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Protozoen im subgingivalen Biofilm bei Parodontitis

Unter 30 Gesunden und 30 Patienten mit Parodontitis wurde der subgingivale Biofilm unterhalb des Zahnfleischsaumes auf die Anwesenheit von Protozoen und relevante Bakterienspezies hin untersucht sowie der Effekt einer nicht-chirurgischen Parodontaltherapie analysiert. Es zeigte sich, dass Trichomonas tenax mit Bakterienarten vergesellschaftet ist, die zu einer Parodontitis beitragen. Im Gegensatz zu zwei Entamoeba-Arten reduzierte sich das Auftreten von Trichomonas tenax nach einer Parodontaltherapie. Insgesamt bleiben die Hinweise darauf, dass Protozoen bei Parodontitis zum Krankheitsgeschehen beitragen, jedoch schwach.

 

Es ist unklar, ob Protozoen aus dem Biofilm zur Parodontitis beitragen

Parodontitis ist weit verbreitet und tritt bei mehr als der Hälfte der erwachsenen Bevölkerung auf. Sie wird durch opportunistische Bakterien im oralen Biofilm verursacht und schädigt den Zahnhalteapparat zuweilen so sehr, dass es zum Zahnverlust kommt. Zusätzlich zu den Beeinträchtigungen im Mundraum wirkt sich eine Parodontitis auch systemisch aus und wurde z B. mit kardiovaskulären Erkrankungen, Schwangerschaftskomplikationen und Rheumatoider Arthritis in Verbindung gebracht.

In Analysen des parodontalen Biofilms zeigte sich, dass neben Bakterien auch Protozoen darin vorkommen: In 6–38,5 Prozent der Proben von Personen mit Parodontitis wurde Trichomonas tenax nachgewiesen und in 12–69 Prozent der Proben verschiedene Stämme von Entamoeba gingivalis. Die Rolle der Protozoen für die Pathogenese der Parodontitis ist unklar. Deshalb wurde mit dieser Studie erstmals das Vorkommen dieser Arten bei Erwachsenen vor und nach einer nicht-chirurgischen Parodontaltherapie (Scaling and Root planing) untersucht.

Die vergleichende Studie, die unter der Nummer NCT02873949 registriert wurde, wurde in der Abteilung für Parodontologie der Universitätsklinik Nancy (Frankreich) durchgeführt. Dafür wurde die mikrobielle Zusammensetzung von Proben des subgingivalen Biofilms von 30 gesunden Kontrollpatienten und 30 Parodontitis-Patienten (jeweils an zwei pathologischen und einer gesunden Stelle) vor und nach einer Parodontaltherapie mittels PCR-Hybridisierung und quantitativer PCR analysiert.

Entamoeba gingivalis (Stamm 1) tritt bei Patienten mit Parodontitis verstärkt auf

Kontroll- und Patientengruppe waren hinsichtlich Alter und Geschlechterverteilung vergleichbar. Ein klarer Unterschied zeigte sich beim Rauchen: In der Kontrollgruppe waren 16,7 Prozent Raucher, in der Patientengruppe dagegen 43,3 Prozent (p = 0,002).

In der Parodontitis-Gruppe wurde Trichomonas tenax in 33,3 Prozent und Entamoeba gingivalis in 70 Prozent (Stamm 1) und 18,3 Prozent (Stamm 2) der pathologischen Proben nachgewiesen. Bei 80 Prozent der Patienten fand sich Entamoeba gingivalis (Stamm 1) an einer pathologischen Stelle, bei 66 Prozent an zweien. Entamoeba gingivalis (Stamm 1) und Trichomonas tenax traten zu 33,3 Prozent an mindestens einer pathologischen Stelle miteinander vergesellschaftet auf. Bei Patienten mit Parodontitis waren vor der Behandlung sechs Bakterienspezies in mehr als 70 Prozent der pathologischen Lokalisationen nachweisbar: Porphyromonas gingivalis, Tannerella forsythia, Treponema denticola, Parvimonas micra, Fusobacterium nucleatum und Campylobacter rectus. Trichomonas tenax war mit dem Auftreten von Porphyromonas gingivalis, Treponema denticola und Eubacterium nodatum assoziiert (p = 0,02), die Entamoeba-Stämme traten mit keiner Bakterienart vergesellschaftet auf.

In Proben von gesunden Stellen der Patienten mit Parodontitis fanden sich Trichomonas tenax zu 6,7 Prozent, Entamoeba gingivalis (Stamm 2) zu 10 Prozent und Stamm 1 zu 3,3 Prozent. In der Kontrollgruppe wurde Entamoeba gingivalis (Stamm 1) nur bei einer Person nachgewiesen (3,3 %), die anderen beiden Protozoen-Arten gar nicht. Entamoeba gingivalis (Stamm 1) korrelierte mit dem Gingival-Index (p < 0,01), dem Attachment (p = 0,03) und der Gesamtkeimzahl (p = 0,02).

Kein Hinweis darauf, dass Protozoen zur Parodontitis beitragen

Nach der Parodontaltherapie nahmen der Gingival-Index, die Zahnfleischtaschentiefe und der Attachmentverlust signifikant ab (p < 0,001), ebenso Entzündungszeichen an gesunden Stellen (p = 0,01). Die Behandlung reduzierte unter den Protozoen nur das Auftreten von Trichomonas tenax (p = 0,004). Weder das Vorhandensein von Protozoen noch deren Abnahme waren statistisch mit der Verbesserung oder vollständigen Heilung der erkrankten Stellen verbunden.

Nach der parodontalen Behandlung nahm die bakterielle Gesamtkeimzahl signifikant ab (p < 0,001). Das Vorkommen der Bakterienspezies P. gingivalis, C. rectus und E. nodatum war deutlich reduziert, und bei T. forsythia wurde ein statistischer Trend beobachtet (p = 0,07).

Protozoen waren bei Patienten mit Parodontitis mit einigen klinischen Parametern und dem Auftreten bekannter bakterieller Parodontitis-Erreger assoziiert. Den Ergebnissen der Untersuchung nach scheinen sie sich auf den Krankheitsverlauf aber weniger auszuwirken. Möglicherweise kommt es bei Parodontitis zu einem stärkeren Auftreten von Protozoen, weil die anwesenden Bakterien ihnen eine vorteilhafte Umgebung bieten – die Interaktionen zwischen bei Parodontitis vergesellschaftet auftretenden Protozoen- und Bakterienspezies sind allerdings noch nicht gut aufgeklärt. Ob Trichomonas tenax und Entamoeba gingivalis zur Pathogenese beitragen, bleibt unklar.

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Quellen:

Dubar M1,2, Zaffino ML2, Remen T3, Thilly N3, Cunat L2, Machouart MC2,4, Bisson C2,5; dubar.marie.jp@gmail.com

1Department of Periodontology, School of Dentistry, Lille University Hospital, Lille, France. 2Laboratory Stress, Immunity, University of Lorraine, Nancy, France. 3Platform Support for Clinical Research, University Hospital of Nancy, Nancy, France. 4Laboratory of Parasitology - Mycology, University Hospital of Nancy, Vandoeuvre-Lès-Nancy, France. 5Department of Periodontology, University Hospital and University of Lorraine, Nancy, France.

J Oral Microbiol. 2019 Nov 25;12(1):1693222. doi: 10.1080/20002297.2019.1693222


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