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Erhöht frühkindliche Karies die Wahrscheinlichkeit für Karies bei Schulkindern und Jugendlichen?

Diese systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse zeigt, dass frühkindliche Karies das Risiko für Karies der bleibenden Zähne bei Schulkindern und Jugendlichen etwa um das Dreifache erhöht. Dabei nimmt das Kariesrisiko der bleibenden Zähne mit der Anzahl kariöser Läsionen im Milchgebiss zu.

Weltweit haben mehr als eine halbe Million Kinder eine unbehandelte frühkindliche Karies

Wenn Karies an Milchzähnen bei einem Kind unter 72 Monaten auftritt, spricht man von frühkindlicher Karies (ECC). Dies betrifft weltweit etwa die Hälfte aller Kinder, wobei die Prävalenz in verschiedenen Ländern stark schwankt. 2015 hatten weltweit über 620 Millionen Kinder eine unbehandelte frühkindliche Karies; am stärksten betroffen waren ein- bis vierjährige Kinder.

Obwohl Milchzähne durch die bleibenden Zähne ersetzt werden, gilt frühkindliche Karies als potenzieller Risikofaktor für Karies im bleibenden Gebiss: Viele epidemiologische Studien lassen eine höhere Inzidenz und schwerere Karies an den bleibenden Zähnen von Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen erkennen, die eine Vorgeschichte mit frühkindlicher Karies haben.

Dies könnte daran liegen, dass kariogene Bakterien vom Milchgebiss auf die neu durchgebrochenen Zähne übergehen. Auch ungünstige soziodemografische Merkmale sowie eine schlechte Mundhygiene und Ernährung, die von Kindheit an unverändert beibehalten wurden, könnten dazu beitragen.

Ziel dieser Arbeit war, die wissenschaftliche Literatur systematisch zu sichten, um festzustellen, ob frühkindliche Karies signifikant mit der Kariesentwicklung der bleibenden Zähne bei Schulkindern und Jugendlichen assoziiert ist. Zudem sollten Zusammenhänge mit weiteren Risikofaktoren identifiziert werden.

Methodik der systematischen Literaturrecherche

Die systematische Literaturrecherche erfolgte in vier elektronischen Datenbanken sowie über eine manuelle Suche bis zum 28. Juli 2022. Studienauswahl, Datenextraktion, Bewertung des Verzerrungsrisikos, der Heterogenität und Evidenzsicherheit wurden nach gängigen wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt.

Verwendet wurden prospektive und retrospektive Kohorten- oder Fall-Kontroll-Studien mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 24 Monaten. Eingeschlossen wurden Schulkinder und Jugendliche, die bis zum Alter von fünf Jahren mindestens einmal zahnmedizinisch untersucht worden waren.

Neben der Frage, ob Karies im Milchgebiss das Kariesrisiko der bleibenden Zähne erhöht, wurden auch Zusammenhänge mit der sozioökonomischen Position der Eltern, dem Ernährungs- und Mundhygieneverhalten sowie anderen oralen Erkrankungen untersucht.

Alle Studien zeigen einen eindeutigen Zusammenhang

In die Analyse wurden zehn Studien mit insgesamt 7580 Kindern eingeschlossen, deren Milchzahngebiss im Alter von eineinhalb bis fünf Jahren untersucht worden war und zu deren Wechselgebiss im Alter von sechs bis vierzehn Jahren ein weiterer Befund vorlag.

Zwei Studien stammten aus den USA, vier aus Europa, drei aus Asien und eine aus Brasilien.

Nur eine Studie zeigte ein geringes Verzerrungspotenzial, zwei ein moderates und sieben ein hohes.

Alle zehn Studien kamen zu dem Ergebnis, dass frühkindliche Karies ein Risikofaktor für Karies im bleibenden Gebiss ist.

Drei Studien nannten Kariesindizes, die eine Zusammenführung der Daten und quantitative Analysen ermöglichten. Metaanalysen aus diesen drei Studien sprechen dafür, dass Kinder mit frühkindlicher Karies im Vergleich zu Kindern ohne Milchzahnkaries mit 3,22-fach höherer Wahrscheinlichkeit Karies entwickeln (Odds Ratio 3,22; 95 % CI 2,80 bis 3,71; p = 0,001).

Eine Studie ließ erkennen, dass dies insbesondere der Fall war, wenn sich die Läsionen der Milchzähne bis ins Dentin ausgebreitet hatten. Das Risiko stieg zudem umso stärker, je höher der Kariesindex bei den Milchzähnen war (DMFT bzw. DMFS; Anzahl der zerstörten, fehlenden oder gefüllten Zähne bzw. Oberflächen).

Im Hinblick auf Zusammenhänge zwischen der Kariesentwicklung und sozioökonomischen Merkmalen oder Verhaltensfaktoren kamen die einzelnen Studien zu widersprüchlichen Ergebnissen.

Fazit

Frühkindliche Karies erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Kariesentwicklung bei den bleibenden Zähnen deutlich. Dentinkaries erhöhte das Risiko besonders stark. Zudem bestand eine positive Korrelation zwischen der Anzahl kariöser Läsionen im Milchgebiss und dem Kariesrisiko der bleibenden Zähne. Eindeutige Zusammenhänge zwischen der Kariesentwicklung und sozioökonomischen Merkmalen oder dem Mundgesundheitsverhalten ließen sich aus den zehn eingeschlossenen Studien nicht ableiten.

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz war aufgrund des hohen Verzerrungspotenzials der meisten eingeschlossenen Studien gering, so dass die Daten mit Vorsicht zu interpretieren sind.

Das Autorenteam der Studie folgert aus den Ergebnissen, dass die Mundgesundheit in jungen Jahren einer besonderen Förderung bedarf und Strategien zur Prävention von Karies von großer Bedeutung sind.

Quellen:
___________________

Phoebe Pui Ying Lam1, Helene Chua2, Manikandan Ekambaram3, Edward Chin Man Lo4, Cynthia Kar Yung Yiu1; ckyyiu@hku.hk

1Paediatric Dentistry, Faculty of Dentistry, The University of Hong Kong, Hong Kong 999077, China; 2Auckland District Health Board, Auckland 1051, New Zealand; 3Paediatric Dentistry, Faculty of Dentistry, University of Otago, Dunedin 9016, New Zealand; 4Applied Oral Sciences & Community Dental Care, Faculty of Dentistry, The University of Hong Kong, Hong Kong 999077, China.

Does Early Childhood Caries Increase Caries Development among School Children and Adolescents? A Systematic Review and Meta-Analysis.

Int. J. Environ. Res. Public Health 2022, 19, 13459. Doi: 10.3390/ijerph192013459.


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