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Höheres Risiko für Übergewicht und Adipositas bei Kindern von Eltern mit langen Arbeitszeiten – eine deutsche Langzeitstudie

Bleibt Müttern, die viel arbeiten, zu wenig Zeit um sich um die Gesundheit ihrer Kinder zu kümmern? Und welche Rolle spielen die Arbeitszeiten der Väter? Ergebnisse einer deutschen Langzeitstudie haben ergeben, dass Kinder häufiger übergewichtig und adipös waren, wenn ihre Mütter einer Vollzeitbeschäftigung nachgingen. Wenn die Väter extrem viel arbeiteten, dann war der Effekt auch schon zu beobachten, wenn die Mütter einer Teilzeitbeschäftigung nachgingen.

 

Übergewicht bei Kindern wuchs mit steigender Beschäftigung der Mütter

In den letzten vierzig Jahren sind Übergewicht und Adipositas bei Kindern stark angestiegen. Gleichzeitig hat die Beschäftigung von Frauen zugenommen, was vor allem in den USA Forscher dazu veranlasst hat, nach Zusammenhängen zwischen dem Körpergewicht von Kindern und der wöchentlichen Arbeitszeit ihrer Mütter zu suchen. Die Hypothese, dass außer Haus arbeitende Mütter weniger Zeit haben, sich um ihre Kinder zu kümmern und gesunde Mahlzeiten zuzubereiten, erscheint naheliegend und wird durch Studien aus den USA gestützt, die zeigen, dass das Risiko für Übergewicht und Adipositas linear mit der Anzahl der Arbeitsstunden der Mütter ansteigt. Studien aus Australien und Europa ergaben jedoch keine linearen Zusammenhänge.

Bisher wurden diese Zusammenhänge meist nur in Querschnittsstudien untersucht, und die Rolle der Arbeitszeit der Väter blieb häufig unberücksichtigt. Die Situation in Deutschland unterscheidet sich zudem von der in den meisten anderen Ländern, weil Kindergeld und Steuervorteile bis zu zwanzig Prozent des Haushaltseinkommen ausmachen können. Gleichzeitig hat die Beschäftigung von Müttern durch großzügige Regelungen der Elternzeit sowie bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten zwischen 2000 und 2012 um 66 Prozent zugenommen. Um Auswirkungen der Arbeitszeiten der Eltern auf das Körpergewicht hierzulande näher zu beleuchten, wurde eine Langzeitstudie initiiert, die Väter mit einbezog.

Eltern können bei kleinen Kindern einen gesunden Lebensstil fördern

In die Untersuchung wurden Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren einbezogen, weil sie in dieser Zeit die größte Gewichtszunahme erfahren und gleichzeitig Nahrungspräferenzen ausgebildet werden. Dafür benötigen sie das Vorbild ihrer Eltern, die sie zu einer gesunden Ernährung anleiten. Wenn die Eltern lange arbeiten, könnte sich das auf die Nahrungsqualität, die körperliche Aktivität und die Schlafenszeiten der Kinder negativ auswirken.

Aus Körpergewicht und Körpergröße von 2413 Kindern wurde der BMI berechnet. Übergewicht und Adipositas wurden anhand des BMI, bezogen auf die entsprechende Geschlechts- und Altersgruppe definiert.

Ein großer Teil der Väter macht Überstunden

Von den Kleinkindern (0-1 Jahre) waren fünf Prozent übergewichtig oder adipös, im Alter von zwei bis drei Jahren waren es 12,4 Prozent und mit fünf bis sechs Jahren 11,9 Prozent. Die Beschäftigung der Mütter nahm sprunghaft zu, wenn die Kinder das Krabbelalter erreichten, und noch einmal zwischen fünf und sechs Jahren: 84 Prozent der Mütter blieben zu Hause, solange ihr Kind im Säuglingsalter war. Bei den 2-3-jährigen Kindern arbeiteten 46,6 Prozent der Mütter nicht außer Haus, und bei den 5-6-Jährigen waren es 32,8 Prozent. Teilzeitbeschäftigungen nahmen hingegen von 9,4 Prozent (Mütter von Säuglingen) auf 44 Prozent (Mütter von 5-6-jährigen Kindern) zu, und Vollzeitbeschäftigungen (35 ≥ h/Woche) stiegen von 5 auf 17 Prozent an.

Die Arbeitszeiten der Väter änderten sich wesentlich weniger. 40 Prozent von ihnen arbeiteten 45 oder mehr Stunden wöchentlich, wenn ihre Kinder in die Schule kamen.

Je mehr die Eltern in Summe arbeiten, umso häufiger ist der BMI der Kinder zu hoch

Im Vergleich zur Nichtbeschäftigung stieg das Risiko für Übergewicht und Adipositas bei Kindern im Vorschulalter, wenn ihre Mütter 35 oder mehr Stunden pro Woche arbeiteten (OR 1,64; 95 % CI 1,10-2,44; p = 0,02). Wenn Väter 55 oder mehr Stunden pro Woche arbeiteten, verstärkte sich dieser Effekt. Dann bestand auch schon ein höheres Risiko für Übergewicht und Adipositas bei den Kindern, deren Mütter einer Teilzeitbeschäftigung nachgingen (24-34 Stunden pro Woche; OR 2,90; 95 % CI 1,13-7,41; p = 0,03). Der Effekt wurde hauptsächlich in einkommensstarken Familien festgestellt.

Die Arbeitszeiten der Väter allein waren nicht mit Übergewicht und Adipositas ihrer Kinder verbunden. Kinder, die in offiziellen Einrichtungen betreut wurden, hatten seltener Übergewicht und Adipositas (OR 0,68; 95 % CI 0,51-0,93; p = 0,02).

Eltern benötigen Unterstützung, damit die Arbeit die Gesundheit ihrer Kinder nicht beeinträchtigt

Welche Ursachen dem Zusammenhang zwischen der Arbeitszeit der Eltern und dem Körpergewicht der Kinder zugrunde liegen, lässt sich durch die Studie nicht klären. Ob es weniger zu Hause zubereitete Mahlzeiten, ein höherer Konsum an Fast Food, weniger Bewegung, schlechte Schlafgewohnheiten oder andere Faktoren sind, muss weiter untersucht werden.

Die Autoren messen den Ergebnissen aber eine familienpolitische Bedeutung bei: Neben einer Unterstützung der Mütter durch eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung mit gesunden Nahrungsangeboten müssen auch Väter darin unterstützt werden, Zeit für die Betreuung ihrer Kinder aufwenden zu können, ohne dass sie Einbußen beim Gehalt oder ihrer Karriere befürchten müssen. Dies würde nicht nur den Kindern zugutekommen, sondern auch die Mütter entlasten.

Quellen:
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Li J1, Kaiser T2, Pollmann-Schult M3, Strazdins L4; jianghong.li@wzb.eu

 

1The President's Research Group, WZB Berlin Social Science Center, Berlin, Germany;

2Department of Psychology, Ruhr-Universitaet Bochum, Bochum, Germany; 3The Faculty of Humann Sciences, Magdeburg University, Magdeburg, Germany; 4Research School of Population Health, The Australian National University, Canberra, Australian Capital Territory, Australia.

 

J Epidemiol Community Health. 2019 Aug;73(8):723-729. doi: 10.1136/jech-2018-211132.

 

IME 15-10213


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