2015 war weltweit etwa jedes zwanzigste Kind adipös
Schätzungen zufolge waren im Jahr 2015 weltweit knapp 108 Millionen Kinder von Adipositas betroffen – etwa jedes zwanzigste Kind. 2020 lag diese Zahl bereits bei 158 Millionen Kindern, und ein weiterer Anstieg auf 206 Millionen im Jahr 2025 und auf 254 Millionen im Jahr 2030 wird erwartet.
Die Ursachen für Adipositas sind multifaktoriell und reichen von einer erblichen Veranlagung und Verhaltensfaktoren bis hin zu Umwelteinflüssen. Adipositas ist eine Krankheit, die im Lauf der Zeit Folgeerkrankungen nach sich zieht und häufig auch im Erwachsenenalter bestehen bleibt. Aus diesem Grund sind frühe Gegenmaßnahmen sinnvoll.
Ziel dieser systematischen Übersicht und Metaanalyse war, anhand einer zusammenfassenden Betrachtung nationaler Erhebungen einen fundierten und umfassenden Überblick über die Prävalenz von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen weltweit zu geben. Darüber hinaus wurden Risikofaktoren und Begleiterkrankungen betrachtet.
Die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas seit 2000
Einbezogen wurden Bevölkerungsstudien mit Kindern aus dem Zeitraum Januar 2000 bis März 2023, die ausreichende Informationen zur Fragestellung lieferten und Übergewicht und Adipositas anhand anerkannter Grenzwerte für den Body-Mass-Index (BMI) diagnostizierten. Die herangezogenen Diagnosekriterien für Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen stammten von der Weltgesundheitsorganisation (WHO; 466 Studien), der International Obesity Task Force (807 Studien), den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (453 Studien) sowie anderen nationalen Behörden und Organisationen (282 Studien).
Die Metaanalyse erfolgte nach gängigen Richtlinien zur epidemiologischen Auswertung von Beobachtungsstudien (MOOSE).
Mehr als acht Prozent aller Kinder und Jugendlichen sind adipös
Insgesamt wurden 2033 Studien aus 154 verschiedenen Ländern oder Regionen mit 45.890.555 Personen einbezogen. Bei 4.519.587 Kindern und Jugendlichen wurde Adipositas diagnostiziert, bei 5.621.782 Übergewicht. Die Gesamt-Prävalenz für Adipositas betrug 8,5 Prozent (95 %-Konfidenzintervall (KI): 8,2–8,8), ohne Extremwerte lag sie bei 8,3 Prozent (95 %-KI 8,0–8,6). Im Vergleich zu 2000 bis 2011 wurde von 2012 bis 2023 ein 1,5-facher Anstieg der Adipositas-Prävalenz beobachtet.
Eine multivariable Metaregression ergab, dass die geografische Region, das Einkommensniveau eines Landes, die Stichprobenquellen, die diagnostische Referenz und die Stichprobengröße den größten Einfluss hatten.
In Untergruppenanalysen variierte die Prävalenz von Adipositas erheblich zwischen verschiedenen Ländern und Regionen: von 0,4 Prozent in Vanuatu (95 %-KI 0,1–0,8) bis zu 28,4 Prozent in Puerto Rico (95 %-KI 23,6–33,4). Bei der Betrachtung geografischer Regionen fand sich die höchste Prävalenz in Polynesien mit einer geschätzten Rate von 19,5 Prozent (95 %-KI 16,1–23,1), die niedrigste in Zentralafrika mit 2,4 Prozent (95 %-KI 1,8–3,0). Die Prävalenz in Ländern und Regionen mit einem Wohlstandsindikator (HDI; Index der menschlichen Entwicklung) von 0,8 oder höher betrug 9,5 Prozent (95 %-KI 9,2–9,8), in Ländern und Regionen unter 0,8 lag sie bei 7,6 Prozent (95 %-KI 7,3–7,9; P < 0,001). Ebenso zeigten Länder mit hohem Einkommen eine höhere Prävalenz (9,3 %; 95 %-KI, 9,0–9,6) als Länder mit niedrigem Einkommen (3,6 %; 95 %-KI, 2,5–4,8; P < 0,001).
Risikofaktoren
Die Stratifizierung nach Risikofaktoren zeigte erhebliche Unterschiede: häufiger adipös waren Jungen, Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren, Kinder mit einem hohen Geburtsgewicht sowie Kinder und Jugendliche, deren Mütter adipös waren und/oder in der Schwangerschaft geraucht hatten. Weiter waren Kinder und Jugendliche häufiger betroffen, die eine Privatschule besuchten, selten frühstückten, weniger als vier Mahlzeiten pro Tag zu sich nahmen, mehr als zwei Stunden täglich am Computer spielten, wenig Sport trieben und weniger als zehn Stunden pro Nacht schliefen.
Begleiterkrankungen
Kinder und Jugendliche mit Adipositas hatten ein hohes Risiko für Depressionen (35,2 %; 95 %-KI 0,4–87,0), Angstzustände (25,1 %; 95 %-KI 0–94,2) und Bluthochdruck (28,0 %; 95 %-KI 20,2–36,6). Weitere Erkrankungen, die bei adipösen Kindern überdurchschnittlich häufig vorkamen, waren Plattfüße, Asthma, Zahnkaries, Vitamin-D-Mangel und Diabetes.
Quellen:
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Zhang X1-3, Liu J1,3,4, Ni Y3, Yi C1,3, Fang Y1,3, Ning Q1,3, Shen B1,3, Zhang K1,3, Liu Y5, Yang L6, Li K7, Liu Y8, Huang R2, Li Z1,3; rockoliver@vip.sina.com
1Division of Thyroid Surgery, Department of General Surgery, Laboratory of Thyroid and Parathyroid Diseases, Frontiers Science Center for Disease-Related Molecular Network, West China Hospital, Sichuan University, Chengdu, China; 2Department of Nuclear Medicine, West China Hospital, Sichuan University, Chengdu, China; 3Department of Respiratory and Critical Care Medicine, Frontiers Science Center for Disease-related Molecular Network, Center of Precision Medicine, Precision Medicine Key Laboratory of Sichuan Province, West China Hospital, Sichuan University, Chengdu, China; 4Frontiers Medical Center, Tianfu Jincheng Laboratory, Sichuan University, Chengdu, China; 5Department of Obstetrics and Gynecology, The Second Affiliated Hospital, Chongqing Medical University, Chongqing, China; 6Department of Gynecology, The First Affiliated Hospital, Chongqing Medical University, Chongqing, China; 7Department of Pediatrics, West China Hospital, Sichuan University, Chengdu, China; 8Division of Gastrointestinal Surgery, Department of General Surgery, West China Hospital, Sichuan University, Chengdu, Sichuan, China.
Global Prevalence of Overweight and Obesity in Children and Adolescents: A Systematic Review and Meta-Analysis.
JAMA Pediatr. 2024 Jun 10:e241576. doi: 10.1001/jamapediatrics.2024.1576