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Karieserfahrung und Risikoindikatoren bei portugiesischen Erwachsenen

In einer retrospektiven Querschnittsstudie unter mehr als 9.000 Erwachsenen, die in einer Zahnklinik in Lissabon behandelt wurden, zeigte sich, dass eine überwältigende Mehrheit von 91 Prozent der Teilnehmenden Karieserfahrung hatte. Die Identifikation von individuellen Risikoindikatoren könnte den Weg für eine maßgeschneiderte orale Prävention durch öffentliche Gesundheitsprogramme bereiten.

Risikoindikatoren für Zahnkaries sind vielfältig

Zahnkaries ist in der Bevölkerung ungleich verteilt. Das Risiko für Karies wird durch zahlreiche verschiedenen Faktoren beeinflusst, z. B. dem Vorhandensein von kariogenen Bakterien, einer ungünstigen Ernährungsweise, Fluoridierung des Wassers, Mundhygienegewohnheiten, Zahnarztangst, Rauchgewohnheiten, dem Bildungsniveau und dem sozioökonomischen Status.

Genaue Kenntnisse dieser Faktoren auf Bevölkerungsebene tragen zu gezielten Strategien und Richtlinien zur Förderung der Mundgesundheit bei. Aus diesem Grund wurde in dieser Studie retrospektiv eine Stichprobe von erstmalig aufsuchenden Patienten in einer portugiesischen Universitäts-Zahnklinik analysiert. Das Ziel war, die Karieserfahrung zu erfassen und Risikoindikatoren in der untersuchten Population zu identifizieren.

Sequenzielle Untersuchung von mehr als 9.000 Personen

Zwischen Januar 2016 und März 2020 wurden alle zustimmenden Patientinnen und Patienten, die erstmals zur zahnärztlichen Behandlung in eine Referenzzahnklinik der Universität in der Metropolregion Lissabon kamen, in die Studie aufgenommen.

Beim ersten Termin beantworteten sie einen Fragbogen, in dem unter anderem Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, Beschäftigungsstatus, allgemeine Krankengeschichte und Medikation, BMI, Rauchgewohnheiten, Alkoholkonsum, Mundhygienegewohnheiten und die Zeit seit dem letzten Zahnarztbesuch erfasst wurden. Ihr Mundraum wurde klinisch begutachtet und der Kariesindex (DMF) bestimmt. Zusätzlich wurden Röntgenaufnahmen angefertigt.

Durch deskriptive statistische Analysen und logistische Regressionsanalysen wurden Risikoindikatoren für Zahnkaries ermittelt.

9 von 10 Personen haben Karieserfahrung

Eine endgültige Stichprobe von 9.349 Teilnehmern (5.592 Frauen, 3.757 Männer) im Alter von 18 bis 99 Jahren wurde eingeschlossen.

52 Prozent von ihnen hatten angegeben, im letzten Jahr einen Zahnarzt aufgesucht zu haben, davon 46 Prozent aufgrund von Beschwerden, 28 Prozent für eine Routineuntersuchung und 19 Prozent wegen Schmerzen. 80 Prozent gaben an, ihre Zähne zwei- bis dreimal täglich zu putzen, aber nur 37 Prozent reinigten auch die Zahnzwischenräume.

Nur knapp 2 Prozent der Teilnehmenden bewerteten ihre Zähne als ausgezeichnet, 43 Prozent als gut und 47 Prozent als schlecht oder sehr schlecht. Mit 54 Prozent bewertete die Mehrheit ihr Zahnfleisch als gut.

91 Prozent der Teilnehmenden hatten Karieserfahrung, davon waren 60 Prozent Frauen. Männer hatten signifikant mehr kariöse Zähne (p < 0,001) und weniger gefüllte Zähne (p < 0,001) als Frauen. Fehlende Zähne wurden bei beiden Geschlechtern gleich häufig gefunden (p = 0,842). In der Altersgruppe zwischen 25 und 44 Jahren war die durchschnittliche Anzahl kariöser Zähne mit 6,9 am höchsten.

Indikatoren für ein höheres Kariesrisiko

In multivariablen logistischen Analysen wurden folgende Indikatoren für ein höheres Kariesrisiko identifiziert (Vergleichsgruppe: Studierende):

  • Alter (OR = 1,01; 95 % CI 1,00–1,02)
  • Beruf: Erwerbstätige (OR = 2,94, 95 % CI 2,37–3,65), Arbeitslose (OR = 3,35, 95 % CI 2,40–4,67), Rentner (OR = 2,55, 95 % CI 1,66–3,91)
  • BMI: Übergewicht (OR = 1,52, 95 % CI 1,18–1,96) und Adipositas (OR = 1,36, 95 % CI 1,02–1,81)
  • selbstberichteter Zahnstatus: schlecht (OR = 2,14, 95 %-CI 1,40–3,28) und sehr schlecht (OR = 1,79, 95 % CI 1,13–2,82)

Fazit

Die Ergebnisse zeigen neben der Identifikation von Risikofaktoren für Karies die Bedeutung des Gesundheitssystems für die Mundgesundheit auf: In Portugal erfolgt die zahnmedizinische Versorgung hauptsächlich durch Privatpraxen. Im Jahr 2005 wurde ein öffentliches Mundgesundheitsprogramm gestartet, das „Zahngutscheine“ für Kinder, Jugendliche und gefährdete Gruppen bereitstellt. Diese werden hauptsächlich für den Besuch privater Praxen verwendet, was zeigt, dass die derzeit angebotene zahnärztliche Versorgung durch das portugiesische Gesundheitssystem nicht ausreicht, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden.

Quellen:
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Guerreiro E1, Botelho J1,2, Machado V1,2, Proença L1,2, Mendes JJ1,2, Manso AC1; eguerreiro@egasmoniz.edu.pt

1Clinical Research Unit (CRU), Egas Moniz Center for Interdisciplinary Research, Egas Moniz-School of Health and Science, 2829-511 Almada, Portugal; 2Evidenced-Based Hub, Egas Moniz Center for Interdisciplinary Research, Egas Moniz-School of Health and Science, 2829-511 Almada, Portugal.

Caries Experience and Risk Indicators in a Portuguese Population: A Cross-Sectional Study.

Int J Environ Res Public Health. 2023 Jan 31;20(3):2511. Doi: 10.3390/ijerph20032511.


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