Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten

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Risikoindikatoren für die Abnutzung der Zähne bei neuseeländischen Schulkindern

In einer Querschnittstudie an repräsentativ ausgewählten Schulkindern (5-8 Jahre) werden Abnutzungsgrad und Dentinverlust der Milchzähne gemessen. Ein Zusammenhang mit der aktuellen Ernährung der Kinder lässt sich nicht sichern, möglicherweise aber mit der Dauer der Brusternährung (< bzw. >12 Monate).

Die Abnutzung der Zahnoberfläche (tooth wear) ist ein multifaktorieller, physiologischer Vorgang. Er findet im Milchgebiss ebenso statt wie im bleibenden Gebiss. Ätiologisch lassen sich 3 Faktoren unterscheiden, 2 physikalische und ein chemischer: Das Reiben der Zähne aneinander in Abwesenheit anderer Substanzen (= attrition), der Abrieb von Zahnschmelz durch harte Lebensmittel, Zahnbürste u. ä. (= abrasion) und die säureinduzierte Lösung von Substanzen aus der Zahnoberfläche, ggf. mit Freilegung von Dentin (= erosion). Als Auslöser für Letztere kommen Säuren aus Lebensmitteln, Arzneimitteln und der Umwelt infrage oder Magensäure, mit der die Zähne durch gastroösophagealen Reflux oder Bulimie in Berührung kommen.

 

Im Milchgebiss ist wegen der höheren Löslichkeit und der geringeren Schichtdicke des Zahnschmelzes Erosion vorherrschend, an den Kanten der Schneidezähne auch Abrieb. Über Häufigkeit und Risikofaktoren ist nur wenig bekannt. Die vorliegende Studie geht dieser Frage nach.

 

190 repräsentativ aus verschiedenen Schulen der Stadt Dunedin/Neuseeland und der umgebenden Region ausgewählte Kinder im Alter von 5-8 Jahren werden mit einem Schreiben an die Eltern zur Teilnahme eingeladen. 104 Kinder (= 56%) nehmen an der Studie teil, davon 51 Jungen und 53 Mädchen. In der Schulzahnklinik Dunedin werden die Eckzähne und die primären Molaren des Milchgebisses buccal, occlusal und lingual auf Abnutzung untersucht und die Befunde einer Skala von 0 (= keine Veränderung an der Zahnoberfläche erkennbar) bis 4 (Zahnpulpa oder sekundäres Dentin freigelegt) zugeordnet nach der Methode von Smith und Knight, Brit. Dent. J., 156 (1984), 435-438, für Kinder adaptiert von Millward, A. et al. Zur Auswertung werden die Daten in 2 Gruppen zusammengefasst, ?schwere Abnutzung? (3-4 Punkte) und ?geringere Abnutzung? (0-2 Punkte). Kariöse und gefüllte Zähne bleiben unberücksichtigt.

 

Über einen Elternfragebogen werden der Zeitpunkt des Abstillens (< bzw. >12 Monate), die Gabe von Obstsaft und ähnlichen Getränken mit der Flasche, auch vor dem Einschlafen, Aufstoßen und Erbrechen sowie häufiges Zähneknirschen in den ersten Lebensjahren und der aktuelle Verzehr von Zitrus- und anderen Früchten, Obstsaft, Erfrischungsgetränken, Joghurt und Sauergemüse (pickles) ermittelt.

 

82% der untersuchten Kinder haben mindestens einen Milchzahn, bei dem Dentin sichtbar ist; am stärksten betroffen sind die oberen Eckzähne, gefolgt von den oberen ersten Molaren. Bei mehr als der Hälfte dieser Kinder liegt Dentinverlust (cupping of the dentine) vor; bei 29 Kindern (27,9%) ist die Kaufläche eines Zahns oder mehrerer Zähne schwer abgenutzt. Beide Seiten des Gebisses sind gleichermaßen betroffen. Das Geschlecht der Kinder spielt für Zahnabnutzung keine Rolle.

 

48 Kinder wurden früh entwöhnt, die restlichen erst nach dem 12. Lebensmonat. Schwere Zahnabnutzung (3-4 Punkte) wird bei Letzteren signifikant seltener beobachtet als bei Ersteren (14,3 bzw. 27,9%; p <0,05). Eine Korrelation zum Verzehr saurer Lebensmittel und Getränke ergibt sich nicht, mit einer Ausnahme: Dentinverlust im rechten oberen Milch-Molaren tritt bei Kindern, die 2-3 x pro Woche Zitrusfrüchte zu sich nehmen, häufiger auf als bei Kindern, die nur selten Zitrusfrüchte verzehren (p <0,05).

 

Die Zahl der Kinder mit einem Abrieb der Zahnoberfläche bis zum Dentin liegt weit höher als bei vergleichbaren Studien anderer Autoren. Als mögliche Erklärung werden Risikofaktoren/unzureichende Schutzfaktoren im Umfeld der Kinder in Neuseeland und/oder methodische Unterschiede bei der Erfassung der Zahnabnutzung diskutiert. Die Intensität der Zahnabnutzung - stärkste Erosion an den Eckzähnen und den ersten Molaren im Oberkiefer - entspricht früheren Befunden.

 

Zur Bedeutung der Ernährung in der Säuglings- und frühen Kleinkindzeit für den Abnutzungsgrad der Milchzähne im frühen Schulalter liegen vergleichbare Studien nicht vor. Die Ergebnisse dieser Studie deuten auf einen Schutz der Milchzähne bei längerer Stilldauer (>12 Monate); eine Prospektivstudie könnte die Ursache klären: vermehrte Milchaufnahme der gestillten Kinder, höhere Aufnahme anderer Getränke bei nicht gestillten Kindern oder eine Kombination beider Faktoren.

 

Die Autoren werten als weiteres wichtiges Ergebnis der Studie, dass zwischen dem pH-Wert der aktuell verzehrten Speisen und Getränke und der Zahnabnutzung kein Zusammenhang erkennbar ist. Die Korrelation zwischen dem Verzehr von Zitrusfrüchten und dem Dentinverlust in einem Zahn wird diskutiert im Zusammenhang mit Studien anderer Autoren an Jugendlichen, für die widersprüchliche Ergebnisse vorliegen. Für weiterführende Untersuchungen wären standardisierte Methoden hilfreich, die es erlaubten, auch kleine Veränderungen an der Zahnoberfläche eindeutig zu klassifizieren.


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