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Prospektivstudie zum Einfluss des Mundspülens nach dem Zähneputzen auf die Zahnkaries

Die Kariesprävalenz litauischer Schulkinder steigt bei regelmäßigem, überwachtem Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta nach 3 Jahren um die Hälfte weniger an als bei Kindern ohne diese Intervention. Das Mundspülen nach dem Zähneputzen ist dabei von untergeordneter Bedeutung.

Die kariesprotektive Wirkung von Fluoridgaben in die Mundhöhle ist unbestritten. Die Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta wird deshalb insbesondere für Kinder uneingeschränkt empfohlen. Einige Studien deuten darauf hin, dass der Effekt geringer ist, wenn die Zahnpastareste nach dem Zähneputzen gründlich mit Wasser ausgespült werden als wenn diese Maßnahme unterbleibt. Ein Kausalzusammenhang zwischen Mundspülen und Kariesprävalenz lässt sich aus den vorliegenden Untersuchungen jedoch nicht erkennen. Eine Prospektivstudie, bei der alle übrigen Parameter möglichst konstant gehalten werden, könnte darüber Auskunft geben.

 

In der Stadt Kaunas/Litauen wird diese Studie mit 10-12-jährigen Schulkindern durchgeführt. Die Fluoridkonzentration im Trinkwasser beträgt in Kaunas 0,16 mg/l; die Kariesprävalenz ist hoch. Testpersonen sind Schüler von 3 Schulen mit jeweils mindestens 4 Parallelklassen, in denen keine weiteren Kariespräventions-Programme durchgeführt werden. 407 Kinder nehmen an der Eingangsuntersuchung teil; zur Auswertung kommen die Daten von 276 Kindern.

 

In Schule A und B putzen die Kinder 1 x täglich unter Aufsicht für jeweils 3 Min. gründlich die Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta (Colgate Great Regular Flavour, 1.500 ppm F), in Schule A folgt eine Mundspülung mit 150 ml Wasser; in Schule B sind die Kinder angehalten, nach dem Zähneputzen nur den überflüssigen, mit Zahnpasta vermischten Speichel auszuspucken ohne Verwendung von Wasser. Zahnbürsten, Zahnpasta und in Schule A Becher werden für die Verwendung zu Hause für die ganze Familie zur Verfügung gestellt. In Schule C erfolgt keine Intervention (Kontrolle). Da fast alle in Litauen verkauften Zahnpasten fluoridiert sind, ist davon auszugehen, dass auch diese Kinder mit fluoridhaltiger Zahnpasta in Berührung kommen. In keiner der Testschulen stehen Mundhygienemaßnahmen auf dem Stundenplan.

 

Die Kinder der 3 Schulen nehmen einmal pro Jahr an einer zahnärztlichen Untersuchung teil. Dabei wird der DMFS-Status anhand klinischer Parameter und die sicht-bare Plaque an den Zähnen 11, 16, 31 und 36 ermittelt. Bei der Eingangs- und Ab-schlussuntersuchung (nach 3 Jahren) wird zusätzlich eine Röntgenaufnahme des ge-samten Gebisses angefertigt. Die hohe Ausfallquote (32% der ursprünglich teilneh-menden Kinder erscheinen nicht mehr zur Abschlussuntersuchung) ist teilweise durch Vorbehalte der Eltern gegenüber Röntgenuntersuchungen verursacht; sie verteilt sich gleichmäßig auf alle 3 Schulen.

Die Eingangswerte der klinischen Untersuchung liegen mit 16,2±8,8 DMFS, davon 16,1±8,8 DFS und 13,2±7,8 DS sehr hoch mit geringfügig niedrigeren Werten in Schule C als in den beiden anderen Schulen. Über das Röntgenbild werden 5,6±4,0 DMFS ermittelt (keine Unterschiede zwischen den Schulen). Der DMFS-Anstieg nach 3 Jahren beträgt in Schule A, B und C für alle mit klinischen Methoden ermittelten Läsionen einschließlich solcher, die noch keine Kavitäten erzeugt haben, 6,8 (5,3-8,3), 6,2 (4,6-7,8) und 12,4 (10,6-14,1), für neue Kavitäten allein 3,0 (2,2-3,9), 3,4 (2,6-4,2) und 5,2 (4,1-6,4). Die Unterschiede zwischen den Interventionsschulen (A und B) und der Kontrollschule (C) sind hochsignifikant (p <0,001), die Unterschiede zwischen den beiden Interventionsschulen zeigen eine Tendenz auf; statistisch sichern lassen sie sich nicht. Der radiographisch ermittelte DMFS-Anstieg liegt zwischen 2,6 (Schule B) und 3,5 (Schule C); der Unterschied zwischen den Schulen ist nicht signifikant.

 

Alter und Geschlecht der Kinder spielen für den DMFS-Anstieg während der Studienperiode keine Rolle, wohl aber der Ausgangs-DMFS-Status. Im oberen Viertel des Ausgangs-DMFS ist die Wahrscheinlichkeit für einen weiterhin starken Anstieg mehr als 4 x höher als im unteren Viertel. Die Teilnahme der Kinder an der Interventions-maßnahme (Compliance) ist in beiden Interventionsschulen befriedigend. Gemessen an den Teilnahme-Tagen schneidet Schule B besser ab als in Schule A, gemessen an der Plaque-Häufigkeit auf den untersuchten Zahnoberflächen lässt sich kein Unterschied feststellen. Sie geht in beiden Schulen von ca. 70% zu Beginn auf ca. 11% am Ende der Studie zurück.

 

Die Bedeutung der Ergebnisse wird ausführlich diskutiert im Hinblick auf die Empfehlung, nach dem Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta den Mund nicht mit Wasser zu spülen, um den kariesprotektiven Effekt des Fluorids nicht zu schmälern. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass regelmäßiges Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta per se so viel bewirkt, dass der mögliche, in jedem Fall aber geringe Zusatzeffekt durch den Verzicht auf das nachfolgende Mundspülen vernachlässigt werden kann.

 

Das von den meisten Kindern bevorzugte Mundspülen nach dem Zähneputzen beeinträchtigt unter den Bedingungen dieser Studie den kariesprotektiven Effekt nicht. Zur Absicherung oder Widerlegung der Empfehlung, diese Gewohnheit zu unterlassen, wären nach Ansicht der Autoren weitere Prospektivstudien mit modifiziertem Studiendesign erforderlich.


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