Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten

Gut lachen mit gesunden Zähnen

Richtige Mundhygienefür gesunde Zähne und vitales Zahnfleisch

Unbeschwert essen, trinken und lachen mit gesunden Zähnen

Ernährungsgewohnheiten und Zahngesundheit in den ersten 18 Lebensmonaten

Bei Kindern eines gutbürgerlichen Wohnviertels nahe London wird im Alter von 12 und 18 Lebensmonaten die Zahnplaque gemessen. Eine Korrelation mit dem Verzehr zuckerhaltiger Lebensmittel ist nicht nachweisbar.

Viele Autoren sehen die Zeit des Zahndurchbruchs im Säuglings- und Kleinkindalter als entscheidend für die spätere Zahngesundheit an. Mundbakterien beginnen, sich an den Zähnen festzusetzen; Mundhygiene wird erstmals eingeübt. Untersuchungen in den 80-er und 90-er Jahren des 20. Jahrhunderts belegen, dass 12 Monate alte Kinder mit sichtbarem Plaque-Besatz im Alter von 3 Jahren häufiger kariöse Läsionen aufweisen als solche, die mit 12 Monaten plaquefrei waren. Auch Zahnfleischentzündungen kommen häufiger vor. Über den Einfluss der Ernährung in dieser sehr frühen Lebensphase ist nur wenig bekannt. Die meisten Studien wurden an älteren Kindern und/oder Erwachsenen durchgeführt, wenn bereits kariöse Läsionen aufgetreten sind. Ernährungsdaten werden dann retrospektiv für einen Zeitraum erhoben, der Monate oder gar Jahre zurückliegt. Daten dieser Art sind zwangsläufig unzuverlässig. Möglicherweise erklären sich daraus auch die widersprüchlichen Literaturangaben zum Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Plaque-Besatz bzw. Zahnkaries bei Kindern.

Die vorliegende Studie wird prospektiv geplant. Sie findet statt in Epsom, einer urbanen Ansiedlung im südwestlichen Einzugsbereich von London, geprägt von Familien der oberen Mittelschicht (>50% social classes I and II). Epsom führt keine Trinkwasser-fluoridierung durch. Die Eltern/Sorgeberechtigten aller Kinder, die in einer Klinik in einem Zeitraum von 13 Monaten geboren wurden, werden zur Teilnahme aufgefordert. Bei Zusage erhalten sie jeweils zwei Wochen vor Vollendung des 6., 12. und 18. Le-bensmonats des Kindes einen detaillierten Ernährungsfragebogen mit der Bitte, an zwei Werktagen und einem Wochenendtag aufzuzeichnen, wann, was und wieviel ihr(e) Kind(er) an Speisen und Getränken zu sich nimmt/nehmen, wobei die Lebens-mittelmengen gewogen oder in haushaltsüblichen Maßen angegeben werden. Zum 2. und 3. Bogen (12 bzw. 18 Monate) kommt ein Fragebogen zur Mundhygiene des Kin-des hinzu. Eine geschulte Ernährungsberaterin prüft die Angaben auf Plausibilität und Vollständigkeit; die Mahlzeitenfrequenz und die Verzehrshäufigkeit von 19 vorgegebe-nen Lebensmittelgruppen wird berechnet. Mit 12 und 18 Monaten werden die Kinder nach den WHO-Guidelines for Basic Oral Health Surveys mit Spiegel und Licht auf Zahnplaque und ggf. kariöse Läsionen untersucht, jeweils unterteilt in mesiolingual, mesiobukkal, distolingual und distobukkal. Zur Sicherstellung der Reproduzierbarkeit wird die Untersuchung in einem Kindergarten an 2- bis 3-Jährigen wiederholt, wobei zwei Untersucher in Abständen von einer Woche ein identisches Programm absolvieren. Die Übereinstimmung (?-Wert) liegt für Karies bei 0,96, für Plaque bei 0,89.

163 Kinder nehmen an der Endauswertung teil. Im Alter von 12 Monaten findet sich bei 18% (n = 30), im Alter von 18 Monaten bei 25% (n = 41) der Kinder Plaque an der Zahnoberfläche; der Unterschied ist signifikant. Auch die befallenen Flächen der einzelnen Zähne sind bei den älteren Kindern größer als bei den jüngeren. Karies wird bei keinem der Kinder gefunden.

Im Alter von 12 Monaten putzen 90%, nach 18 Monaten bereits 96% der Kinder regelmä??ig die Zähne, davon 51 bzw. 40% einmal am Tag und 36 bzw. 52% mehrmals am Tag. 44 bzw. 68,5% der Kinder erhalten dabei Hilfe von Erwachsenen, der Rest putzt 'allein'. Bei 84 bzw. 99% der Kinder wird fluoridierte Zahnpasta verwendet. 7% der Kinder (n=12) haben Fluo-ridsupp-lemente erhalten; zum Zeitpunkt der letzten Be-fragung (18 Monate) sind es noch 8 Kinder. Kinder, die Hilfe beim Zähneputzen erhalten, haben weniger Plaque an der Zahnoberfläche als Kinder, die ihre Zähne selbst putzen. Der Unterschied ist jedoch nur im Alter von 12 Monaten signifikant und auch dann nur schwach. Eine Korrelation zwischen der Verwendung von Fluoridzahnpasta oder -supplementen und der Inzidenz von Zahnplaque lässt sich nicht feststellen.

Die Kinder nehmen zu allen drei Untersuchungszeitpunkten (6, 12, 18 Monate) knapp 7-mal pro Tag (6,8 +/-1,8) Nahrung einschließlich Getränke, ggf. nur Wasser, zu sich. Zuckerhaltige Lebensmittel (mit Ausnahme von Milchzucker) verzehren sie mit 6, 12 bzw. 18 Monaten 3-,1-, 4- bzw. 4,5-mal pro Tag, ohne Unterschied nach Geschlecht oder sozialer Herkunft der Kinder. In allen Altersgruppen besteht eine signifikante Korrelation zwischen der Häufigkeit der Nahrungsaufnahme und der Plaque-Inzidenz, nicht jedoch zur Art der aufgenommenen Nahrung, z. B. Zucker. Auch ein Zusammen-hang zwischen der Häufigkeit des Zähneputzens und der Plaque-Bildung kann nicht festgestellt werden.

Die Ergebnisse der Studie sind nicht ohne weiteres auf alle Kinder übertagbar, da die teilnehmenden Kinder nicht repäsentativ für die Bevölkerung sind. Es handelt sich vorwiegend um Kinder aus Familien der sozialen Oberschicht, bei denen sorgfältige Mundhygiene und die regelmäßige Verwendung von Fluoridzahnpasta verbreiteter ist als im Durchschnitt der Bevölkerung. Daraus erklärt sich möglicherweise auch die un-erwartet schwache Korrelation zwischen Mundhygiene und Plaque-Inzidenz. Um so bemerkenswerter erscheint den Autoren, dass dennoch bereits jedes 4. Kind im Alter von 18 Monaten deutliche Plaque-Beläge erkennen lässt.

 


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