Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten

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Zusammenhänge der Mundgesundheit von Jugendlichen mit sozialen Faktoren und Adipositas

Eine Kohortenstudie aus Deutschland zeigt, dass verschiedene Faktoren mit der Karieserfahrung und Parodontitis bei Jugendlichen assoziiert sind: Ein niedriger sozioökonomischer Status und Adipositas gingen mit einer schlechteren Mundgesundheit einher, während Jugendliche mit sportlicher Aktivität und einer guten Mundhygiene seltener Karies und Parodontitis hatten.

Risikofaktoren für eine schlechte Mundgesundheit

Neben Karies kommen auch Entzündungen des Zahnfleisches und des Zahnhalteapparates bei Kindern und Jugendlichen vor. Bei ihnen ist die Vorbeugung solcher oralen Erkrankungen von besonderer Bedeutung. Voraussetzung für die Entwicklung gezielter Präventionsstra­tegien ist die Identifizierung von Risikofaktoren.

Ungünstiges Mundhygieneverhalten führt zu einer Ansammlung von Biofilm, der die Entstehung von Karies und parodontale Entzündungen begünstigt. Darüber hinaus zeigen Studien, dass der Lebensstil eine wesentliche Rolle für die Entwicklung von Karies und Parodontitis bei Jugendlichen spielt. So ist die Prävalenz parodontaler Erkrankungen bei übergewichtigen Kindern und Jugendlichen erhöht, während körperliche Aktivität mit einer besseren Mundgesundheit assoziiert ist.

In Deutschland ist Karies in den letzten Jahrzehnten über alle Altersgruppen hinweg deutlich zurückgegangen. Die Karieserfahrung ist jedoch selbst in Populationen mit demselben soziodemografischen Status nicht homogen verteilt. Daher hatte die vorliegende Studie zum Ziel, Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von Karies sowie Anzeichen einer parodontalen Entzündung und dem Ernährungszustand, psychosozialen Faktoren, dem Verhalten und demografischen Merkmalen bei Jugendlichen zu untersuchen.

LIFE-Child-Studie

Die hier betrachteten Jugendlichen waren zwischen 10 und 18 Jahre alt und hatten an der LIFE-Child-Studie teilgenommen, einer mitteldeutschen Kohortenstudie[1]. Von ihnen wurden psychosoziale Informationen gesammelt (sozioökonomischer Status basierend auf Bildung, Beruf und Haushaltseinkommen der Eltern; gesundheitsbezogene Lebensqualität, Mitgliedschaft in Vereinen, Verhaltensprobleme). Zudem wurde die körperliche Aktivität erfragt und der Ernährungszustand wurde anhand des alters- und geschlechtsadjustierten Body-Mass-Index bestimmt. In zahnärztlichen Untersuchungen wurden das Auftreten von Karies, die Mundhygiene (vorhandene Plaque) und der Parodontalstatus bewertet. Aus dem Karies- und Parodontalstatus berechneten die Autoren einen Gesamtindex.

Studiengruppe

Insgesamt nahmen 1158 Jugendliche teil (590 Mädchen, 568 Jungen; durchschnittliches Alter 13,2 ± 2,3 Jahre). 64,9 Prozent der Heranwachsenden waren normalgewichtig und 17,2 Prozent adipös. Der sozioökonomische Status war bei 22,3 Prozent der Teilnehmenden hoch, bei 63,1 Prozent moderat und bei 14,5 Prozent niedrig. An Vereinssport nahmen 65 Prozent der Jugendlichen teil. Jungen und Mädchen unterschieden sich in diesen Merkmalen nicht voneinander.

Verschiedene Faktoren gehen mit einer guten bzw. schlechten Mundgesundheit einher

Aus den Daten ließen sich einige Faktoren ableiten, die Zusammenhänge mit der Mundgesundheit zeigten und sich in unterschiedlicher Richtung auszuwirken schienen. Das Alter wurde dabei jeweils berücksichtigt.

  • Sozioökonomischer Status (SES): Im Vergleich zu Jugendlichen mit einem hohen SES war die Karieserfahrung bei einem moderaten SES 20 Prozent höher und bei einem niedrigen 60 Prozent (p < 0,01 bzw. p < 0,001). Der Parodontalstatus war bei moderatem SES 10 Prozent schlechter und bei niedrigem SES 30 Prozent (p < 0,05).
  • Mundhygiene: Eine schlechte Mundhygiene ging mit einer 2,3-fach höheren Karieserfahrung und einem dreifach schlechteren Parodontalstatus einher (p < 0,0001). Mehr als doppelt so viele Jungen wie Mädchen hatten eine schlechte Mundhygiene (8,6 versus 4,2 %).
  • Adipositas: Im Vergleich zu Normalgewicht war die Karieserfahrung bei adipösen Jugendlichen 30 Prozent höher; der Parodontalstatus und die Mundgesundheit insgesamt waren um 20 Prozent schlechter (alle p < 0,001).
  • Körperliche Aktivität: Die Mitgliedschaft in einem Sportverein war mit einer niedrigeren Karieserfahrung und einem besseren Parodontalstatus assoziiert (jeweils um 15 Prozent; p < 0,001). Auf diesen Zusammenhang wirkte sich der SES nur marginal aus.

Schlussfolgerungen

In ihrer Arbeit nennen die Autoren verschiedene Studien, die zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sind. Da es sich wie hier zumeist um Querschnittsstudien handelt, lässt sich aus den Beobachtungen jedoch nicht ableiten, dass die genannten Faktoren die Ursache für eine bessere oder schlechterer Mundgesundheit sind. Auch die den Zusammenhängen zugrunde liegenden Mechanismen bleiben unklar. Dennoch wurden mit dem sozioökonomischer Status, der Mundhygiene, starkem Übergewicht und Vereinssport Faktoren identifiziert, die dazu beitragen, Personen und Gruppen mit einem hohen Erkrankungsrisiko besser erfassen und vorbeugend behandeln zu können.

Quellen:
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Schmidt J1, Vogel M2,3, Poulain T2,3, Kiess W2,3, Hirsch C4, Ziebolz D1, Haak R1; jana.schmidt@medizin.uni-leipzig.de; mandy.vogel@medizin.uni-leipzig.de

1Department of Cariology, Endodontology and Periodontology, University of Leipzig, 04103 Leipzig, Germany; 2LIFE Leipzig Research Center for Civilization Diseases, LIFE Child, University of Leipzig, 04103 Leipzig, Germany; 3Department of Women and Child Health, Hospital for Children and Adolescents and Center for Pediatric Research (CPL), University of Leipzig, 04103 Leipzig, Germany; 4Department of Pediatric and Preventive Dentistry, University of Leipzig, 04103 Leipzig, Germany.

Association of Oral Health Conditions in Adolescents with Social Factors and Obesity.

Int J Environ Res Public Health. 2022 Mar 2;19(5):2905. doi: 10.3390/ijerph19052905.

 


[1] LIFE-Child-Studie: NCT02550236


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