Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten

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Verhütung der vorzeitigen Übertragung v. <i>Streptococcus mutans</i> auf den Säugling durch prof. Zahnreinigung u. Behandl. mit Chlorhexidinlack bei der Mutter

Die Übertragung von Streptococcus mutans aus dem Speichel der Mutter auf das Kleinkind lässt sich bei hoher Besiedlungsdichte durch regelmäßige Behandlung des mütterlichen Gebisses mit Chlorhexidinlack eindämmen.

Der Karies-Auslöser Streptococcus mutans (MS) wird im frühen Säuglings- und Kleinkindalter durch Speichel von der Mutter auf das Kind übertragen. Nach Untersuchungen verschiedener Autoren beherbergen Kleinkinder meist denselben MS-Serotyp wie ihre Mutter. Je dichter die MS-Besiedelung der Mundhöhle bei der Mutter ist, desto früher erfolgt die Infektion beim Kind mit dem Risiko, Karies zu entwickeln. Epidemiologische Studien in verschiedenen Ländern zeigen eine Korrelation der Karies-Prävalenz zwischen Müttern und ihren Kindern.

 

Ernährungsmaßnahmen und die mechanische Entfernung der Plaque können die MS-Besiedelung der Mundhöhle kurzzeitig reduzieren, für eine langfristige Hemmung reichen sie nicht aus. Einen längerdauernden Schutz bietet die Behandlung der Zähne mit Chlorhexidin (CHX). Dabei werden die Zahnoberflächen mit einem CHX-Lack überzogen. Die vorliegende Studie überprüft den Effekt einer derartigen Behandlung junger Mütter mit hoher MS-Besiedelung auf den MS-Status ihrer Kinder in den ersten beiden Lebensjahren.

 

Testpersonen (TP) sind 44 Frauen im Alter von 25 bis 41 Jahren, die in der Universitäts-Frauenklinik Tübingen entbunden haben. Aus Speichelproben wird die MS-Besiedelung ermittelt mit Hilfe der Dentocult SM Strip mutans (DSM) Analyse (Orion Diagnostics, Finnland). Nach der Zahl der koloniebildenden Einheiten (colony forming units = CFU) /ml Speichel werden die TP eingeteilt in Testgruppe (CHX: >=105 CFU = DSM 2-3; n = 16), Positivkontrolle (PC: >=105 CFU = DSM 2-3; n = 13) und Negativkontrolle (NC: <105 CFU = DSM 0-1; n = 15). PC hat die gleiche, hohe MS-Besiedelung wie CHX, die Frauen wollen/können aber aus persönlichen Gründen an der Behandlung nicht teilnehmen. Alle TP erhalten in Abständen von jeweils 6 Monaten detaillierte Informationen zur Bedeutung der MS als Risikofaktor für Karies und zu Zahnhygiene und anderen Präventionsmaßnahmen (Ernährung, Fluoridierung). Die Studie beginnt zwischen dem 20. und 137. Lebenstag der Kinder und endet mit dem 2. Geburtstag.

 

Zu Studienbeginn werden Zähne und Zahnzwischenräume der CHX-Mütter pro-fessionell gereinigt, getrocknet und mit 40%-igem CHX-Lack versiegelt. Überflüssiges CHX wird nach 15 Min. mechanisch mit Wasser entfernt. Der Vorgang wird alle 3 Monate wiederholt, wobei jeweils vor der Reinigung eine Speichelprobe entnommen wird zur MS-Bestimmung.

 

Von allen Kindern werden zu Studienbeginn (vor dem ersten Zahndurchbruch) und in Abständen von jeweils 6 Monaten Speichelproben entnommen und nach DSM und der Mitis Salivarius Bacitracin (MSB) Agar Analyse [Gold, O. G. et al., Arch. Oral Biol., 18 (1973), 1357-1364] auf MS untersucht, nach dem Durchbruch des ersten Milchzahns zusätzlich Plaque-Proben, die ebenfalls nach der MSB Agar Analyse untersucht werden. Am Ende der Studie wird die MS-Kolonisation auf den interproximalen Zahnoberflächen der Kinder bestimmt mit Hilfe des Streptococcus mutans approximal plaque index = SMAPPI; 0 = keine sichtbare MS-Kolonie auf der Agar-Platte; 1-2 = 1-10 Kolonien; ..... 8/10 = nicht mehr auszählbar.

 

Die MS-Besiedelung des mütterlichen Speichels, gemessen am DSM-Stand, geht in der CHX-Gr. von Studienbeginn (DSM 2-3) bis Studienende bei mehr als der Hälfte der TP deutlich zurück: DSM 0: 4 Mütter, DSM 1: 5 Mütter, DSM 2-3: 7 Mütter. Die PC-Mütter verbleiben bei DSM 2-3, in der NC-Gruppe hat sich die MS-Besiedelung bei 4 Müttern erhöht (3 x DSM 2, 1 x DSM 3).

 

Bei den Kindern findet sich bei der Eingangsuntersuchung im Speichel kein MS (MSB und DSM-Methode). Im Alter von 12, 18 und 24 Mon. sind in der CHX-Gr. 9, 20 und 18, in der PC-Gr. 14, 34 und 69 und in der NC-Gruppe 0, 0 und 7% der Kinder positiv (DSM >1). Berücksichtigt werden nur Kinder, bei denen mindestens 1 Zahn durchgebrochen ist (nach 24 Mon. 100%). Der Unterschied zwischen PC und den bei-den anderen Gruppen ist statistisch signifikant (p <0,05). Die MSB-Analyse der Plaque-Proben zeigt im Alter von 12, 18 und 24 Mon. für 0, 14 und 19% der CHX-Kinder, 13, 26 und 55% der PC-Kinder und 0, 7 und 20% der NC-Kinder positive MS-Werte. Zwischen SMAPPI-Index (berechnet aus den Daten der MSB Agar Analyse der kindlichen Speichel- und Plaqueproben) und DSM im kindlichen bzw. im mütterlichen Speichel am Ende der Studie besteht weitgehende Übereinstimmung. Die Autoren sehen darin eine Bestätigung der Zuverlässigkeit der einfacher zu handhabenden DSM-Methode.

 

Die Ergebnisse bestätigen den günstigen Effekt der CHX-Behandlung bei hoher MS-Besiedelung, auch hinsichtlich der Übertragung der MS-Infektion von Pflegepersonen (Mutter) auf Säuglinge und Kleinkinder. Der Anteil MS-positiver Kinder dieser Mütter liegt in der vorliegenden Studie am Ende des 2. Lebensjahrs in der gleichen Größenordnung wie bei Müttern mit von Natur aus niedriger MS-Besiedelung.


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