Zwischen 1985 und 2016 hat die Zuckeraufnahme abgenommen, aktuelle Daten fehlen
Bereits im Jahr 2020 wurden detaillierte Analysen der Zuckeraufnahme veröffentlicht, basierend auf Daten der Jahre 1985 bis 2016 aus der DONALD-Studie, die seit 1985 die Ernährung und Gesundheit vom Säuglingsalter bis zum Erwachsenenalter verfolgt. Trendanalysen zeigten unter anderem, dass die Aufnahme von freiem Zucker zwischen 1985 und 2005 zu- und insbesondere seit 2010 abnahm.
Freier Zucker ist dabei definiert als sämtliche Mono- und Disaccharide, die Lebensmitteln von Herstellern, Köchen oder Verbrauchern zugesetzt werden; außerdem Zucker, der natürlicherweise in Honig, Sirup und Fruchtsaft vorkommt.
Aus den Jahren seit 2017 fehlten Daten, die für aktuelle Diskussionen über gesundheitspolitische Maßnahmen hilfreich sind. Ziel dieser Analyse war es daher, aktuelle Daten zur Zuckeraufnahme von Kindern und Jugendlichen zu erfassen und Trends der freien Zuckeraufnahme zu untersuchen.
Die Menge an aufgenommenem freiem Zucker ist nicht leicht zu ermitteln
Nährwertangaben auf Verpackungen und Datenbanken enthalten meist nur Daten zum Gesamtzuckergehalt der aufgeführten Lebensmittel, jedoch nicht die Menge an zugesetztem oder freiem Zucker. Eine Berechnung der Aufnahme von freiem Zucker aus Standarddatenbanken ist entsprechend nicht möglich. Deshalb wurde in der DONALD-Studie die eigens erstellte Nährwertdatenbank LEBTAB verwendet, die kontinuierlich aktualisiert wird. Sie gibt Aufschluss über den Gehalt an freiem Zucker in kommerziellen Produkten und zu Süßungsmitteln wie Sirup und Honig, die bei der Zubereitung zu Hause verwendet werden. Diese Daten erlauben die Abschätzung der Energieaufnahme aus zugesetztem und freiem Zucker.
Auswertung von mehr als 4.000 Ernährungsprotokollen
In die DONALD-Studie werden jedes Jahr 30 bis 40 Kinder aufgenommen, deren Eltern bereit sind, an der Langzeitstudie teilzunehmen und Daten zur Ernährung und Gesundheit zur Verfügung zu stellen. Dafür fertigten die Eltern bzw. die älteren Kinder Ernährungsprotokolle an, in denen alle verzehrten Lebensmittel und Getränke sowie Essensreste drei Tage lang mit elektronischen Lebensmittelwaagen gewogen und vermerkt wurden.
Insgesamt wurden 4.218 Ernährungsaufzeichnungen untersucht, die zwischen 2010 und 2023 von 751 Teilnehmenden (Alter von 3 bis 18 Jahren, 46,0 % Mädchen). Alters- und Zeittrends zur Aufnahme von freiem Zucker wurden mithilfe polynomischer Regressionsmodelle mit gemischten Effekten analysiert.
Rückgang um fünf Prozentpunkte seit 2010
Die durchschnittliche Aufnahme von freiem Zucker ist von 16,7 Prozent der täglichen Energieaufnahme in den Jahren 2010/2011 auf 11,7 Prozent in den Jahren 2022/2023 gesunken. Dies bestätigten Trendanalysen, die auf einen linearen Trend seit 2017 hindeuten (Linearer Trend: β = -0,4126, p < 0,0001). Weitere Analysen ergaben zudem, dass sich die Aufnahme von freiem Zucker signifikant mit dem Alter veränderte. Die jüngsten (3–4 Jahre) und ältesten Teilnehmer (17–18 Jahre) hatten die geringste Aufnahme von freiem Zucker, während die Jugendlichen im Alter von 9–10 und 11–12 Jahren am meisten aufnahmen.
Fazit
Die Aufnahme von freiem Zucker bei Kindern und Jugendlichen hat in Deutschland weiter abgenommen. Als Grund für die gesunkene Aufnahme vermuten die Autoren der Studie u. a. ein gestiegenes Bewusstsein der Eltern, Kinder und Jugendlichen für die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung.
Quellen:
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Perrar I1, Alexy U2, Nöthlings U2; iperrar@uni-bonn.de
1Institute of Nutritional and Food Sciences -Nutritional Epidemiology, University of Bonn, Friedrich-Hirzebruch- Allee 7, 53115, Bonn, Germany. 2Institute of Nutritional and Food Sciences -Nutritional Epidemiology, University of Bonn, Friedrich-Hirzebruch- Allee 7, 53115, Bonn, Germany.
Intake of free sugar among children and adolescents in Germany declines - current results of the DONALD study.
Eur J Nutr. 2024 Jul 5. doi: 10.1007/s00394-024-03456-1.