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Bewegungsmangel bei Erwachsenen nimmt in der EU zu

Die Prävalenz sedentären Verhaltens stieg zwischen 2002 und 2017 für die gesamte Europäische Union (EU) und bei beiden Geschlechtern an. Männer hatten durchweg häufiger einen sitzenden Lebensstil als Frauen. Die Zunahme der letzten Jahre lässt vermuten, dass die bestehenden Maßnahmen zur Bekämpfung des Bewegungsmangels auf EU-Bevölkerungsebene nur begrenzt wirken.

Sitzen als Herausforderung für das Gesundheitssystem

Bewegungsmangel ist ein wichtiger Mortalitätsrisikofaktor und trägt zu chronischen Erkrankungen wie Adipositas, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Krebs bei. Sedentäres Verhalten wird definiert als jegliche Tätigkeit im Wachzustand, bei der maximal 1,5 metabolische Äquivalente verbraucht werden (1 metabolisches Äquivalente entspricht einem Energieverbrauch von 1 kcal je Kilogramm Körpergewicht pro Stunde). Dazu zählen Sitzen und Liegen. Man schätzt, dass EU-weit jährlich 230.000 Todesfälle auf die Folgen eines sitzenden Lebensstils zurückgeführt werden können.

Gesundheitsbehörden und -organisationen haben dies als eine Herausforderung für die Gesundheitssysteme erkannt und versuchen, die Bevölkerung durch geeignete Maßnahmen und Empfehlungen zu mehr Bewegung zu motivieren. Beispielsweise sollten Erwachsene laut Empfehlung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) möglichst mindestens 150  Minuten pro Woche  ausdauerorientierte Bewegung mit moderater oder 75 Minuten pro Woche mit hoher Intensität durchführen. Sich an die gängigen Empfehlungen zu halten scheint allein jedoch nicht auszureichen, um langes Sitzen auszugleichen. Offizielle Empfehlungen zum Sitzen gibt es jedoch kaum, und auch systematische Langzeituntersuchungen sind rar.

Eurobarometer: Erfassung von Trends in der EU

Um Veränderungen des sedentären Verhaltens zwischen 2002 und 2017 in der erwachsenen Bevölkerung der EU zu untersuchen, wurden Daten aus den Eurobarometer-Umfragen zu Sport und körperlicher Betätigung der Jahre 2002, 2005, 2013 und 2017 ausgewertet. In diese Umfrage gingen Daten von 96.004 Personen aus 28 Ländern ein. Als sedentäres Verhalten wurden mehr als 4,5 im Sitzen verbrachte Stunden pro Tag bewertet. Bei der Auswertung wurden auch länderspezifische Trends erfasst und in Beziehung zu nationalen Maßnahmen gesetzt, die gegen einen sitzenden Lebensstil ergriffen worden waren.

Männer und Frauen in der EU sitzen mehr als früher

Innerhalb von 15 Jahren war für die gesamte Stichprobe ein Anstieg des sedentären Verhaltens zu verzeichnen: 2002 saßen 49,3 Prozent aller Umfrageteilnehmer mehr als 4,5 h/Tag (95 % CI: 48,5–50,0). 2017 waren es dagegen 54,5 Prozent (95% CI: 53,9–55,0). Besonders zum Ende des Untersuchungszeitraums hin hatte die Prävalenz in fast allen Ländern stärker zugenommen.

Bei Männern war sedentäres Verhalten in diesem Zeitraum von 51,2 auf 55,8 Prozent angestiegen. Bei Frauen war der sitzende Lebensstil insgesamt weniger stark ausgeprägt (p < 0,001), sie holten jedoch auf: 2002 hatten 47,6 Prozent ein sedentäres Verhalten, 2017 waren es 53,4 Prozent. Ausnahmen bildeten Bulgarien, Estland, Ungarn, Lettland und Litauen: Hier zeigten Frauen einen stärker sitzenden Lebensstil als Männer. Unter den 18-24-Jährigen und Personen über 65 Jahren hatte die Prävalenz überdurchschnittlich zugenommen.

In Deutschland zeigten 2002 50 Prozent der Menschen ein sedentäres Verhalten. Dieses stieg bis 2017 kontinuierlich auf 53,7 Prozent an (2005: 50,6 % und 2013: 51,3 %).

Arbeitssparende Geräte und Bildschirmtätigkeiten fördern das Sitzen

Den Anstieg der Prävalenz erklären die Autoren mit Veränderungen der Umwelt und des Sozialverhaltens. Längere Arbeitswege, mehr arbeitssparende Geräte zu Hause und am Arbeitsplatz sowie Wohnumgebungen, in denen ein aktiver Lebensstil schlecht umsetzbar ist, könnten zum zunehmenden sedentären Verhalten beitragen. Darüber hinaus verbringen Menschen jeden Alters bei der Arbeit und in ihrer Freizeit mehr Zeit im Internet und mit Videospielen, Fernsehen, Mobiltelefonen und ähnlichen Geräten.

Öffentliche Maßnahmen von begrenztem Nutzen

Auf nationaler Ebene, in der EU und auch seitens der Weltgesundheitsorganisation wurden offizielle Empfehlungen ausgesprochen und Maßnahmen zur Steigerung der körperlichen Aktivität ergriffen. Aber nur in 22 Prozent der Richtlinien wird auch auf einen sitzenden Lebensstil eingegangen, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass sedentäres Verhalten die Gesundheit stärker beeinträchtigt als körperliche Aktivität sie fördert. Erste Länder haben deshalb begonnen, auch Empfehlungen zur Begrenzung eines sitzenden Lebensstils auszusprechen. Die Befolgung dieser Richtlinien dürfte indirekt auch eine Steigerung der körperlichen Aktivität mit sich bringen.

Strenge Kriterien gerechtfertigt

Im Vergleich zu anderen Studien haben die Autoren mit der Bewertung eines sitzenden Lebensstils ab 4,5 h/Tag eine relativ strenge Grenze gesetzt. Sie betrachten diese jedoch als gerechtfertigt, da andere Studien gezeigt haben, dass schon ab vier Stunden Sitzen pro Tag das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vorzeitigen Tod steigt. Würden täglich zwei Stunden weniger sitzend verbracht, so würde die Sterblichkeit um 2,3 Prozent sinken.

Quellen:

A López-Valenciano1,2, X Mayo3, G Liguori4, R J Copeland5,6, M Lamb5,7, A Jimenez1,2,5; xian.mayo@urjc.es

1Observatory of Healthy & Active Living of Spain Active Foundation, Centre for Sport Studies, King Juan Carlos University, Madrid, Spain. 2GO fit LAB, Ingesport, Madrid, Spain. 3Observatory of Healthy & Active Living of Spain Active Foundation, Centre for Sport Studies, King Juan Carlos University, Madrid, Spain. 4University of Rhode Island, Kingston, RI, USA. 5Advanced Wellbeing Research Centre, College of Health, Wellbeing, and Life Sciences, Sheffield Hallam University, Sheffield, UK. 6The National Centre for Sport and Exercise Medicine, Sheffield, UK. 7Centre for Behavioural Science and Applied Psychology, Sheffield Hallam University, Sheffield, UK.

Changes in sedentary behaviour in European Union adults between 2002 and 2017.

BMC Public Health. 2020 Aug 26;20(1):1206. doi: 10.1186/s12889-020-09293-1.

IME 16-10232


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