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Der Einfluss von Preloads mit Saccharose und Distelöl auf Kurzzeit-Appetit und Nahrungsaufnahme junger Männer

In kontrollierten Experimenten wird der Einfluss isokalorischer Fett- und Kohlenhydratgaben (Distelöl vs. Saccharose) auf das Appetitverhalten und die nachfolgende Nahrungsaufnahme gesunder junger Männer geprüft. Saccharose erweist sich dabei als stärkerer Hemmfaktor als Distelöl.

Die Adipositasforschung beschäftigt sich zunehmend mit der Nährstoffzusammensetzung von Lebensmitteln/Mahlzeiten als Einflussfaktor auf die Nahrungsaufnahme bei der nachfolgenden Mahlzeit. Protein ist nach einhelliger Auffassung der Makronährstoff mit dem besten Sättigungseffekt; über die Wirkung von Kohlenhydraten und Fett gehen die Meinungen auseinander. Eine Erklärung für die widersprüchlichen Befunde könnte darin liegen, dass häufig nicht Einzelnährstoffe sondern Lebensmittel mit unterschiedlichem Kohlenhydrat-/Fettgehalt, evtl. auch mit Protein, als Testsubstanzen dienen, so dass Interaktionen zwischen den Nährstoffen die eigentlichen Effekte überlagern. Ein weiteres Problem kann die Dosierung sein; liegt sie unter dem Schwellenwert, wird die nachfolgende Nahrungsaufnahme nicht beeinflusst.

 

In der vorliegenden Studie wird das Hunger-/Appetitverhalten nach Applikation isolierter Nährstoffe (Saccharose bzw. Distelöl) unter kontrollierten Bedingungen dokumentiert. Testpersonen (TP) sind Studenten und Universitätsbedienstete im Alter von 18 bis 35 Jahren. Ausschlusskriterien sind Krankheiten, die regelmäßige Medikation erfordern, Rauchen, Unter- oder Übergewicht, gezügeltes Essen und/oder üblicherweise kein Frühstück (ermittelt durch einen Fragebogen zum Essverhalten). Die Studie gliedert sich in 4 Experimente mit jeweils 3-4 Gruppen nach Konzentration der Testsubstanz. Die Einnahme erfolgt an unterschiedlichen Tagen jeweils vormittags nach 10-12-stündiger Nahrungskarenz. Die TP können an einem oder an mehreren Experimenten teilnehmen; innerhalb eines Experiments sind sie ihre eigenen Kontrollen.

 

Saccharose (Sacch.) wird als wässrige Lösung verabreicht, die Testsubstanzen sind geschmacklich mit Süßstoff (Aspartam, Sucralose) an die konzentrierteste Probe angepasst; sie enthalten zur Korrektur der Süße etwas Zitronensaft. Distelöl wird als 50%ige Wasser-in-Öl Emulsion eingesetzt (Microlipid; Mead Johnson Inc.), ggf. nochmals mit Wasser emulgiert; aus Geschmacksgründen werden Vanille und jeweils 10 mg Sucralose zugesetzt. In Exp. 2-4 werden nach 60 Min. und nochmals nach weiteren 5-10 Min. eine Testmahlzeit (Pizza) und frisches Wasser als Getränk angeboten. Die TP werden aufgefordert, so viel zu nehmen, bis sie angenehm gesättigt sind.

 

Der Appetit der TP wird vor Einnahme des Testgetränks und während der nächsten 1-2 h in jeweils 15 minütigem Abstand per Fragebogen erfasst [Visual Analogue Scales (VAS); Motivation to Eat Questionnaire], letztmals nach der Testmahlzeit. Auf einer Skala von ?überhaupt nicht? bis ?sehr stark? kreuzen die TP ihre Gefühle zu Hunger/Appetit und Sättigung an. Die Angaben werden nach einem Punktesystem ausgewertet. In Exp. 4 wird zusätzlich die nachfolgende Nahrungsaufnahme des jeweiligen Tages erfasst (Fragebogenmethode).

 

Experiment 1 (n = 12): dient der Erkennung des Schwellenwerts von Sacch. für die Appetithemmung und der Dauer dieser Hemmwirkung. Testsubstanzen sind 0, 25, 50 und 75g Sacch. (= 0, 418, 836, 1.254 kJ) in Wasser (Trinkmenge: 360ml), geschmacklich adaptiert mit Aspartam. Das Appetitverhalten wird über 2 h aufgezeichnet. Nach 45 Min. ist der Appetit bei 50 und 75g Sacch. geringer als bei 25g, nach 60 Min. bei 75g geringer als in der Kontroll- und der 25g-Gruppe (jeweils p <0,05). Danach lassen sich keine signifikanten Unterschiede mehr feststellen. Die nachfolgenden Experimente orientieren sich an diesen Ergebnissen.

 

Experiment 2 (n = 15): analog Exp. 1 aber mit Sucralase als Geschmackskorrigens, um einen möglichen Einfluss von Aspartam auf das Appetitverhalten auszuschließen, einer zusätzlichen Leerprobe (Wasser ohne Süßstoff) und der auf 300 ml reduzierten Trinkmenge. Der Appetit fällt nach 50 und 75g Sacch. in den ersten 15 Min. ab, steigt dann kontinuierlich an, bleibt jedoch bis zur Testmahlzeit unter dem der Kontrollgruppen (p <0,05). Die Nahrungsaufnahme entspricht der Selbsteinschätzung der TP: Sie ist nach 25 und 50g Sacch. um 518, nach 75g Sacch. um 1.129 kJ niedriger als in den Kontrollgruppen.

 

Experiment 3 (n = 16): Die TP trinken je 67 ml einer Microlipid-Verdünnung, isoenergetisch zu den unter 1 und 2 aufgeführten Sacch.-Konzentrationen, und sofort anschließend 233 ml Wasser (= 300 ml Trinkmenge). Energiegehalt und -dichte der Kohlenhydrat- und der Fettbelastungen sind somit identisch. Ein Effekt der Fettbelastung auf das Appetitverhalten wird nicht registriert; die höchste Dosierung (1.254 kJ) reduziert jedoch die Nahrungsaufnahme bei der nachfolgenden Testmahlzeit um 480 kJ.

 

Experiment 4 (n = 18): vergleicht die höchsten in den Exp. 1-3 eingesetzten Mengen an Sacch. und Distelöl (1.254 kJ). Getestet werden jeweils 67 ml Getränk: aromatisiertes Wasser mit Süßstoff (Kontrolle), Microlipid unverdünnt, 75g Sacch. gelöst in 55 ml Wasser. Mit Sacch. wird eine Appetithemmung registriert, mit Öl nicht. Die Nahrungsaufnahme bei der Testmahlzeit ist nach Sacch.-Belastung um 653 kJ niedriger als nach Wasser und um 443 kJ niedriger als nach Öl (p <0,0001). Der Unterschied zwischen Öl- und Kontrollgruppe ist nicht signifikant. Analog verhält es sich mit der Nahrungsaufnahme nach Beendigung des Tests: sie liegt nach Sacch.-Belastung signifikant, nach Ölbelastung nur insignifikant unter dem Kontrollwert.

 

Die Studie bestätigt eine appetithemmende Wirkung von Saccharose, zumindest unter den Bedingungen dieses Tests. Die Wirkung ist dosisabhängig. Für Distelöl ist ein vergleichbarer Effekt nur ansatzweise erkennbar. Die Ergebnisse werden eingehend diskutiert im Hinblick auf mögliche Mechanismen und Vorschläge für weiterführende Studien.

 


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