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Einfluss des Langzeitverzehrs eines probiotischen Bakteriums, Lactobacillus rhamnosus GG, in Milch auf den Kariesbefall und das Kariesrisiko von Kindern

Der Zusatz von Lactobacillus rhamnosus GG zur Trinkmilch wirkt sich in einer Langzeitstudie positiv auf die Zahngesundheit von Kleinkindern aus. Nach 7 Monaten ist die Kariesinzidenz insbesondere bei den 3-4-Jährigen deutlich niedriger als in der Kontrollgruppe mit gleicher Ernährung ohne den Zusatz.

Lactobacillus rhamnosus GG, ATCC 53103 (LGG), eine Subspezies von L. casei, die auch in der menschlichen Speichel- und Darmflora vorkommt, unterscheidet sich von einigen anderen Milchsäurebakterien durch homofermentative Gärung, die Saccharose und Lactose als Substrate ausschließt. In Tierexperimenten und in vitro Studien ließ sich eine Hemmwirkung gegenüber anderen Bakterienarten nachweisen, u. a. gegenüber Streptococcus mutans und Streptococcus sobrinus. LGG haftet nicht an der Zahnoberfläche und wirkt somit nicht kariogen. In verschiedenen Ländern wird LGG Milchprodukten als Probiotikum zugesetzt; es hat sich bewährt zur Stabilisierung der Darmflora.

 

In einer breit angelegten, doppelblinden- und Placebo-kontrollierten Langzeitstudie an Kleinkindern in Finnland ließ sich nach Austausch der Trinkmilch durch probiotische Milch mit LGG eine Reduktion der Infektionen der oberen Atemwege und des Magen-Darm-Trakts um 20% beobachten [Hatakka, K. et al.: Effect of long-term consumption of probiotic milk on infections in children attending day-care centres: double-blind, randomised trial. Br. Med. J., 322 (2001), 1327-1329]. Die vorliegende Arbeit beschreibt einen weiteren Teilbereich der Studie. Er gilt dem Einfluss von LGG auf die Zahngesundheit der Kinder.

 

Die Studie wird in 18 Kindertagesstätten in sozio-ökonomisch vergleichbaren Bezirken der Stadt Helsinki durchgeführt. Teilnehmer sind 594 Kinder der Altersgruppen 1-2, 3-4 und 5-6 Jahre, randomisiert aufgeteilt in je eine Test- und eine Placebogruppe. Die Testgruppen erhalten mit lebenden LGG angereicherte Milch (5-10 x 105 CFU/ml teilentrahmte pasteurisierte Kuhmilch, Gefilus?, Valio Ltd., Riihimäki Dairy, Finnland), die Placebogruppen die gleiche Milch ohne LGG-Zusatz.

Studiendauer: 7 Monate, jeweils 5 Tage/Woche. Die mittlere Tagestrinkmenge liegt bei ca. 250 ml/d (ansteigend mit dem Alter der Kinder) mit erheblichen individuellen Schwankungen, jedoch ohne signifikanten Unterschied zwischen Test und Placebo (Ausnahme: 1-2-Jährige: 248 bzw. 218 ml/d). Andere Lebensmittel oder Medikamente, die Lactobacillen enthalten, dürfen während der gesamten Studienperiode nicht eingenommen werden. Zur Auswertung kommen die Daten von 231 Kindern der Test- und 220 der Placebogruppen.

 

Vor Beginn und am Ende der Studie werden die Kinder nach WHO-Kriterien (WHO: Oral Health Surveys, Basic Methods, 1987) zahnärztlich untersucht; der DT- bzw. DMFT-Status wird ermittelt, bei kariösen Läsionen differenziert nach initial und aktiv sowie der Lokalisation am Zahn (Kaufläche, labial, oral, approximal). Plaque- und Speichelproben werden an vorgegebenen Stellen (obere Schneidezähne, Molaren, Zunge, Mundschleimhaut) jeweils 1 h nach dem Frühstück entnommen. Aus den Mischproben wird die Aktivität von S. mutans bestimmt (<100.000 CFU/ml = Klasse 0/1; >100.000 - <1.000.000 = Klasse 2; >1.000.000 = Klasse 3), aus den Speichelproben zusätzlich Protein. Die Compliance wird durch Messung der LGG-Besiedlung der Faeces ermittelt. Die Eltern werden vor Beginn und am Ende der Studie über einen Fragebogen zur häuslichen Ernährung (Mahlzeitenhäufigkeit, Zucker/Zuckeraustauschstoffe) und zu Mundhygienemaßnahmen (Fluoridtabletten, Zahnpasta mit/ohne Fluorid, Häufigkeit und Intensität des Zähneputzens mit und ohne elterliche Hilfe) befragt.

 

Am Ende der Studie zeigt sich in der Testgruppe bei allen Altersgruppen und in allen 3 Klassen der S. mutans-Ausgangswerte ein deutlicher, wenn auch nicht signifikanter Rückgang der S. mutans Besiedlung von Speichel und Plaque, während in der Placebogruppe keine Unterschiede festzustellen sind. Parallel dazu geht die Kariesinzidenz in der Testgruppe zurück; auffällig ist der Rückgang der Läsionen an den Kauflächen, insbesondere bei den 3-4-Jährigen. Im Mittel sinkt das Kariesrisiko, gestützt auf die klinischen und mikrobiologischen Untersuchungen, in der Testgruppe von 40 auf 34%, in der Placebogruppe steigt es von 39 auf 43% an. Diese Unterschiede sind signifikant. Änderungen der Ernährung und/oder der Mundhygienemaßnahmen während der Testperiode lassen sich aus den Daten des Fragebogens nicht erkennen.

 

Milch gilt wegen ihres hohen Calciumgehaltes per se als zahnschonend; die vorliegende Studie zeigt jedoch, dass der Effekt sich durch Anreicherung mit LGG noch deutlich steigern lässt. Dabei geben die Autoren zu bedenken, dass ein Zeitraum von 7 Monaten in Ländern mit flächendeckenden Fluoridierungsmaßnahmen und allgemein guter Mundhygiene für die Kariesentwicklung eher kurz ist. Vor diesem Hintergrund halten die Autoren die LGG-Anreicherung von Trinkmilch für einen vielversprechenden Ansatz zur Kariesprävention.

 


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