Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten

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Mikroorganismen auf Zähnen und Zunge von Kleinkindern

Auf Zähnen und Zunge von randomisiert ausgewählten Säuglingen und Kleinkindern werden 38 Spezies von Mikroorganismen identifiziert, darunter kariogene, z. B. <i>Streptococcus mutans</i>, und periodontalpathogene. Die Besiedlungsdichte ist auf der Zunge höher als an den Zähnen.

Voraussetzung für die Manifestation von Zahnkaries und Periodontitis ist die Besiedlung der Mundhöhle mit den jeweiligen Erregern. Neuere Untersuchungsmethoden deuten darauf hin, dass diese Besiedlung zu einem früheren Zeitpunkt erfolgt als bisher angenommen. Mit der klassischen Bestimmungsmethode (Anlage von Zellkulturen) wurde(n) Streptococcus mutans, hauptverantwortlich für Karies, zwischen dem 19. und 31., Erreger von Periodontalerkrankungen nicht vor dem 30. Lebensmonat erkannt. Mit molekulargenetischen Methoden auf der Basis der Polymerase-Kettenreaktion (polymerase-chain reaction = PCR) lassen sich letztere bereits bei Säuglingen nachweisen [McClellan, D. L. et al.: Age and prevalence of Porphyromonas gingivalis in children. J. Clin. Microbiol., 34 (1996), 2017-2019; Lamell, C. W. et al.: Acquisition and colonization stability of Actinobacillus actinomycetemcomitans and Porphyromonas gingivalis in children. J. Clin. Microbiol., 38 (2000), 1196-1199]. Der Anteil der Kinder mit zahnpathogener Mundflora in der Bevölkerung und der Zeitpunkt der Erstmanifestation sind nicht bekannt.

 

Ziel der vorliegenden Studie ist die Identifizierung der Mundflora von Säuglingen und Kleinkindern nach dem Zahndurchbruch (Alter: 6-36 Mon.) in einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe und die Assoziation mit initialer oder manifester Karies. Die qualitative und quantitative Bestimmung der Mikroorganismen erfolgt mit einer für epidemiologische Studien entwickelten DNS-Hybridisationsmethode [Socransky, S. S. et al.: ?Checkerboard? DNA-DNA-hybridization. Bio Techniques, 17 (1994), 788-793].

 

Aus dem Impfregister der Insel Saipan werden je 200 Kinder im Alter von 6-18 und 19-36 Mon. randomisiert ausgewählt; mit den Familien von 214 Kindern (53%) kann Kontakt aufgenommen werden, 171 nehmen an der Studie teil (Gr. 1, 6-18 Mon.: n = 57; Gr. 2, 19-36 Mon.: n = 114). Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Kinder gesund sind und mindestens 1 Zahn durchgebrochen ist. Die Kinder werden eingehend auf Karies untersucht (weiße Flecke auf dem unteren Drittel der Zahnkrone, Hypoplasie der Schneideflächen der Zahnkrone, kariöse Läsionen im Schmelz).

 

Mit sterilen Zahnstochern werden Speichelproben von den Zähnen entnommen, bei kariesfreien Kindern an der Frontseite des rechten, oberen Schneidezahns nahe dem Zahnfleisch, bei Kindern mit Karies aus der Läsion oder von einem weißen Fleck. Von der Zungenoberfläche wird Speichel mit einem flachen Holzstäbchen abgenommen.

 

38 aerobe und anaerobe Mikroorganismen werden in den Speichelproben identifiziert, am häufigsten Lactobacillus acidophilus (Zähne/Zunge: Gr. 1 und 2, 67/80 und 79/87% der Kinder), gefolgt von S. mitis (Gr. 1 und 2: 67/78 und 74/78% der Kinder). S. mutans wird in Gr. 1 bei 55/70 und in Gr. 2 bei 75/69% der Kinder nachgewiesen. Alle Spezies kommen in beiden Altersgruppen vor; es besteht eine Assoziation zwischen der Besiedlung der Zähne und der Zunge. Die Häufigkeit ist unterschiedlich; eine Altersabhängigkeit lässt sich nur für wenige Spezies erkennen. Im Mittel ist die Besiedlung der Zunge höher als die der Zähne.

 

Kariogene Mikroorganismen sind in beiden Altersgruppen häufiger als Erreger von Periodontalerkrankungen. Auch bei den jüngeren Kindern sind Letztere jedoch deutlich vertreten, insbesondere auf der Zunge (A. actinomycetemcomitans: 30%; Prevotella intermedia: 29%, P. gingivalis: 23%; B. forsythus: 11%; Treponema denticola: 36%).

 

Die Kariesprävalenz der untersuchten Kinder steigt mit dem Alter; sie ist in beiden Gruppen vergleichsweise hoch: 28% der jüngeren und 72% der älteren Kinder haben mindestens einen kariösen oder decalcifizierten Zahn. Bei den jüngeren Kindern besteht eine direkte Korrelation zur Besiedlung des ?Zahnspeichels? mit S. sobrinus, S. oralis, S. intermedius, S. pneumoniae, M (P). micros, A. israelii, A. naeslundii und P. denticola (p <0,05, für A. israelii p <0,01), bei den älteren zu S. mutans (p <0,01). Ein Kariesbefall von >2 Zähnen korreliert in Gr. 2 signifikant (p <0,05), in Gr. 1 tendenziell mit der S. mutans-Besiedlung auf Zähnen und Zunge.

 

Die Befunde werden diskutiert im Zusammenhang mit den Ergebnissen anderer Studien. Übereinstimmend sind die auf Zähnen und Zunge angesiedelten Spezies, auffallend hingegen die Häufigkeit der kariogenen Streptokokken S. mutans und S. sobrinus und einiger Bakterien, die für Periodontalderkrankungen verantwortlich gemacht werden, auch bei sehr jungen Kindern.

 

Der Einfluss der Bestimmungsmethode auf P. gingivalis und andere mögliche Erreger von Periodontalerkrankungen muss genauer geprüft werden. Sie wurden in Zellkulturen seltener nachgewiesen als mit Immunfluoreszenz oder DNS-Hybridisation. Neu ist auch die hohe Besiedlungsrate der Zunge bereits bei Säuglingen und die gute Übereinstimmung mit den entsprechenden Daten aus dem Zahnspeichel. Die Autoren vermuten auf der Zungenoberfläche einen Biofilm, auf dem sich insbesondere anaerobe Bakterien ansiedeln als Reservoir für die mit den Zähnen assoziierte Mundflora. Sollte sich die frühe Besiedlung mit Erregern von Periodontalerkrankungen bestätigen, so müssen sie als Teil der symbiotischen Mundflora angesehen werden; sie stellen damit eine endogene Infektion dar.


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