WHO-Empfehlungen zur körperlichen Aktivität
Die WHO empfiehlt 150 Minuten Ausdaueraktivität pro Woche bei moderater Intensität (bei der der Kreislauf in Schwung kommt und die Pulsfrequenz deutlich ansteigt) oder 75 Minuten körperlicher Aktivität von hoher Intensität oder einer Kombination aus beidem. 2018 setzte sich die Weltgesundheitsversammlung zum Ziel, körperliche Inaktivität bis 2030 um 15 Prozent zu reduzieren, da Bewegungsmangel das Risiko für nicht übertragbare Krankheiten, schlechte körperliche und kognitive Funktionen, Gewichtszunahme und psychische Erkrankungen erhöht.
Erfassen von Trends und Einflussfaktoren
Die Analyse hatte zum Ziel, die globale Prävalenz mangelnder körperlicher Aktivität bei Erwachsenen aus 197 Ländern und Regionen von 2000 bis 2022 zu schätzen. Es wurde ein Bayesianisches hierarchisches Modell verwendet, um unzureichende körperliche Aktivität nach Land oder Gebiet, Jahr, Alter und Geschlecht zu schätzen. Außerdem wurde untersucht, welche Länder und Regionen das globale Ziel der relativen Reduzierung der Prävalenz körperlicher Inaktivität bis 2030 erreichen, wenn sich die Trends von 2010 bis 2022 linear fortsetzen.
Es wurden 507 Studien aus 163 Ländern und Gebieten einbezogen, die 93 Prozent der Bevölkerung weltweit repräsentieren (in der Subsahara-Region 61,5 %). Für 34 von 197 Ländern/Regionen lagen keine Daten vor.
Fast ein Drittel der Erwachsenen weltweit leidet unter Bewegungsmangel
Weltweit war im Jahr 2022 fast ein Drittel der Erwachsenen körperlich nicht ausreichend aktiv (altersstandardisierte Prävalenz 31,3 %; 95 %-Konfidenzintervall (KI) 28,6–34,0). Am stärksten ausgeprägt war der Bewegungsmangel in der einkommensstarken Region Asien-Pazifik, dicht gefolgt von Südasien. Am niedrigsten war die Prävalenz in Ozeanien, gefolgt von Subsahara-Afrika. Sie reichte von 2,7 Prozent (95 %-KI 1,1–5,3) in Malawi bis 66,1 Prozent (95 %-KI 54,6–76,8) in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Prävalenz körperlicher Inaktivität lag in 32 Ländern bei über 40 Prozent – in den Vereinigten Arabischen Emiraten und neun weiteren Ländern (Kuwait, Kuba, Libanon, Südkorea, Panama, Katar, Irak, Portugal und Saudi-Arabien) sogar über 50 Prozent. In 15 Ländern in Afrika südlich der Sahara, Ozeanien, Südasien sowie einigen westlichen Ländern mit hohem Einkommen betrug die Prävalenz weniger als 10 Prozent.
Frauen sind in den meisten Ländern inaktiver als Männer
2022 waren Frauen weltweit um 5 Prozentpunkte inaktiver als Männer (33,8 %; 95 %-KI 29,9–37,7 versus 28,7 %; 95 %-KI 25,0–32,6). In 61 von 197 Ländern war die Prävalenz bei Frauen um mehr als 10 Prozentpunkte höher als bei Männern, in Afghanistan, Pakistan, Kuba, Guyana, Iran und den Bahamas sogar um mindestens 20 Prozentpunkte.
In 26 von 197 Ländern waren Männer inaktiver als Frauen. In Ost- und Südostasien beispielsweise betrug die Prävalenz körperlicher Inaktivität bei Männern 26,9 Prozent (95 %-KI 20,1–34,3) und bei Frauen 22,2 Prozent (95 %-KI 16,7–28,7), in Mittel- und Osteuropa war sie bei Männern und Frauen vergleichbar.
In allen Regionen nahm Inaktivität mit dem Alter zu. Bei Männern stieg sie bis zum Alter von etwa 60 Jahren meist sanft an, danach steiler. Bei Frauen war das am häufigsten vorkommende Muster J-förmig, wobei die körperliche Aktivität bis zum Alter von etwa 60 Jahren stabil blieb oder leicht abnahm.
Trends bis 2030
Die globale altersstandardisierte Prävalenz von körperlicher Inaktivität ist von 28,6 Prozent im Jahr 2010 auf 31,3 Prozent im Jahr 2022 angestiegen, vor allem in der einkommensstarken Region Asien-Pazifik und in Südasien. In zwölf westlichen Ländern mit hohen Einkommen, darunter Deutschland, sowie in Subsahara-Afrika und Ozeanien waren abnehmende Trends zu beobachten. In 103 von 197 Ländern (52 %) hat die Prävalenz zugenommen.
Wenn sich die Trends von 2010 bis 2022 fortsetzen, wird die weltweite Verbreitung körperlicher Inaktivität im Jahr 2030 auf 34,7 Prozent ansteigen (95 %-KI 30,4–39,1). 136 Länder werden das Ziel, Bewegungsmangel bis 2030 um 15 Prozent zu senken, mit großer Wahrscheinlichkeit verfehlen. 61 Länder erreichen das Ziel möglicherweise, bei 22 von ihnen ist dies wahrscheinlich, darunter auch Deutschland.
Fazit
Die jüngsten Fortschrittsberichte zeigen, dass die weltweite Förderung körperlicher Aktivität langsam und uneinheitlich verläuft. Angesichts der anhaltenden Unterschiede von Bewegungsmangel zwischen den Geschlechtern und Altersgruppen sollten alle Länder Anstrengungen zur Beseitigung dieser Ungleichheiten unternehmen.
Quellen:
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Strain T1, Flaxman S2, Guthold R3, Semenova E4, Cowan M5, Riley LM5, Bull FC6, Stevens GA7; Country Data Author Group; stevensg@who.int
1Physical Activity for Health Research Centre, University of Edinburgh, Edinburgh, UK; 2Department of Computer Science, University of Oxford, Oxford, UK; 3 Department of Maternal, Newborn, Child and Adolescent Health, and Ageing, Imperial College London, London, UK; 4Department of Computer Science, University of Oxford, Oxford, UK; Department of Epidemiology and Biostatistics, Imperial College London, London, UK; 5Department of Noncommunicable Diseases, Rehabilitation & Disability, World Health Organization, Geneva, Switzerland; 6Department of Health Promotion, World Health Organization, Geneva, Switzerland; Department of Sport Science Exercise and Health, School of Human Sciences, University of Western Australia, Perth, Australia; 7Department of Noncommunicable Diseases, Rehabilitation & Disability, World Health Organization, Geneva, Switzerland.
National, regional, and global trends in insufficient physical activity among adults from 2000 to 2022: a pooled analysis of 507 population-based surveys with 5·7 million participants.
Lancet Glob Health. 2024 Aug;12(8):e1232-e1243. doi: 10.1016/S2214-109X(24)00150-5