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Wirksamkeit zweier Fluoridierungsmaßnahmen auf das Fortschreiten der Erosion von menschlichem Zahnschmelz und Dentin in vitro

Die Remineralisation von Zahnschmelz und Dentin durch Fluoride wird in einem in vitro Modell nach erodierender Demineralisation geprüft. Der Effekt ist in beiden Zahnkompartimenten signifikant, im Dentin stärker als im Zahnschmelz.

Zahnerosion ist in der Bevölkerung weit verbreitet. In der Schweiz wurde in einer Untersuchung bei ca. 30% der 26-30-Jährigen und bei >40% der 45-50-Jährigen mindestens ein an der Kaufläche, bei 8 bzw. 13% der Untersuchten mindestens ein an den Außenflächen schwer erodierter Zahn ermittelt. Die Inzidenz steigt auf >90% in Risikogruppen mit hohem Säurekontakt der Zähne, z. B. bei Bulimie (Magensäure) oder bei überreichlichem Verzehr säurereicher Früchte und anderer säurereicher Lebensmittel, z. B. bei Rohköstlern.

 

Wenn die Empfehlung zur Änderung der Essgewohnheiten allein nicht erfolgversprechend ist, z. B. bei Essstörungen oder gastroösophagealem Reflux, sind andere Präventivmaßnahmen zum Schutz der Zahnoberfläche erforderlich. Fluoride haben sich bewährt sowohl zum Schutz vor kariösen Zahnläsionen als auch zur Remineralisierung vorhandener Läsionen; über ihren Einfluss auf säureinduzierte, nicht kariöse Erosionen liegen nur wenige Untersuchungen vor. Quantitative Angaben zum Fluorid-Effekt fehlen in der Regel; hinzu kommt, dass häufig nur oberflächliche Läsionen im Zahnschmelz gemessen wurden, nicht tiefere, die das Dentin einbeziehen.

 

Die vorliegende Studie prüft in einem Modell mit zyklischer De- und Remineralisierung den Effekt zweier unterschiedlicher Fluoridierungs-Maßnahmen auf die Erosion von Zahnschmelz und Dentin. Als Untersuchungsmaterial dienen Weisheitszähne (n = 50), die vor dem Durchbruch extrahiert wurden und somit keinen Kontakt zum Mikrokosmos der Mundhöhle (Mundflora, Speichel etc.) hatten. Die Zähne stammen von Personen aus einer Region mit <=0,3 ppm Fluorid im Trinkwasser.

 

Von jedem Zahn werden 3 Schnitte angefertigt, parallel zur Oberfläche. Aus der Hälfte der Zähne wird Zahnschmelz isoliert (400mm Dicke), aus der anderen Hälfte Dentin (700 mm Dicke). Der Mineralstoffgehalt der Zahnschmelz- und Dentinproben wird mikroradiologisch ermittelt nach einer Methode von de Josselin de Jong et al. [Caries Research, 22 (1988], 153-159). Die De- und Remineralisation der Proben erfolgt nach folgendem Schema:

Demineralisierung: Eintauchen der Proben in eine 0,05 molare Zitronensäurelösung; pH-Wert: 2,3 bei konstant 37°C für 10 Min. unter leichtem Rütteln; Abspülen mit klarem Wasser. Der Vorgang wird 6 x pro Tag an 5 aufeinanderfolgenden Tagen wiederholt. Die Säurebelastung entspricht der bei extremen Ernährungsgewohnheiten; sie ist wesentlich stärker als im Verlauf eines kariösen Prozesses.

 

Remineralisierung:

1. Kontrolle: keine weitere Behandlung,

2. Auftragen einer Aufschlämmung von Zahnpasta mit 0,15% Fluorid aus NaF 3 x täglich für jeweils 5 Min.,

3. zusätzlich zur Maßnahme 2: Eintauchen in eine Fluorid-Lösung (Olaflur SnF2; 0,025% F-) 3 x täglich für jeweils 5 Min. An den Tagen 1 und 3 wird jeweils eine Zahnpasta-Behandlung durch eine Gelfluoridierung (Olaflur NaF; 1,25% F-) ausgetauscht.

 

Zahnschmelz: Am 1. Tag lässt sich noch kein Unterschied im Mineralstoffverlust zwischen den Gruppen feststellen, bereits ab dem 2. Tag ist der Mineralstoffverlust in den Gruppen 2 und 3 signifikant geringer als in Gruppe 1 (p <=0,05; ab Tag 4 p <=0,001), am 5. und letzten Tag ist auch der Unterschied zwischen Gruppe 2 und 3 signifikant; die maximale Reduktion des Mineralstoffverlustes ist jedoch mit ca. 20% in Gruppe 3 gegenüber Gruppe 1 relativ gering.

 

Dentin: Am 1. Tag lässt sich ebenfalls noch keine Wirkung der Fluoridierung erkennen, der Unterschied zwischen Gruppe 1 und 2 ist erst am 5. Tag signifikant; der Mineralstoffverlust ist dann in Gruppe 2 um ca. 10% niedriger als in der Kontrollgruppe.

Anders in Gruppe 3: Die intensive Fluoridierung führt bereits am 2. Tag zu signifikanter Reduktion des Mineralstoffverlustes, ab dem 3. Tag bleibt er konstant; d. h. trotz der aggressiven Säurebehandlung findet keine weitere Erosion statt. Am Ende der 5-Tage-Periode liegt der Mineralstoffverlust um über die Hälfte niedriger als in Gruppe 1 (60,2 ± 17,8mm bzw. 136,7 ± 16,4mm). Die Differenz ist hochsignifikant.

 

Die Studie bestätigt die günstige Wirkung der lokalen Fluorid-Applikation auf Erosionen im Zahnschmelz und - noch mehr - im Dentin. Die alleinige Verwendung von fluoridierter Zahnpasta reicht bei Personen mit hohem Risiko allerdings nicht aus. Die Mechanismen der Demineralisierung durch Säure und mögliche Wirkungsmechanismen von Fluorid werden diskutiert, wobei die mechanische Belastung in vivo (Zähnebürsten, Kauen) zusätzlich zu berücksichtigen ist.

 

Die Autoren befürworten intensive Fluoridierungsmaßnahmen über die regelmäßige Verwendung von fluoridierter Zahnpasta hinaus. In vivo Untersuchungen unter klinischen Bedingungen mit unterschiedlichen Fluoridzubereitungen und -applikationsformen sind erforderlich um die effektivsten Maßnahmen herauszufiltern.

 


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