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Übergewicht bei international adoptierten Kindern in Schweden: eine bevölkerungsorientierte Studie

Junge Schweden, die als Kleinkinder aus Übersee adoptiert wurden, unterscheiden sich in ihrem Gewichtsverhalten voneinander, je nach Herkunftsland, und von Gleichaltrigen, deren biologische Eltern aus Schweden stammen. Bei der Neigung zu Übergewicht scheinen genetische Faktoren eine wichtige Rolle zu spielen.

Mangelernährung in der Foetal- und/oder Säuglingsperiode gilt nach Untersuchungen an Betroffenen unterschiedlicher ethnischer Herkunft als Risikofaktor für

Übergewicht und in seiner Folge nicht-insulinpflichtigen Diabetes, Hypertonie und Fettstoffwechselstörungen. Personen, die als Kleinkinder aus sozioökonomischen Problemregionen in Wohlstandsländer adoptiert werden, könnten dieses Merkmal erfüllen. Hinzu kommt, dass sich bei ihnen neben der Umstellung von Nahrungsmangel auf unlimitierten Zugang zu Lebensmitteln auch das gesamte psychosoziale und physische Lebensumfeld abrupt ändert. Diese Besonderheit macht international Adoptierte zu einem interessanten ?Modell? für die Erforschung ätiologischer Faktoren der Adipositas.

 

In Schweden ist der Anteil international Adoptierter bezogen auf die Gesamtbevölkerung höher als in jedem anderen westlichen Land. Bevölkerungsweite Studien zur Prävalenz von Übergewicht sind jedoch weder aus Schweden noch aus einem anderen Aufnahmeland bekannt. Die vorliegende Studie soll diese Lücke schließen.

Studienbevölkerung sind junge Männer der Geburtsjahrgänge 1973-1977, die in den Jahren 1990-1994 in Schweden gemeldet sind (n = 275.026, davon 2.400 international Adoptierte, mehrheitlich aus Chile, Kolumbien, Indien, Sri Lanka, Südkorea und Thailand, und 9.453 Immigranten, die als Kinder mit ihren biologischen Eltern nach Schweden kamen). Ausgewertet werden Daten der Musterungsuntersuchung für das schwedische Militär der Jahre 1990-1995 (Einheimische: n = 234.647, Immigranten: n = 4.023, Adoptierte: n = 2.094). Folgende Parameter werden für die Studie herangezogen: Körpergewicht (kg), Größe (cm), Körpermasse-Index/BMI (kg/m²), Muskelstärke, ermittelt aus einer Kombination aus Händedruck, Arm- und Kniebeugung/ -streckung als grobe Orientierung für Muskelmasse bzw. fettfreie Körpermasse. Übergewicht ist definiert als BMI >25 kg/m². Die Adoptierten kamen im Alter von 1,7±2 Jahren, die Immigranten im Alter von 10,9±5,1 Jahren nach Schweden.

 

Die Kinder schwedischer Eltern sind größer und schwerer als die Adoptierten und die Immigranten, unabhängig von deren Herkunftsland (179,5±14,1 cm; 71,6±11,1 kg KG), beim BMI (22,2±3,1 kg/m²) und beim Übergewicht (14,1%) liegen sie im mittleren Bereich. Die Adoptierten sind kleiner und leichter mit signifikanten Unterschieden je nach Herkunftsregion beim Körpergewicht (Lateinamerika/ Südostasien/ Ostasien: 66,9±11,7/ 58,9±9,7/ 63,0±9,6 kg KG), nicht jedoch bei der Körpergröße (Lateinamerika/ Südostasien/ Ostasien: 169,5±6,3/ 168,4±6,3/ 169,9±6,0 cm). Entsprechend sind BMI und Übergewicht am höchsten bei den Adoptierten aus Lateinamerika (23,2±3,5 kg/m²; 21,5%) und am niedrigsten bei den Adoptierten aus Südostasien (20,8±3,8 kg/m²; 8,4%). Die Aufschlüsselung der Adoptierten aus Lateinamerika ergibt die höchsten Werte für die Herkunftsländer Chile (23,9±4,0 kg/m²; 28,6%; n = 623) und Peru (23,7±4,0 kg/m²; 31,3%; n = 32). Die Muskelkraft, u. a. abhängig von der Körperlänge, ist bei den Adoptierten aller Herkunftsregionen niedriger als bei den Einheimischen; nach Division der jeweiligen Werte durch die Körperlänge sind die Unterschiede nur noch marginal.

 

In einem logistischen Regressionsmodell mit Übergewicht bei international Adoptierten als abhängige und Herkunftsregion bzw. -land als bestimmende Variable wird die Wahrscheinlichkeit (odds ratio = OR) für Übergewicht im Vergleich mit Einheimischen (OR = 1.00) berechnet. Sie ist am höchsten für Adoptierte aus Peru (3,21) und Chile (2,47); Ecuador (1,20) folgt mit Abstand. Die entsprechenden Werte für Adoptierte aus Südost- und Ostasien liegen mit 0,3-0,8 weit unter dem Referenzwert, d. h. die Übergewichtsprävalenz ist bei Adoptierten aus diesen Ländern geringer als bei Gleichaltrigen, deren biologische Eltern aus Schweden stammen.

 

Die Messdaten der Immigranten entsprechen tendenziell denen der Adoptierten. Die Mittelwerte für Immigranten aus Lateinamerika (n = 532, davon Chile n = 390) betragen 172,6 cm; 69,2 kg KG; 23,2 kg/m²; 21,8%, die für Immigranten aus Südostasien/Ostasien (n = 66/ 112) 170,8/ 169,4 cm; 62,8/ 60,3 kg KG; 21,5/ 21,0 kg/m²; 12,1/ 7,1 %. Die Werte für die Muskelkraft sind nahezu identisch mit denen der Adoptierten gleicher Herkunftsregion.

 

Die Autoren sehen in den Ergebnissen einen deutlichen Hinweis auf genetische Faktoren bei der Entwicklung von Übergewicht. Die 2-3 x höhere Prävalenz bei Adoptierten aus Chile (28,6%) im Vergleich zu denen aus Südkorea (10,9%) und Indien (8,8%) lässt sich mit Unterschieden im sozioökonomischen Status der Herkunftsfamilie und/oder dem Adoptionsalter allein nicht erklären. Offensichtlich haben die indigenen Völker des amerikanischen Kontinents eine genetische Veranlagung für Übergewicht, die in anderen Ethnien so nicht gegeben ist. Die etwas niedrigere Übergewichtsrate der Immigranten aus Chile im Vergleich zu den Adoptierten (21,8 bzw. 28,6%) könnte sich aus ihrer sozialen und ethnischen Herkunft erklären; Erstere kommen vorwiegend aus der Mittelschicht mit europäischen Vorfahren, Letztere eher aus einheimischen Volksgruppen. Die Hypothese, wonach international Adoptierte wegen der höheren Wahrscheinlichkeit frühkindlicher Mangelernährung generell ein höheres Übergewichtsrisiko haben, bestätigt sich in dieser Studie nicht.


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