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Fluorid-Aufnahme, Fluoridretention und Remineralisations-Wirkung einer hochkonzentrierten Fluoridlösung bei Zahnschmelzläsionen <i>in situ</i>

Die einmalige Applikation hochkonzentrierten Fluorids (<i>elmex fluid</i>) fördert in einer Placebo-kontrollierten in situ Studie die Fluoridretention im Zahnschmelz und die Remineralisation initialer kariöser Läsionen. Entscheidend für die Remineralisation ist jedoch die Speichelflussrate.

Es ist allgemein anerkannt, dass die lokale Fluoridapplikation die Demineralisation von Dentin und Zahnschmelz hemmt und die Remineralisation fördert. Unklarheit besteht über die Wirkung einer einmaligen Gabe hochkonzentrieren Fluorids. Der Vermutung, dass Fluorid die Oberfläche initialer kariöser Läsionen verschließen und so die Remineralisation hemmen könnte [Øgaard, B.: Effects of fluoride on caries development and progression in vivo. J. Dent. Res., 69 (1990), 813-819] stehen Studien gegenüber, in denen Fluorid-Lack und -Gel, einmal im Verlauf von 2 Jahren aufgetragen, den Kariesbefall deutlich reduzierten [Helfenstein, U., Steiner, M.: Fluoride varnishes (Duraphat): a meta-analysis. Comm. Dent. Oral Epidemiol., 22 (1994), 1-5].

 

Die vorliegende Placebo-kontrollierte, randomisierte Doppelblindstudie im Crossover Verfahren soll prüfen, wie weit eine einzige Fluoridapplikation die Zusammensetzung des Zahnschmelzes und damit das Kariesrisiko in situ beeinflussen kann.

 

18 Testpersonen (TP) aus der Region Freiburg/Breisgau (minimaler Fluorgehalt im Trinkwasser) werden ausgewählt (15 weibl. und 3 männl., Alter: 18-50 Jahre). Sie müssen folgende Kriterien erfüllen: mindestens 20 Zähne im Gebiss, angemessene Mundhygiene (Zähneputzen >=2 x/d), Speichelfluss nach Stimulation >=0,7 ml/Min., hohe Pufferkapazität (CRT Puffer Test), keine pathologischen Veränderungen in der Mundhöhle einschl. Zahnfleisch, während der Testzeit keine Zahnbehandlung, keine Schwangerschaft, keine Stillzeit. Fluoridierte Zahnpflegemittel dürfen während der Testzeit und 30 Tage davor nicht verwendet werden. Der DMFT28 der TP liegt zwischen 3 und 21.

 

Testsubstanz ist elmex fluid eine Aminfluoridlösung mit 10.000ppm Fluorid (9.250 aus Olaflur und 750 aus Dectaflur) sowie Süßungsmitteln, Aromastoffen und Wasser; pH-Wert: 3,9. Als Placebo dient eine Lösung aus Süßungsmitteln, Aromastoffen, Emulgator, Konservierungsstoffen, Farbstoff und KOH zur Einstellung des pH-Wertes auf 6,9 (beide Lösungen: GABA International AG, Münchenstein, Schweiz).

 

Der Test erstreckt sich über 2 Perioden von je 4 Wochen (Cross-over) mit einer 1-wöchigen Auswaschphase vor Testbeginn und einer weiteren zwischen den beiden Perioden. Testmaterial sind Schmelzproben von Rinderschneidezähnen. Von jedem Zahn werden 4 Proben präpariert, je 2 für die Perioden 1 und 2. Die Hälfte der Proben (n = 180) wird mit dünnen Klebebandstreifen so fixiert, dass 2 Fenster entstehen. Alle Proben werden in einer Phosphatlösung bei pH 5,0 demineralisiert, das Klebeband wird entfernt und jeweils 1 Fenster mit Syntac classic verschlossen (Kontrolle). Die Proben mit Fenster dienen der mikroradiographischen Messung der Remineralisation, die ohne Fenster der Bestimmung von löslichem und strukturgebundenem Fluorid.

 

Die Proben werden auf intra-oralen Vorrichtungen angeordnet, jeweils 10 Proben von 5 Zähnen, von jedem Zahn eine mit und eine ohne Fenster (= 2 x 18 Vorrichtungen für 2 Testperioden). Bei Testbeginn werden die Proben für 20 Sek. mit 0,2 ml der Test- bzw. der Placebo-Lösung bepinselt und auf der bukkalen Seite des Unterkiefers der TP befestigt. Die Vorrichtung wird nur zu den Mahlzeiten und beim Zähneputzen herausgenommen; um Plaque-Wachstum zu verhindern, wird sie 2 x/d ohne Zahnpasta gebürstet. Nach 5 Min., 7, 14, 21 und 28 Tagen werden jeweils beide Proben eines Zahns herausgenommen, mit destilliertem Wasser abgespült und bis zur Analyse bei 100% Luftfeuchtigkeit gelagert.

 

KOH-lösliches Fluorid steigt mit elmex fluid nach 5 Min. von 0,6 auf 11,5 µg/cm2, fällt etwas ab und bleibt mit 1,5 µg/cm2 am Ende des Tests (28. Tag) signifikant über dem Ausgangswert. Das strukturgebundene Fluorid liegt während der gesamten Messperiode um ein Vielfaches über dem Ausgangswert; es steigt bis zum 21. Tag kontinuierlich an und geht dann geringfügig zurück. Als mögliche Ursache für den raschen Anstieg wird die Bildung von Fluorhydroxyapatit mit Calciumphosphat im demineralisierten Zahnschmelz genannt. In der Placebogruppe bleiben lösliches und strukturgebundenes Fluorid während der gesamten Testperiode nahezu unverändert. Speichelfluss und Fluoridretention korrelieren indirekt.

 

Der Mineralstoffverlust der Kontrollen beträgt 2.072 ± 353 vol% x µm, die Läsionstiefe 77.3 ± 11.6 µm. Beide Parameter verbessern sich in der Testperiode kontinuierlich; die Remineralisation ist mit elmex fluid ab Tag 7 signifikant, der Rückgang der Läsionen tendenziell höher als mit Placebo. Remineralisation und Speichelflussrate korrelieren direkt.

 

Nach den vorliegenden Ergebnissen kann auch eine einmalige Fluoridgabe die Remineralisation des Zahnschmelzes fördern, wobei die Reproduzierbarkeit mit einer 2. Applikation nach 2-3 Monaten überprüft werden sollte. Entscheidend für die Remineralisation des Zahnschmelzes dürfte jedoch die individuelle Speichelflussrate sein.


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