Mundgesundheit und Veränderungen des Lipidprofils
Dyslipidämie ist ein veränderbarer, starker Risikofaktor für Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall, Myokardinfarkt und Verschlusskrankheiten der peripheren Arterien, die weltweit zur Mortalität beitragen.
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, mit denen sich Fettstoffwechselstörungen mindern lassen. Zu ihnen zählen gesunde Ernährungsgewohnheiten, körperliche Aktivität, ein normales Körpergewicht und lipidsenkende Medikamente. Diese sind aber nicht immer in ausreichendem Maße wirksam.
Es gibt Hinweise auf ein Zusammenspiel zwischen dem Lipidstoffwechsel und systemischen oder lokalen Entzündungen und Infektionen. Eine durch schlechte Mundhygiene hervorgerufene Parodontitis kann systemische Immun- und Entzündungsreaktionen auslösen, die möglicherweise eine wichtige Rolle für die Entwicklung von Fettstoffwechselstörungen spielen. Umgekehrt wäre es denkbar, dass sich die Blutfettwerte durch eine gute Mundhygiene verbessern ließen.
Landesweite Kohortenstudie mit über 65.000 Personen
In Korea gibt es für Personen ab 40 Jahren alle zwei Jahre eine kostenlose Gesundheitsuntersuchung, deren Ergebnisse in einer Datenbank erfasst werden. Neben einer zahnärztlichen Untersuchung werden dabei auch Laborwerte, darunter das Lipidprofil, sowie Gewohnheiten der Mundhygiene und zahlreiche weitere klinische Parameter und Lebensstilfaktoren erfasst. Insgesamt waren 286.218 Untersuchungen bei 65.078 Personen durchgeführt worden. Im Durchschnitt gab es für jeden Patienten vier Lipidprofile, die über 5,9 Jahre hinweg erfasst worden waren.
Die Prävalenz von Parodontitis betrug 39 Prozent. Parodontitis und Zahnverlust waren mit verringerten HDL-Cholesterinspiegeln (p = 0,013) und erhöhten Triglyzeridspiegeln verbunden (p < 0,001). Auch bei Zahnverlust waren die Triglyzeridwerte höher (p < 0,001). Im Vergleich zum weniger als einmaligen Zähneputzen pro Tag ging drei- oder mehrmaliges Zähneputzen mit einem höheren HDL-Cholesterinspiegel (p = 0,006) und einem verringerten Triglyzeridspiegel einher (p = 0,001). Über die Jahre gesehen waren die Veränderungen der Triglyzeridwerte positiv mit Parodontitis assoziiert.
Diese Ergebnisse bestätigen vorherige Untersuchungen, in denen ähnliche Beziehungen beobachtet worden waren.
Das orale Mikrobiom könnte Ursache des Zusammenhangs sein
Als mögliche Erklärung für die beobachteten Zusammenhänge verweisen die Autoren auf eine Hypothese, laut der Parodontitis, Zahnverlust und eine schlechte Mundhygiene mit chronischen Entzündungsprozessen verbunden sind. Parodontitis und Zahnverlust geben Bakterien des oralen Mikrobioms die Gelegenheit, in den Kreislauf zu gelangen und systemische Entzündungsreaktionen hervorzurufen. Darüber hinaus können Gewebeschäden und Dysbiosen in der Mundhöhle die Freisetzung von inflammatorischen Botenstoffen fördern, die die Entzündungsreaktion lokal und systemisch verstärken können. Diese Entzündungsreaktionen und Infektionen sind eng mit erhöhten Triglyzeridwerten, einem Abbau von HDL-Cholesterin und einer erhöhten Bildung von LDL-Cholesterin verbunden. Darüber hinaus wurde beobachtet, dass Endotoxine aus oralen Bakterien eine Dyslipidämie auslösen können.
Fazit
Parodontitis und Zahnverlust sind mit erhöhten Triglyzerid- und niedrigeren HDL-Cholesterinwerten verbunden. Ursache für den Zusammenhang könnten Bakterien des oralen Mikrobioms sein, die sich aufgrund der entstehenden Gewebeschäden in der Mundhöhle im Körper ausbreiten und Entzündungsreaktionen hervorrufen. Eine gute Mundhygiene mit mindestens dreimaligem Zähneputzen pro Tag scheint dem entgegenzuwirken.
Quellen:
Tae-Jin Song1, Jin-Woo Kim2, Jinkwon Kim3; antithrombus@gmail.com
1Department of Neurology, Seoul Hospital, Ewha Womans University College of Medicine, Seoul, Korea. 2Department of Oral Surgery, Ewha Womans University College of Medicine, Seoul, Korea. 3Department of Neurology, Yongin Severance Hospital, Yonsei University College of Medicine, Seoul, Korea.
Oral health and changes in lipid profile: A nationwide cohort study.
J Clin Periodontol. 2020 Sep 29. doi: 10.1111/jcpe.13373
IME 16-10231