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Zusammenhänge zwischen Karieserregern im Speichel und sozialen und psychischen Faktoren

In einer Querschnittstudie unter zahngesunden Kindern zwischen ein und drei Jahren wurde untersucht, wie sich Stress, Bildung und sozioökonomischer Status auf die Ansiedlung von Karieserregern im Mund auswirken. Dabei zeigte sich ein Zusammenhang zwischen einem vermehrten Auftreten kariogener Bakterienstämme und Hefen mit psychosozialem Stress bei den Kindern sowie einem geringen Bildungsniveau und Arbeitslosigkeit der Eltern.

Ursachen für frühkindliche Karies

Frühkindliche Karies (Early childhood caries, ECC) ist eine komplexe, multifaktorielle Erkrankung, die immer noch weit verbreitet ist und die Lebensqualität eines Kindes erheblich beeinträchtigen kann. Sie ist zuweilen schwer zu behandeln ist und tritt anschließend oft erneut auf.

Man weiß, dass frühkindliche Karies häufiger auftritt, wenn Kinder in schwierigen wirtschaftlichen oder sozialen Situationen aufwachsen. Das wird in der Regel auf die Ernährungsweise und das Verhalten bei der Mundhygiene zurückgeführt, aber auch psychologischer Stress scheint eine Rolle zu spielen. Inwieweit letzterer sich auf die Besiedlung der Mundhöhle mit kariogenen Bakterien auswirkt, war Gegenstand dieser Studie.

Kariogene Bakterien verstoffwechseln Kohlenhydrate zu Säuren, die zur Demineralisierung der Zahnsubstanz führen und so die Entstehung von Karies begünstigen. Zu ihnen zählen beispielsweise bestimmte Streptokokken und Laktobazillen oder Hefepilze. Hohe Keimzahlen dieser Arten stehen mit dem Auftreten und Fortschreiten von Karies bei Kindern im Zusammenhang.

Vorhersagefaktoren für Karieserreger

Ziel der Studie war es, soziale, psychologische und verhaltensbezogene Faktoren zu finden, die mit dem Vorkommen von Karieserregern im Speichel von Kleinkindern im Zusammenhang stehen und das Risiko für frühkindliche Karies vorhersagen.

Dafür wurden 189 Kinder im Alter von einem bis drei Jahren ohne Karies untersucht (durchschnittliches Alter: 29,5 ± 9,1 Monate). Anhand von standardisierten Fragebögen wurden Daten zu ihrer Ernährung, dem Mundhygieneverhalten, und sozialen Belastungen für die Familien erhoben, beispielsweise Anzeichen von Depression und Alkoholkonsum bei den Eltern, Lebenskrisen, Gewalt oder Missbrauch, die Haushaltorganisation und soziale Unterstützung.

Aus Speichelproben wurde die Menge an kariogenen Mutans-Streptokokken, Laktobazillen und Candida-Arten ermittelt. Zudem wurde ein Stresstest durchgeführt, indem die Kinder für eine kurze Zeit von den Müttern getrennt wurden. Anschließend wurde überprüft, wie sich dies auf den Gehalt an Kortisol im Speichel der Kinder auswirkte. Durch multiple logistische Regressionsanalysen wurde Zusammenhänge zwischen den Risikofaktoren und Karieserregern aufgedeckt.

Karieserreger auch bei kariesfreien Kindern häufig vertreten

Bei 73 Prozent der kariesfreien Kinder fand sich Streptococcus mutans im Speichel, ein Leitorganismus für Zahnkaries, bei 21 Prozent die Hefe Candida albicans und/oder andere Candida-Arten, und 16 Prozent wiesen kariogene Laktobazillen auf. Von den 24 Kindern, die andere Candida-Arten beherbergten, trugen 63  Prozent Candida glabrata, 42  Prozent Candida tropicalis, 8  Prozent Candida dubliniensis und 4 Prozent Candida krusei.

Hoher Kortisolspiegel im Speichel geht mit mehr Mutans-Streptokokken einher

Ein generell höherer Kortisolspiegel im Speichel war mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für das vermehrte Auftreten von Mutans-Streptokokken bei kariesfreien Kindern verbunden (Odds Ratio (OR) 6,26; 95 % Konfidenzintervall (CI) 1,69 bis 23,16). Kinder mit anfangs höheren Kortisolwerten zeigten eine gedämpfte Ausschüttung in Reaktion auf Stress, auch dies war mit höheren Keimzahlen von Mutans-Streptokokken verbunden (OR 0,56; 95 % CI 0,37 bis 0,83).

Soziodemographische Risikofaktoren

Vor allem bei Kindern von Eltern mit geringem Bildungsgrad fanden sich hohe Keimzahlen von  Mutans-Streptokokken. Nicht ganz so stark ausgeprägt waren Zusammenhänge zwischen dem Arbeitsstatus, Einkommen und Bildungsgrad der Eltern sowie der Betreuung in Kindertagesstätten mit dem Vorkommen von Candida-Arten.

Kinder aus Haushalten mit arbeitslosen Eltern wiesen dreimal häufiger Karieserreger (OR = 3,03; 95 % CI 1,25 bis 7,33) und Candida-Arten (OR = 3,13; 95 % CI 1,2 bis 8,05) auf.

Viele Kinder nahmen häufig Zwischenmahlzeiten zu sich, diese schienen sich aber nicht auf die mikrobiologische Besiedelung auszuwirken.

Beseitigung von Stress als Therapieziel

Den Ergebnissen dieser Querschnittsstudie zufolge stehen soziodemografische Faktoren und Stress, gemessen am Gehalt von Kortisol im Speichel, mit kariogenen Prozessen schon vor dem Beginn sichtbarer frühkindlicher Karies in Verbindung.

Die Autoren halten den Zusammenhang zwischen psychosozialem Stress und frühkindlicher Karies für eine mögliche Erklärung der häufig beobachteten unterschiedlichen Prävalenz in verschiedenen sozialen Schichten. Sie hoffen, dass dies eine Basis für zusätzliche Präventions- und Behandlungsstrategien bietet.

Quellen:
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DT Kopycka-Kedzierawski1, K Scott-Anne2, PG Ragusa3, M Cvetanovska3, K Flint3, C Feng4, GE Watson1,5, CL Wong6, RJ Billings1, RJ Quivey2,7, TG O'Connor8;

Dorota_KopyckaKedzierawski@urmc.rochester.edu

1Department of Dentistry and Center for Oral Biology, Eastman Institute for Oral Health, University of Rochester, Rochester, NY, USA; 2Center for Oral Biology, Eastman Institute for Oral Health, University of Rochester, Rochester, NY, USA; 3Department of Dentistry, Eastman Institute for Oral Health, University of Rochester, Rochester, NY, USA; 4Department of Biostatistics and Computational Biology and Department of Anesthesiology and Perioperative Medicine, University of Rochester, Rochester, NY, USA; 5Department of Pharmacology and Physiology and Department of Environmental Medicine, University of Rochester, Rochester, NY, USA; 6Department of Pediatric Dentistry and Pediatrics, Eastman Institute for Oral Health, University of Rochester, Rochester, NY, USA; 7Department of Microbiology and Immunology, University of Rochester, Rochester, NY, USA; 8Departments of Psychiatry, Psychology, Neuroscience, and Obstetrics and Gynecology, University of Rochester, Rochester, NY, USA.Social, Psychological, and Behavioral Predictors of Salivary Bacteria, Yeast in Caries-Free Children.

DR Clin Trans Res. 2021 Mar 10:2380084421999365. Doi: 10.1177/2380084421999365.


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