 Mar 29. doi: 10.3345/cep.2020.01620