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Migrationshintergrund und Mundgesundheit: Ergebnisse der 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie

Dies ist die erste groß angelegte Kohortenstudie in Deutschland, die verschiedene Parameter der Mundgesundheit bei Menschen mit Migrationshintergrund unterschiedlichen Alters analysiert. Sie identifizierte signifikante Zusammenhänge, die auch unter Berücksichtigung des Bildungsstatus bestehen blieben.

Karies ist bei Menschen mit Migrationshintergrund häufiger

Zahlreiche Studien beschreiben einen Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund und Mundgesundheit, der auch unter Berücksichtigung von Störfaktoren bestehen bleibt. Um diesen Zusammenhang genauer zu untersuchen, wurden im Rahmen der sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS 6) entsprechende Subgruppenanalysen vorgenommen.

Menschen mit Migrationshintergrund haben oft einen niedrigeren Bildungsgrad und ein geringeres Einkommen

Die Analysen zum Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund und Mundgesundheit wurden nach folgenden Altersgruppen getrennt durchgeführt: 12-Jährige (n = 879, davon 24,6 % mit Menschen mit Migrationshintergrund (MmM)), Erwachsene (20-Jährige, 35- bis 44-Jährige und 43- bis 52-Jährige; n = 1525. Unter ihnen 18,4 % MmM, davon 77,5 % in erster Generation und 22,5 % in zweiter Generation) und Senioren (65- bis 74-Jährige und 73- bis 82-Jährige; n = 1094. Unter ihnen 12,8 % MmM, davon 72,1 % in erster Generation und 27,9 % in zweiter Generation).

Die Geschlechtsverteilung von MmM und Menschen ohne Migrationshintergrund (MoM) war vergleichbar, es gab jedoch Unterschiede im Bildungsniveau: Bei den 12-Jährigen hatten MmM mit 22,2 Prozent viermal häufiger einen geringen Bildungsstatus als MoM mit 5,2 Prozent. Unter den Erwachsenen war dies mit 13,9 im Vergleich zu 6,4 Prozent etwa doppelt so häufig. Das spiegelte sich auch in einem geringeren Einkommen wider. Bei den Senioren war das Verhältnis des Bildungsstatus anders: Einen geringen Bildungsgrad hatten 20,0 Prozent der MmM und 25,1 Prozent der MoM. Das Einkommen der MmM in dieser Altersgruppe war dennoch niedriger.

Menschen mit Migrationshintergrund betreiben weniger individuelle Kariesprophylaxe

Der Anteil der Personen, die hauptsächlich bei Beschwerden zahnärztliche Leistungen in Anspruch nahmen, war bei erwachsenen MmM etwa dreimal höher als bei MoM (24,0 % im Vergleich zu 8,0 %; Prävalenzrate (PR) 2,69; P < 0,001) und bei Senioren etwa doppelt so hoch (22,1 % im Vergleich zu 11,1 %; PR 2,01, P < 0,001).

Auch der Prozentsatz der Erwachsenen, die weniger als zweimal täglich ihre Zähne putzten, war unter MmM fast doppelt so hoch (23,7 % im Vergleich zu 13,9 %). Die Senioren putzten ihre Zähne etwa gleich häufig. 28,3 Prozent der MmM unter den Senioren hatte noch nie eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen, unter älteren MoM waren es 20,4 Prozent. Bei den Erwachsenen gab es diesen Unterschied nicht (26,3 % bzw. 24,5 %).

In Regressionsanalysen zeigte sich unter Berücksichtigung von Geschlecht und Bildungsstatus, dass 12-jährige MmM ihre Zähne seltener putzten (PR 2,36; P < 0,001) und Zahnarztpraxen eher aufgrund von Beschwerden aufsuchten (PR 9,30; P < 0,001).

Schlechtere Mundgesundheit bei Menschen mit Migrationshintergrund

In Regressionsanalysen zeigten 12-jährige MmM auch unter Berücksichtigung von Geschlecht und Bildungsstatus signifikant mehr kariöse Zähne und mehr Plaque als MoM.

Auch erwachsene MmM hatten mehr kariöse Zähne als MoM (0,6 im Vergleich zu 0,4; PR 1,36; P = 0,005), bei den Senioren war es andersherum (0,4 im Vergleich zu 0,5). Ältere MmM hatten auch weniger Wurzelkaries (55,0 % im Vergleich zu 62,9 %). Die Gesundheit des Zahnhalteapparats war bei MmM ebenfalls tendenziell schlechter: Blutung nach Sondierung (BOP) war unter MmM verbreiteter (Erwachsene 14,9 % im Vergleich zu 11,3 %; Senioren 23,4 % im Vergleich zu 18,9 %). Auch der durchschnittliche Attachmentverlust war unter erwachsenen MmM höher (1,4 mm im Vergleich zu 1,2 mm), bei den Senioren gab es jedoch keine Unterschiede.

Fazit

In allen Altersgruppen wurden signifikante Zusammenhänge zwischen Migrationshintergrund und schlechterer Mundgesundheit sowie einem ungünstigeren Mundgesundheitsverhalten beobachtet. In Regressionsanalysen unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Bildung wiesen MmM mehr Plaque, Blutungen, kariöse Zähne sowie häufiger unzureichendes Zähneputzen und eine beschwerdeorientierte Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen auf.

Es ist bekannt, dass der Bildungsstatus einen großen Einfluss ausübt. Die Ergebnisse unter Berücksichtigung des Bildungsniveaus untermauert aber die Annahme, dass Migrationshintergrund ein unabhängiger Risikofaktor für eine schlechtere Mundgesundheit ist. Deshalb sollten in zukünftigen Studien weitere migrationsbezogene Faktoren wie Herkunft, Aufenthaltsdauer, Migrationsumstände, Akkulturationsgrad und Sprachkenntnisse berücksichtigt werden.

Quellen:
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Lieske B1, Schenk L2, Kuhr K3, Pitchika V4, Borof K1, Jordan AR3, Aarabi G1; dms6@idz.institute

1Department of Periodontics, Preventive and Restorative Dentistry, Center for Dental and Oral Medicine, Medical Center Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany; 2Institute of Medical Sociology and Rehabilitation ScienceUniversitätsmedizin Berlin, Germany; 3Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), Cologne, Germany; 4Department of Conservative Dentistry and Periodontology, LMU Hospital, Munich, Germany.

Association between migration history and oral health: results of the 6th German Oral Health Study (DMS • 6).

Quintessence Int. 2025 Mar 17;56(11): S126-S134. doi: 10.3290/j.qi.b5982024


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