Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten

Gut lachen mit gesunden Zähnen

Richtige Mundhygienefür gesunde Zähne und vitales Zahnfleisch

Unbeschwert essen, trinken und lachen mit gesunden Zähnen

Lange Arbeitszeiten als Risikofaktor für Übergewicht

Wer lange arbeitet, läuft Gefahr zuzunehmen: Einer Metaanalyse von 19 prospektiven Beobachtungsstudien zufolge erhöhten lange Arbeitszeiten das Risiko für Übergewicht und Adipositas um bis zu 17 Prozent. Dabei wurde eine moderate Dosis-Wirkung-Beziehung beobachtet, d. h. je länger die Arbeitszeit, umso höher wurde das relative Risiko. Die Autoren schätzen, dass knapp drei Prozent Übergewicht und Adipositas vermieden werden könnten, wenn Arbeitnehmer keine Überstunden machen und eine reguläre Arbeitszeit von 35 bis 40 Wochenstunden einhalten würden.

 

Je mehr Zeit bei der Arbeit verbracht wird, umso stärker könnte sich die psychosoziale Arbeitsumgebung sich auf das Körpergewicht auswirken. Diese Effekte wurden aber – mit Ausnahme der Auswirkungen von Stress am Arbeitsplatz – kaum untersucht. Zwischen Arbeitsstress und Übergewicht bzw. Adipositas besteht eine moderate Assoziation, die jedoch nur durch wenige Langzeitstudien gestützt wird. Neben Stress könnten sich auch lange Arbeitszeiten nachteilig auf das Körpergewicht auswirken: Langes Sitzen, weniger Freizeit für Sport und veränderte Essgewohnheiten könnten zu einer positiven Energiebilanz beitragen, die schließlich eine Gewichtszunahme zur Folge hat.

Andere Studien haben Zusammenhänge zwischen langen Arbeitszeiten und kardiovaskulären Erkrankungen und Typ-2-Diabetes gefunden, für die Adipositas ebenfalls ein relevanter Risikofaktor ist. Die wenigen Untersuchungen zu Assoziationen zwischen den Arbeitszeiten und dem Körpergewicht haben bisher jedoch zu inkonsistenten Ergebnissen geführt.

Analyse der Daten von Teilnehmern aus 19 Kohortenstudien

Um den Zusammenhang zwischen langer Arbeitszeit und der Änderung des Körpermassenindex (BMI) näher zu beleuchten, wurden Metaanalysen von Daten aus 19 Kohortenstudien aus Europa, den USA und Australien durchgeführt.

Sechs Studien stammten aus Großbritannien, vier aus den USA, drei aus Finnland, zwei aus Schweden und jeweils eine aus Belgien, Deutschland, Australien sowie Europa (25 Länder). Insgesamt lagen prospektive Daten von 122.078 Personen vor.

Die Arbeitszeit der Teilnehmer wurde zu Studienbeginn erfragt. Zu Beginn und im Verlauf der Studie wurde das Körpergewicht ermittelt und der BMI errechnet.

Ein Fünftel der Arbeitnehmer hat an Gewicht zugenommen

50,1 Prozent der Teilnehmer waren zu Studienbeginn ohne Übergewicht oder Fettleibigkeit, 35,2 Prozent hatten Übergewicht (BMI ≥ 25 kg/m2) und 14,7 Prozent waren adipös (BMI ≥ 30 g/m2). Von den normalgewichtigen Personen arbeiteten 51,9 Prozent 35 bis 40 Stunden pro Woche, 17,3 Prozent 41 bis 48 Stunden, 6,4 Prozent 49 bis 54 Stunden und 6,5 Prozent 55 Stunden oder mehr. 18,0 Prozent der Arbeitnehmer waren teilzeitbeschäftigt. 20,2 Prozent der Studienteilnehmer waren bei der Nachuntersuchung ein bis neun Jahre später (Mittelwert 4,4 Jahre) übergewichtig oder adipös.

Im Vergleich zu einer normalen Arbeitszeit von 35 bis 40 Stunden pro Woche war das alters-, geschlechts- und sozioökonomisch bereinigte relative Risiko für eine Gewichtszunahme bei einer Arbeitszeit von 41 bis 48 Stunden um sieben Prozent (RR = 1,07; 95 % CI 1,02–1,12) und bei 49 bis 54 Stunden pro Woche um neun Prozent erhöht (RR = 1,09; 95 % CI 1,03–1,16). Deutlich höher fiel es bei 55 und mehr Stunden wöchentlich aus, hier betrug das relative Risiko 1,17 (95 % CI 1,08–1,27), während es bei Teilzeitarbeit fünf Prozent niedriger als bei einer normalen Arbeitszeit war (RR = 0,95; 95 % CI 0,90–1,00). Diese Ergebnisse legen eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen längeren Arbeitszeiten und dem Risiko einer Erhöhung des Körpergewichts nahe (PTrend < 0,0001). Die Ergebnisse nach multivariabler Anpassung und in Subgruppenanalysen waren ähnlich. Die Assoziation schien robust zu sein, denn auch unter Berücksichtigung von Lebensstilfaktoren, chronischen Erkrankungen und psychologischen Auffälligkeiten blieb sie bestehen. Der Ausschluss von Rauchern, Personen mit chronischen Erkrankungen oder Untergewicht veränderte die Ergebnisse ebenfalls kaum. Die Heterogenität der Studien war gering bis moderat.

Anhand der Ergebnisse schätzen die Autoren, dass sich der Anteil an Übergewicht und Adipositas um 2,8 Prozent verringern würde, wenn alle Vollzeit-Arbeitnehmer eine normale Arbeitszeit von 35 bis 40 Wochenstunden arbeiten würden.

Ursachen für den Zusammenhang können die Autoren aus den Ergebnissen nicht ableiten, sie vermuten aber, dass langes Sitzen während ausgedehnter Arbeitszeiten ein Grund für eine Gewichtszunahme sein könnte. Menschen, die viel arbeiten, könnten zudem erschöpft sein und keine Zeit oder Energie für Bewegung und eine gesunde Ernährung aufbringen. Daten dazu waren aber nicht vorhanden, so dass diese Annahme spekulativ bleibt.

_____________________________________________________________

Quellen:

Virtanen M1,2, Jokela M3, Lallukka T4,5, Magnusson Hanson L6, Pentti J5,7,8, Nyberg ST5, Alfredsson L9,10, Batty GD11,12, Casini A13, Clays E14, DeBacquer D14, Ervasti J4,9, Fransson E6,9,15, Halonen JI6,4, Head J11, Kittel F13, Knutsson A16, Leineweber C6, Nordin M17, Oksanen T4, Pietiläinen O5, Rahkonen O5, Salo P4,18, Singh-Manoux A11,19, Stenholm S7,8, Suominen SB7,20,21, Theorell T6, Vahtera J7,8, Westerholm P22, Westerlund H6, Kivimäki M5,11;         

marianna.virtanen@uef.fi

1School of Educational Sciences and Psychology, University of Eastern Finland, Joensuu, Finland. marianna.virtanen@uef.fi. 2Stress Research Institute, Stockholm University, Stockholm, Sweden. 3Department of Psychology and Logopedics, University of Helsinki, Helsinki, Finland. 4Finnish Institute of Occupational Health, Helsinki, Finland. 5Department of Public Health, Clinicum, University of Helsinki, Helsinki, Finland. 6Stress Research Institute, Stockholm University, Stockholm, Sweden. 7Department of Public Health, University of Turku and Turku University Hospital, Turku, Finland. 8Centre for Population Health Research, University of Turku and Turku University Hospital, Turku, Finland. 9Institute of Environmental Medicine, Karolinska Institutet, Stockholm, Sweden. 10Centre for Occupational and Environmental Medicine, Stockholm County Council, Stockholm, Sweden. 11Department of Epidemiology & Public Health, University College London, London, UK. 12School of Biological & Population Health Sciences, Oregon State University, Corvallis, USA. 13IPSY, Université catholique de Louvain (UCLouvain), Louvain-la-Neuve & School of Public Health, Université libre de Bruxelles (ULB), Brussels, Belgium. 14Department of Public Health, Ghent University, Ghent, Belgium. 15School of Health and Welfare, Jönköping University, Jönköping, Sweden. 16Department of Health Sciences, Mid Sweden University, Sundsvall, Sweden. 17Department of Psychology, Umeå University, Umeå, Sweden. 18Department of Psychology, University of Turku, Turku, Finland. 19INSERM, U 1018, Villejuif, France. 20Folkhälsan Research Center, Helsinki, Finland. 21University of Skövde, Skövde, Sweden. 22Occupational and Environmental Medicine, Uppsala University, Uppsala, Sweden.

Int J Obes (Lond). 2019 Nov 25. doi: 10.1038/s41366-019-0480-3


Auf dem Laufenden bleiben

Sie können den Wissenschaftlichen Informationsdienst (WID) als E-Mail-Newsletter (erscheint viermal jährlich) kostenlos abonnieren. Melden Sie sich dafür hier an: