In zehn Jahren fast drei Prozent mehr Adipositas bei Jugendlichen
Adipositas liegt bei Jugendlichen vor, wenn sie gemäß offizieller Wachstumskurven einen alters- und geschlechtsspezifischen Body-Mass-Index (BMI) haben, der auf der Grenze zum 95. Perzentil oder darüber liegt – also, wenn sie in die Gruppe der Jugendlichen mit den höchsten fünf Prozent der BMI-Werte für das Alter und Geschlecht fallen.
In den USA ist laut Daten der Behörden (Centers for Disease Control and Prevention, CDC) die Prävalenz von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 2 bis 19 Jahren von 16,9 Prozent im Jahr 2010 auf 19,7 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Dadurch steigt das Risiko für kardiometabolische Erkrankungen bei den Jugendlichen, was ein erhebliches Problem für das Gesundheitssystem darstellt.
Sozioökonomische Faktoren begünstigen Adipositas
Es ist bekannt, dass Jugendliche aus sozioökonomisch schwächeren Schichten häufiger adipös sind als jene aus Familien, die über ein höheres Einkommen verfügen. Weiter ergab eine frühere systematische Überprüfung, dass etwa 40 Prozent der Studien eine Vergrößerung der sozioökonomischen Ungleichheit seit dem Jahr 2000 verzeichnet haben.
Ziel dieser Studie war deshalb nicht nur, die Trends beim Body-Mass-Index (BMI) und der Prävalenz von Adipositas unter Jugendlichen in den USA abzuschätzen, sondern auch soziodemografische Risikofaktoren zu untersuchen.
Dafür wurden Daten der Erhebungen des „National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES)“ der Jahre 2007 bis 2020 verwendet (bis zum Beginn der COVID-Pandemie im März 2020). Es handelt sich dabei um eine landesweit repräsentative, wiederholte Querschnittsumfrage mit 9.826 Teilnehmenden (Durchschnittsalter 14,29 ± 2,78 Jahre, 49 Prozent Mädchen). Darin werden der BMI und Adipositas erfasst sowie soziodemografischen Variablen wie Alter, Geschlecht und die Armutsgefährdungsquote (PIR).
Mehr als jeder fünfte Jugendliche ist adipös
Der mittlere BMI stieg von 22,85 kg/m² (95 % Konfidenzintervall (KI): 22,40–23,29) in den Jahren 2007–2008 auf 23,66 kg/m² (95 % KI: 23,15–24,03) in den Jahren 2017–2020. Darüber hinaus stieg die Prävalenz von Adipositas von 20,71 % (95 % KI: 17,16–24,27) in den Jahren 2007–2008 auf 23,99 % (95 % KI: 21,31–26,67) in den Jahren 2017–2020. Jugendliche aus einkommensschwachen Familien waren davon überdurchschnittlich betroffen.
In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen stieg der mittlere BMI von 24,48 kg/m² (95 % KI: 23,84–25,13) in den Jahren 2007–2008 auf 25,53 kg/m² (95 % KI: 24,94–26,12) im Jahr 2020 (p < 0,001). Die Prävalenz von Adipositas stieg von 18,7 % (95 % KI: 13,25–24,15) auf 22,11 % (95 % KI: 18,29–25,94), erreichte aber keine statistische Signifikanz.
In der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen gab es keinen signifikanten Anstieg des BMI oder der Prävalenz von Adipositas. Allerdings gibt es einen signifikanten Anstieg der Prävalenz von Adipositas bei Mädchen von 19,37 % (95 % KI: 15,46–23,29) in 2007–2008 auf 22,35 % (95 % KI: 18,47–26,22) in 2017–2020 (p < 0,01). Ähnliche Trends wurden bei Jungen beobachtet. Mädchen hatten dennoch ein um zwölf Prozent geringeres Risiko, adipös zu sein als Jungen.
Jugendliche aus einkommensschwachen Familien sind besonders häufig adipös
Bei Jugendlichen aus Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen (PIR < 1,3 bzw. 1,3 bis < 3,5) hat der mittlere BMI signifikant zugenommen. In der Gruppe mit niedrigem Einkommen ist er zwischen 2007/2008 und 2017/2020 von 23,57 kg/m² (95 % KI: 22,83–24,31) auf 24,82 kg/m² (95 % KI: 24,22–25,42) gestiegen, in der Gruppe mit mittlerem Einkommen von 22,84 kg/m² (95 % KI: 22,10–23,59) auf 23,67 kg/m² (95 % KI: 22,96–24,38).
Die Adipositas-Prävalenz nahm in der mittleren Einkommensgruppe von 19,25 % (95 % KI: 13,37–25,12) auf 25,45 % (95 % KI: 21,32–29,58) signifikant zu. In der Gruppe mit hohem Einkommen (PIR ³ 3,5) gab es dagegen einen signifikanten Rückgang von 17,31 % (95 % KI: 12,51–22,21) auf 14,44 % (95 % KI: 11,50–17,38), obwohl keine signifikanten Veränderungen beim BMI festgestellt wurden.
Jugendliche aus Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen hatten insgesamt ein um 62 bzw. 47 Prozent höheres Risiko, adipös zu sein. Auch Schwarze Jugendliche und jene hispanische Abstammung waren überdurchschnittlich häufig adipös.
Fazit
Die Ergebnisse weisen auf anhaltende Unterschiede in der Prävalenz von Adipositas bei Jugendlichen aus verschiedenen soziodemografischen Gruppen hin. Die Autoren der Studie halten es für wichtig, bei vorbeugenden Maßnahmen die wichtigsten sozialen Unterschiede zu berücksichtigen und gezielt die gesundheitliche Gleichstellung zu fördern, indem Jugendliche aus Familien mit niedrigem Einkommen bevorzugt angesprochen werden. Sie schlagen dafür Interventionen vor wie die Schaffung sicherer Umgebungen für körperliche Aktivitäten und die Förderung von Initiativen, die einen gesunden Lebensstil unterstützen.
Quellen:
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Deng Y1, Yli-Piipari S2, El-Shahawy O3,4, Tamura K1;
1Division of Intramural Research, Socio-Spatial Determinants of Health (SSDH) Laboratory, National Institute on Minority Health and Health Disparities, National Institutes of Health, Population and Community Health Sciences Branch, Bethesda, MD, United States of America; 2Department of Kinesiology, Mary Frances Early College Education, University of Georgia, Athens, GA, United States of America; 3Department of Population Health, New York University Grossman School of Medicine, New York, NY, United States of America; 4Division of Global Health, New York University School of Global Public Health, New York, NY, United States of America.
Trends and key disparities of obesity among US adolescents: The NHANES from 2007 to 2020.
PLoS One. 2024 Oct 9;19(10):e0290211. doi: 10.1371/journal.pone.0290211.