Fluorid-Zahnpasten
Den Rückgang von Karies in den letzten vierzig Jahren haben wir größtenteils der breiten Verwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta zu verdanken. Bei Kindern bis zu vier Jahren besteht ein erhöhtes Risiko für eine Fluorose an den bleibenden Schneidezähnen und ersten Molaren. Zwischen vier und sechs Jahren sind die Prämolaren und die zweiten Molaren Fluorose-gefährdet, was ästhetisch ein geringeres Problem darstellt, weil die Zähne weniger sichtbar sind. Für topische Fluoride muss deshalb eine Balance zwischen der Vermeidung von Karies und der Auslösung einer Fluorose gefunden werden, zumal kleine Kinder einen Großteil der Zahnpasta verschlucken. Bis zu zwei Jahren wird deshalb zweimal täglich eine reiskorngroße Menge Kinderzahnpasta mit 1000 ppm Fluorid empfohlen, von zwei bis sechs Jahren eine erbsengroße Menge. Dabei ist darauf zu achten, dass jeder Zahn erreicht wird und auch bei kleinen Kindern mehr als eine Minute lang geputzt wird. Kinderzahnpasta sollte nicht mit viel Wasser ausgespült werden. Bis zu einem Alter von sechs Jahren sind auch andere Fluoridquellen zu berücksichtigen. Danach ist die Gefahr einer Fluorose gering und betrifft nur noch die dritten Molaren, es kann normale Zahnpasta verwendet werden.
Fluorid-Gele, Spülungen und Lacke
Neben dem täglichen Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta können bei Kindern mit hohem Karies-Risiko zusätzlich Fluorid-Gele, Spülungen und Lacke eingesetzt werden. Der Moment des Zahndurchbruchs oder kieferorthopädische Behandlungen erhöhen beispielsweise die Gefahr von Karies.
Für Kinder bis sechs Jahren kamen die Experten zu keiner Empfehlung für fluoridhaltige Gele (≥ 5000 ppm) oder Spülungen, weil die Gefahr des Verschluckens zu groß ist. Später können diese Produkte zum Schutz des bleibenden Gebisses angewendet werden, wobei ein Verschlucken vermieden werden muss und nach der Anwendung 20-30 Minuten lang nichts gegessen oder getrunken werden sollte. Nur für Fluoridlacke, die beim Zahnarzt appliziert werden, sprachen die Experten auch für das Milchzahngebiss eine Empfehlung aus.
Fluorid-Salz, Fluorid-Milch, Tabletten/Lutschtabletten und Tropfen
Generell halten die Autoren eine Verbesserung der Qualität des Zähneputzens oder gegebenenfalls die Verwendung einer höheren Fluoridkonzentration der Zahnpasta für die erste Option zur Vermeidung von Karies. Milch und Kochsalz mit Fluorid halten sie in Zielgruppen mit hoher Kariesprävalenz und geringer Compliance für das Zähneputzen für sinnvoll, sofern keine Trinkwasserfluoridierung erfolgt. Sie weisen aber darauf hin, dass die vermehrte Verwendung von Speisesalz zu Bluthochdruck führen kann. Fluoridtabletten, ‑pastillen und -tropfen verloren durch den Gebrauch fluoridhaltiger Zahnpasta an Bedeutung. Sie können der Empfehlung nach individuell für Kinder mit hohem Kariesrisiko in Betracht gezogen werden, wobei die tägliche Dosis 0,07 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht nicht übersteigen sollte.
Wasserfluoridierung
Eine Fluoridierung des Trinkwassers ist eine gesundheitspolitische Entscheidung, die von verschiedenen Staaten weltweit für etwa 370 Millionen Menschen zur Kariesprävention getroffen wurde. Schätzungen zufolge werden dadurch 35 Prozent der Karieserkrankungen im Milchgebiss und 26 Prozent im bleibenden Gebiss vermieden. Der Anteil der Kinder ohne Karieserfahrung im Milchgebiss ist dadurch um 15 Prozent gewachsen, bei den bleibenden Zähnen um 14 Prozent. Bis auf milde Fluorosen wurden mit der Trinkwasserfluoridierung keine negativen Effekte in Verbindung gebracht, so dass die EAPD erneut zu dem Ergebnis kam, dass sie als sichere, wirksame, relevante und kostensparende Maßnahme für die öffentliche Gesundheit zur Vorbeugung und Bekämpfung von Zahnkaries geeignet ist. Die Experten weisen aber darauf hin, dass die Trinkwasserfluoridierung zur Kariesvermeidung allein nicht ausreicht, sondern nur als ein Bestandteil eines vielfältigen Ansatzes zur Kariesprävention angesehen werden sollte.
Quellen:
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Toumba KJ1, Twetman S2, Splieth C3, Parnell C4, van Loveren C5, Lygidakis NΑ6; jack.toumba@hsc.edu.kw
1Developmental and Preventive Sciences, Faculty of Dentistry, Kuwait University, Kuwait city, Kuwait; 2Department of Odontology, Faculty of Health and Medical Sciences, University of Copenhagen, Copenhagen, Denmark; 3Department of Preventive and Paediatric Dentistry, University of Greifswald, Greifswald, Germany; 4Oral Health Services Research Centre and HSE, Louth, Meath, Ireland; 5Department of Cariology, Academic Centre for Dentistry (ACTA), University of Amsterdam, Amsterdam, The Netherlands; 6Private Paediatric Dental Clinic, 2 Papadiamantopoulou Street, 11528, Athens, Greece.
Eur Arch Paediatr Dent. 2019 Oct 20. doi: 10.1007/s40368-019-00464-2.
IME 15-10210