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Wie die Familienstruktur mit dem BMI bei Kindern und Jugendlichen in Europa zusammenhängt

Kinder, die in Haushalten mit nur einem Elternteil leben, haben tendenziell einen höheren Body-Mass-Index (BMI) als Kinder, die mit beiden Elternteilen zusammenleben. Bei Geschwisterkindern ist er dagegen im Vergleich niedriger. Ähnlich verhält es sich mit bestimmten Stoffwechsel-Parametern.

Beeinflusst die Familienstruktur Körpergewicht und Stoffwechsel?

Mehrere Faktoren tragen zur Entwicklung von Übergewicht und Adipositas bei, von denen einige mit der Familienstruktur zusammenhängen können, die sich in den letzten Jahrzehnten in den westlichen Gesellschaften verändert hat. Im Vergleich zu Kindern, die in Familien mit beiden Elternteilen und mit Geschwistern aufwachsen, ist das Leben mit Alleinerziehenden und in Patchworkfamilien oder als Einzelkind in Querschnittsstudien mit einem höheren BMI assoziiert. Dies könnte auf familiäre Verhaltensweisen zurückzuführen sein, die in diesen Konstellationen möglicherweise stärker ausgeprägt sind und Übergewicht fördern, z. B. geringe körperliche Aktivität, zu wenig Schlaf oder lange Bildschirmzeiten.

Auch Geschwister scheinen mit dem Gewicht eines Kindes zusammenzuhängen: Einzelkinder haben früheren Studien zufolge nicht nur häufiger Übergewicht oder Adipositas, sondern auch ein höheres Risiko, im Kindesalter stärker zuzunehmen.

Diese Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Elternstruktur als auch der Geschwisterstatus mit dem BMI von Kindern assoziiert ist. Es bleibt aber unklar, welcher Faktor wichtiger ist. Da die Familienstruktur mit Übergewicht und Adipositas zusammenhängt, stellt sich zudem die Frage, ob sie auch die Gesundheit des Stoffwechsels in der Kindheit beeinflusst.

Um diese Fragen zu beleuchten, wurden Querschnittsdaten von 7804 Kindern, die an der europäischen multizentrischen I.Family-Studie[1] (2013/2014) teilnahmen, und Längsschnittdaten von 5621 Kindern, die zuvor auch an der IDEFICS-Studie[2] (2007–2010) teilgenommen hatten, ausgewertet.

Die Familienstruktur wurde durch ein ausführliches Interview erfasst. Der BMI Z-Score, der angibt, um wieviel Standardabweichungen ein gemessener Wert von dem für gleichaltrige Kinder gleichen Geschlechts erwarteten Wert abweicht, wurde durch Messung von Körpergröße und -gewicht ermittelt. Ein metabolischer Score basierte auf Bauchumfang, Blutdruck, High-Density-Lipoprotein (HDL), Blutzucker und Triglyceriden. Je höher dieser Wert, umso schlechter war die metabolische Gesundheit eines Kindes. Assoziationen zwischen der Familienstruktur und dem BMI bzw. dem metabolischen Score wurden durch lineare Regressionen modelliert.

Ergebnisse der Querschnittstudie

Die Kinder der Querschnittsstichprobe waren im Schnitt elf Jahre alt (SD ± 2,9). Die meisten Kinder (82,1 %) lebten in Familien mit zwei Elternteilen. Etwa zehn Prozent aller Kinder lebten in Einelternfamilien und acht Prozent in Patchworkfamilien. Das Einkommensniveau war im Gegensatz zu den Zweieltern- und Patchworkfamilien häufig geringer. Die meisten Kinder (88,4 %) hatten Geschwister. Der mittlere BMI-Z-Score betrug 0,58 (SD ± 1,2) und der metabolische Score 1,1 (SD ± 3,1). Beide Werte waren bei Einzelkindern höher als bei Geschwisterkindern.

Kinder, die mit nur einem Elternteil lebten, hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit einen höheren BMI-Z-Score (β = 0,09, 95 % Konfidenzintervall (KI): 0,001 bis 0,18). Auch Mädchen aus Patchwork-Familien hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit höhere Werte (β = 0,19, 95 % KI: 0,05 bis 0,32); bei Jungen wurde kein Zusammenhang festgestellt.

Die Bereinigung um das Einkommen der Eltern schwächte die Ergebnisse für die Elternstruktur ab, so dass der Zusammenhang zwischen dem Leben in Einelternfamilien und dem BMI-Z-Score nicht signifikant wurde.

Eine größere Anzahl von Geschwistern war mit niedrigeren BMI-Z-Scores assoziiert (β = 0,07 pro zusätzliches Geschwister, 95 % KI: 0,10 bis 0,03). Die Ergebnisse zum metabolischen Score stimmten größtenteils mit denen für den BMI-Z-Score überein.

Ergebnisse der Längsschnittanalyse

Auch diese Ergebnisse stimmten mit der Querschnittsanalyse überein. Im Vergleich zu Kindern, die bei beiden Eltern lebten, hatten diejenigen mit nur einem Elternteil bei der Nachuntersuchung höhere BMI-Z-Scores (β = 0,10, 95 % KI: 0,01 bis 0,19). Auch Einzelkinder und Kinder, die von Geschwister- zu Einzelkindern wurden, wiesen bei der Nachuntersuchung höhere BMI-Z-Scores auf (β = 0,07, 95 % KI : 0,01 bis 0,14 und β = 0,13, 95 % KI: 0,03 bis 0,23).

In Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Querschnitts-Sensitivitätsanalyse wurden die Ergebnisse nicht signifikant, wenn sie um das Elterneinkommen bereinigt wurden.

Fazit

Das Autorenteam folgert aus den Ergebnissen, dass geeignete Maßnahmen zur Prävention von Adipositas nicht nur die Kinder, sondern auch ihr familiäres Umfeld in den Blick nehmen. Sie sollten sich besonders auf Alleinerziehende und Familien mit einem Einzelkind konzentrieren.

Quellen: 
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Stahlmann K, Lissner L, Bogl LH, Mehlig K, Kaprio J, Klosowska JC, Moreno LA, Veidebaum T, Solea A, Molnár D, Lauria F, Börnhorst C, Wolters M, Hebestreit A, Hunsberger M; on behalf of the IDEFICS/I.Family consortia. katharina.stahlmann@web.de

1School of Public Health and Community Medicine, Institute of Medicine, Sahlgrenska Academy, University of Gothenburg, Göteborg, Sweden; 2Institute of Medical Biometry and Epidemiology, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany; 3Department of Epidemiology, Center for Public Health, Medical University of Vienna, Vienna, Austria; 4Institute of Molecular Medicine FIMM, University of Helsinki, Helsinki, Finland; 5Department of Public Health, University of Helsinki, Helsinki, Finland; 6Department of Public Health and Primary Care, Ghent University, Ghent, Belgium; 7GENUD (Growth, Exercise, Nutrition and Development) Research Group, Faculty of Health Sciences, University of Zaragoza Instituto Agroalimenatario de Aragón (IA2), Instituto de Investigación Sanitaria de Aragón, Zaragoza, Spain; 8Centro de Investigación Biomédica en Red de Fisiopatología de la Obesidad y Nutrición (CIBEROBN), Instituto de Salud Carlos III, Madrid, Spain; 9Department of Chronic Diseases, National Institute for Health Development, Tallin, Estonia; 10Research and Education Institute of Child Health, Strovolos, Cyprus; 11Department of Pediatrics, Medical School, University of Pécs, Pécs, Hungary; 12Institute of Food Sciences, National Research Council, Avellino, Italy; 13Department of Biometry and Data Management, Leibniz Institute for Prevention Research and Epidemiology - BIPS, Bremen, Germany; 14Department of Epidemiological Methods and Etiological Research, Leibniz Institute for Prevention Research and Epidemiology - BIPS, Bremen, Germany.

Family structure in relation to body mass index and metabolic score in European children and adolescents.

Pediatr Obes. 2022 Aug 10:e12963. doi: 10.1111/ijpo.12963.

 


[1] Ahrens W, Bammann K, Siani A, et al. The IDEFICS cohort: design, characteristics and participation in the baseline survey. Int J Obes. 2011;35(suppl 1):S3-S15. doi:10.1038/ijo.2011.30

[2] De Henauw S , Verbestel V, Mårild S et al. ; IDEFICS Consortium. The IDEFICS community-oriented intervention programme: a new model for childhood obesity prevention in Europe? Int J Obes. (Lond)2011;35(Suppl 1):16-23.


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