Wurzelkaries betrifft vor allem ältere Menschen
Weltweit ist etwa ein Drittel der älteren Bevölkerung von Wurzelkaries betroffen, weshalb man auch von „Alterskaries“ spricht. Entsprechend steigt die Prävalenz von Karies an freiliegenden Wurzeloberflächen mit dem demografischen Wandel.
Ein höheres Risiko für die Erkrankung besteht bei älteren Menschen, schlechter Mundhygiene, geringem sozioökonomischen Status und Rauchern. Als vorbeugende Maßnahmen werden u. a. fluoridhaltige Lösungen und Lacke sowie Zahnpasten empfohlen.
Im Gegensatz zur Karies der Zahnkronen lagen nur wenige detaillierte Untersuchungen über die Wirksamkeit von Kombinationen verschiedener vorbeugender Maßnahmen für Wurzelkaries vor. Deshalb haben die Autoren neben einer systematischen Sichtung vorliegender randomisierter Kontrollstudien Netzwerk-Metaanalysen vorgenommen, mit denen mehr als zwei gleiche oder ähnliche Behandlungen aus verschiedenen klinischen Studien miteinander verglichen werden können. Daraus kann auch die relative Wirksamkeit von kombinierten Behandlungen abgeschätzt werden. Zu den Interventionen zählten professionell oder selbst lokal angewendete fluoridhaltige Produkte wie Zahnpasten, Mundspülungen, Lacke oder Gele.
Sowohl beim Zahnarzt als auch zu Hause kann Wurzelkaries vorgebeugt werden
Neun klinische Studien mit insgesamt 4.030 Teilnehmern, die meisten von ihnen älter als 60 Jahre, behandelten die Fragestellung. Drei davon stammten aus Hong Kong, zwei aus den USA und je eine aus Kanada, den Niederlanden, Schweden und Großbritannien. Sie wurden in den Jahren 1987 bis 2017 durchgeführt und hatten Nachbeobachtungszeiten von ein bis vier Jahren.
Die Netzwerk-Metaanalyse zeigte, dass nach zwei Jahren Anwendung im Vergleich zur Kontrollgruppe alle professionellen Maßnahmen Wurzelkaries verhinderten. Diese umfassten eine jährliche Applikation von Silberdiaminfluorid (SDF, 38 %) mit und ohne folgende Kaliumiodid-Behandlung (KI) oder eine Patientenaufklärung über Mundgesundheit, eine vierteljährliche Applikation von Fluorid-Lack (NaF, 5 %) oder eine halbjährliche Applikation von Phosphat-Fluorid-Gel (APF, 1,2 %). Am wahrscheinlichsten wurde eine Zahnwurzelkaries durch jährlich angewendete SDF-Lösung in Kombination mit einer Aufklärung über Mundgesundheit vermieden. Da zwischen den professionell angewendeten Maßnahmen keine signifikanten Unterschiede zu beobachten waren, kann in Ländern, in denen SDF nicht verwendet wird, das viermal jährliche Auftragen eines NaF-Lackes als gleichwertig betrachtet werden.
Unter den zu Hause durchführbaren Maßnahmen wirkte tägliches Zähneputzen mit 1100 bis 1500 ppm Fluorid vorbeugend gegen Wurzelkaries, ebenso der tägliche Gebrauch einer Mundspüllösung mit 0,05 Prozent Natriumfluorid sowie die Kombination aus beidem. Die Kombination schützte am besten vor der Entwicklung von Wurzelkaries, übertroffen wurde der Effekt nur noch durch eine höher konzentrierte Mundspüllösung mit 0,2 Prozent Natriumfluorid.
Übersicht über wirksame Maßnahmen, ihrer Effektivität nach absteigend angeordnet:
Professionelle Maßnahmen | Eigenmaßnahmen |
1. Jährliche Applikation von 38 % SDF + Aufklärung über Mundgesundheit | 1. Mundspülung mit 0,2 % NaF |
2. Jährliche Applikation von 38 % SDF | 2. Zahnpasta mit 1100-1500 ppm NaF + Mundspülung mit 0,05 % NaF |
3. Viermal jährlich 5 % NaF | 3. Zahnpasta mit 1100-1500 ppm NaF + Mundspülung mit 250 ppm Aminfluorid / Zinnfluorid |
4. Halbjährlich 1,2 % APF | 3. Zahnpasta mit 1100-1500 ppm NaF + NaF-Tabletten (1,66 mg) |
5. Jährliche Applikation von 38 % SDF + KI | 5. Zahnpasta mit 1100-1500 ppm NaF + Spülen mit Zahnpasta-Schlämme |
| 6. Zahnpasta mit 1100-1500 ppm NaF |
| 7. Mundspülung mit 0,05 % NaF |
Die Autoren weisen darauf hin, dass es sich um die erste verfügbare Netzwerk-Metaanalyse zur Vorbeugung von Wurzelkaries durch topische Fluoride handelt. Sie konnten ihre Analyse nur auf wenige Studien beziehen und der Grad der Evidenz muss aufgrund von Heterogenität der Studien und geringen Fallzahlen als gering bewertet werden. Zudem blieben Einflussfaktoren wie fluoridiertes Trinkwasser, Rauchen oder das Tragen von Zahnprothesen unbeachtet.
Dennoch lässt sich aus der Analyse ableiten, dass alle beim Zahnarzt eingesetzten Methoden zur Vorbeugung und eine Reihe von zu Hause anwendbaren Maßnahmen vorbeugend gegen Wurzelkaries wirken.
Quellen:
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Zhang J, Sardana D, Li KY, Leung KCM, Lo ECM; edward-lo@hku.hk
The University of Hong Kong, Hong Kong.
Topical Fluoride to Prevent Root Caries: Systematic Review with Network Meta-analysis.
J Dent Res. 2020 May;99(5):506-513. doi: 10.1177/0022034520906384.