Viele Lebensbereiche nehmen Einfluss auf die körperliche Aktivität

Körperliche Aktivität findet typischerweise im Haushalt, im Beruf oder in der Schule sowie bei aktiver Fortbewegung und Freizeitaktivitäten wie Sport statt. Verschiedene Studien deuten an, dass die körperliche Aktivität in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat: In mehreren Bereichen, mit Ausnahme von Sport- und Freizeitaktivitäten scheint es zu erheblichen Rückgängen gekommen zu sein. Berufe mit hoher körperlicher Belastung haben ab- und Berufe mit geringer Belastung zugenommen. Auch die Fortbewegung hat sich vom Gehen und Radfahren weg verlagert. Die körperliche Aktivität in der Freizeit und beim Sport hat dagegen besonders bei Frauen zugenommen. Dies macht es schwierig, eindeutige Aussagen darüber zu treffen, wie sich die körperliche Aktivität in der Vergangenheit entwickelt hat.

Auf der anderen Seite erleichtern tragbare Geräte wie Schrittzähler und andere Fitness-Tracker, deren Gebrauch in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat, die Erfassung der körperlichen Aktivität.

Erfassung von Trends

Das Hauptziel dieser Studie war es, festzustellen, ob es aus Querschnittsstudien Hinweise auf zeitliche Trends bei der körperlichen Aktivität gibt, die diese zu verschiedenen Zeitpunkten mit tragbaren Geräten bewertet haben. Ein sekundäres Ziel war die Quantifizierung der Veränderungsrate der körperlicher Aktivität. Dafür wurde eine systematische Literaturrecherche von englischsprachigen Studien durchgeführt, die in PubMed, SPORTDiscus und Web of Science indexiert wurden. Anschließend wurden Daten aus mehreren Studien aggregiert und auf spezifische Faktoren wie Geschlecht, Alter und körperliche Aktivität (Schritte pro Tag) hin untersucht.

In den Industrieländern hat die körperlichen Aktivität abgenommen

Von 16 geeigneten wissenschaftlichen Studien, die zwischen 1995 und 2017 durchgeführt wurden, wurde jeweils die erste und letzte Datenerhebung analysiert. Diese umfassten insgesamt 56.650 Personen aus acht verschiedenen Ländern in Europa (Norwegen, Tschechische Republik, Dänemark, Griechenland und Schweden), Asien (Japan) und Nordamerika (Kanada und USA). Die durchschnittliche Studiendauer betrug 9,4 Jahre.

Elf der 16 Studien zeigten einen Rückgang der körperlichen Aktivität. Insgesamt betrachtet betrug die Effektstärke -0,285 (95 % KI = -0,383 bis -0,185, p < 0,001), wobei die Heterogenität der Studien relativ hoch war. Es konnte jedoch ausgeschlossen werden, dass eine einzelne Studie die Ergebnisse wesentlich beeinflusste.

Signifikante Rückgänge wurden sowohl bei Männern als auch bei Frauen beobachtet (p < 0,001), ohne sichtliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Ebenso gab es bei Kindern (p = 0,020) und Jugendlichen (p < 0,001) rückläufige Trends. In Studien, bei denen Schritte pro Tag gemessen worden waren, betrug die durchschnittliche Veränderung im Verlauf der Studie minus 1118 Schritte pro Tag (p < 0,001). Bei Jugendlichen war die Veränderung mit minus 2278 Schritten pro Tag am größten (p < 0,001).

Bei Kindern hatte die Zahl der Schritte pro Tag in einem Jahrzehnt durchschnittlich um 823 (95 % KI = -837 bis -809), bei Heranwachsenden um 1497 (95 % KI = -1519 bis -1475) und bei Erwachsenen um 608 (95 % KI = -613 bis -604) abgenommen.

Dramatische Zunahme von Bildschirmzeiten

Messungen durch tragbare Geräte zufolge ist die körperliche Aktivität in acht Industrienationen über einen Zeitraum von 22 Jahren insgesamt gesunken, insbesondere bei Jugendlichen.

Die Veränderungen waren bei Männern und Frauen ähnlich. Bei Kindern unter elf Jahren waren sie weniger ausgeprägt als bei Jugendlichen und Erwachsenen. Die durchschnittliche Reduktion um 1118 Schritte pro Tag bei Erwachsenen entspricht einer Verringerung von elf Minuten täglichen Gehens mit moderater Intensität, bei Jugendlichen sogar um etwa 22 Minuten.

Die Autoren führen Studien an, die darauf hinweisen, dass die beobachteten Veränderungen bei Jugendlichen durch die dramatische Zunahme von Bildschirmzeiten und der Nutzung von Internet, Smartphones und sozialen Medien verursacht worden sein könnten. Auch der Schulweg wird heutzutage seltener zu Fuß oder mit dem Rad bewältigt.

Bei Erwachsenen deuten Studien an, dass Computer, Fernsehen und eine vermehrte motorisierte Fortbewegung den Trend zu weniger körperlicher Aktivität begleiten.

Quellen:
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Conger SA¹, Toth LP², Cretsinger C³, Raustorp A⁴, Mitáš J⁵, Inoue S⁶, Bassett DR³; scottconger@boisestate.edu  

¹Department of Kinesiology, Boise State University, Boise, ID; ² Department of Clinical and Applied Movement Sciences, University of North Florida, Jacksonville, FL; ³Department of Kinesiology, Recreation, and Sport Studies, University of Tennessee, Knoxville, TN; ⁴Department of Food, Nutrition, and Sport Science, University of Gothenburg, Gothenburg, Sweden; ⁵Faculty of Physical Culture, Palacký University, Olomouc, Czech Republic; ⁶Department of Preventive Medicine and Public Health, Tokyo Medical University, Tokyo, Japan.

Time Trends in Physical Activity Using Wearable Devices: A Systematic Review and Meta-analysis of Studies from 1995 to 2017.

Med Sci Sports Exerc. 2022 Feb 1;54(2):288-298. doi: 10.1249/MSS.0000000000002794.