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Schlechte Erfahrungen in der Kindheit beeinträchtigen die Zahngesundheit

Nicht jedes Kind wächst in einem behüteten Umfeld auf. Viele Kinder machen traumatische Erfahrungen, beispielsweise durch psychisch kranke Familienmitglieder, Eltern mit Suchterkrankungen, körperliche, emotionale oder sexuelle Gewalt. Solch schwierige Bedingungen wirken sich häufig auch auf die Gesundheit der Kinder aus: Die Entscheidung, ein Kind dem Zahnarzt vorzustellen, treffen meist die Eltern. Wenn diese nicht zu einer ausreichenden Fürsorge in der Lage sind, könnten Kontrolluntersuchungen unterbleiben. In dieser Studie wurde deshalb untersucht, ob Personen mit negativen Kindheitserfahrungen seltener beim Zahnarzt vorgestellt wurden. Das Risiko einer zahnmedizinischen Unterversorgung war erhöht, wenn Kinder vier oder mehr von elf möglichen negativen Erfahrungen gemacht hatten. Besser war die Situation, wenn den Kindern ein Erwachsener zur Verfügung stand, der ihnen Schutz und Geborgenheit vermittelte.

Schwierige Kindheit – schlechtere Gesundheit

Negative Kindheitserfahrungen können sich sowohl physisch als auch psychisch langfristig auf die Gesundheit auswirken. So wurden erhöhte Risiken für chronische Erkrankungen, Krebs, Drogenmissbrauch, Depression, Angststörungen sowie eine geringere Lebenserwartung beschrieben. Dies sind wahrscheinlich Folgen von Stressantworten während oder nach diesen negativen Erfahrungen. Hormone, die während so einer Stressantwort ausgeschüttet werden, stören zudem die normale Hirnentwicklung.

Kinder, die unter schwierigen Bedingungen leben, bekommen möglicherweise nicht genügend Fürsorge, so dass unter anderem ihre Zahnpflege darunter leidet. Ungenügende Vorbeugemaßnahmen führen jedoch möglicherweise zu einer schlechteren Mundgesundheit und Karies. Anzeichen dafür gibt es viele: Karies ist mit einer schlechten Ernährung, geringer Lebensqualität, einem geringen Familieneinkommen sowie Fehlen und schlechten Leistungen in der Schule assoziiert.

Auf der anderen Seite überstehen manche Kinder die negativen Erfahrungen erstaunlich gut. Sie finden Unterstützung durch positive soziale, individuelle oder situationsbedingte Faktoren. Beispielsweise kann ein Erwachsener, bei dem sich das Kind jederzeit gut aufgehoben fühlt, die Folgen negativer Kindheitserfahrungen deutlich reduzieren.

Gehen Kinder aus einem schwierigen Umfeld seltener zum Zahnarzt?

In einer Gesundheitsumfrage aus dem Jahr 2016 in South Carolina machten 7079 Erwachsene zwischen 18 und 79 Jahren Angaben zu ihrer Kindheit. Der Katalog umfasste beispielsweise Fragen zu psychisch kranken Familienangehörigen, Scheidungen, Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch, Inhaftierungen, häuslicher Gewalt, emotionalen Erniedrigungen oder sexuellem Missbrauch. Außerdem wurde die Anzahl der Zahnarztbesuche in der Kindheit erfragt, und ob es eine verlässliche erwachsene Vertrauensperson gab.

Wenigstens zwei Zahnarztbesuche wurden als ausreichend bewertet, weniger als zwei als unzureichend. Multivariate Regressionsmodelle wurden verwendet, um die Auswirkungen der Anzahl und Art negativer Kindheitserfahrungen und die Anwesenheit eines schützenden Erwachsenen mit unzureichender zahnärztlicher Kindheitsbehandlung zu untersuchen.

Vier oder mehr negative Erfahrungen beeinträchtigten die zahnmedizinische Versorgung

71,7 Prozent aller Befragten gaben an, im Kindesalter eine angemessene zahnärztliche Behandlung erhalten zu haben, bei 28,3 Prozent war dies nicht der Fall. Die am häufigsten geschilderten negativen Kindheitserfahrungen waren emotionaler Missbrauch, Trennung oder Scheidung der Eltern und Alkoholmissbrauch.

Unter Berücksichtigung der soziodemographischen Merkmale hatten Befragte, die negative Kindheitserfahrungen in vier oder mehr Bereichen gemacht hatten, eine höhere Wahrscheinlichkeit einer unzureichenden zahnärztlichen Versorgung als Befragte, die keine schlechten Erfahrungen gemacht hatten (aOR 2,79; 95 % CI 2,77–2,82). Personen, die in einer sicheren Umgebung unter dem Schutz eines Erwachsenen aufgewachsen waren, bei dem sie sich geborgen gefühlt hatten, waren hingegen häufiger beim Zahnarzt gewesen (aOR 0,38; 95 % CI 0,37–0,39).

Vor allem Kinder aus Familien mit Alkohol-, Drogen oder Medikamentenmissbrauch, Inhaftierungen, sowie häuslicher oder sexueller Gewalt bekamen seltener eine ausreichende zahnärztliche Versorgung.

Die Ursachen für seltenere Zahnarztbesuche bleiben unklar

Die Entscheidung, ein Kind dem Zahnarzt vorzustellen, treffen in der Regel die Eltern. Die Autoren spekulieren, dass Personen, die sexuelle Gewalt erfahren haben, einen Zahnarztbesuch möglicherweise als psychisch belastend empfinden und ihn deshalb vermeiden. Auch bei sichtbaren Anzeichen von häuslicher Gewalt und körperlichen Misshandlungen wird ein Arztbesuch unter Umständen vermieden.

Die Autoren wiesen weiter darauf hin, dass durch die insgesamt 19 Fragen nur ein Teil der möglichen schwierigen Bedingungen in der Kindheit erfasst wurden. Auch sei es denkbar, dass einige der Befragten ihre persönlichen Erfahrungen nicht wahrheitsgemäß wiedergegeben hätten.

Ihrer Meinung nach spielen auch Zahnärzte bei der Erkennung von Anzeichen von Missbrauch und Vernachlässigung eine wichtige Rolle.

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Crouch E1, Radcliff E1, Nelson J2, Strompolis M3, Martin A2; crouchel@mailbox.sc.edu

 

1Department of Health Services Policy and Management, South Carolina Rural Health Research Center, Arnold School of Public Health, University of South Carolina, Columbia, SC, USA; 2Department of Stomatology, Division of Population Oral Health, Medical University of South Carolina, Charleston, SC, USA; 3Children's Trust of South Carolina, Columbia, SC, USA.

 

Community Dent Oral Epidemiol. 2018 Oct;46(5):442-448. doi: 10.1111/cdoe.12389.

IME 15-10596


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