Wurzelkaries betrifft vorwiegend Erwachsene mittleren und höheren Alters
Unter Wurzelkaries versteht man Karies am Zement und Dentin der Zahnwurzel unterhalb des Zement-Schmelz-Übergangs. Sie entsteht meist im mittleren und höheren Lebensalter durch freiliegende Zahnhälse im Rahmen einer Parodontitis. Die Prävalenz unbehandelter Wurzelkaries bei erwachsenen Menschen ab 40 Jahren lag in den Jahren 2017 bis 2020 in den USA bei über zehn Prozent. Daher sucht man nach Möglichkeiten zur Vorbeugung dieser Erkrankung.
Als multifaktorielle Erkrankung wird Wurzelkaries hauptsächlich mit fermentierbaren Kohlenhydraten, kariogenen Bakterien im oralen Mikrobiom und individuellen Merkmalen wie dem Alter, dem sozioökonomischen Status, Rauchen, Zahnfleischrückgang und der Mundhygiene in Verbindung gebracht. Eine schlechte Mundhygiene ist darüber hinaus ein gemeinsamer Risikofaktor für Wurzelkaries, Koronarkaries und Parodontitis. Es ist bekannt, dass die Reinigung der Zahnzwischenräume das Risiko für Gingivitis und Parodontitis verringert.
Studien kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen
Die wenigen Studien, die bislang Zusammenhänge zwischen der Reinigung der Zahnzwischenräume und Wurzelkaries beleuchten, kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Deshalb wurde hier anhand einer landesweit repräsentativen Stichprobe untersucht, ob die Reinigung der Zahnzwischenräume bei älteren Erwachsenen in den USA mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung unbehandelter Wurzelkaries verbunden ist.
Dafür wurden Daten aus der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) der Jahre 2015 – 2016 und 2017 – 2018 von 6.217 Erwachsenen ab 40 Jahren verwendet. Die Teilnehmenden wurden je nach Häufigkeit ihrer Interdentalreinigung in drei Gruppen eingeteilt: keine, an ein bis drei Tagen pro Woche oder an vier bis sieben Tagen pro Woche. Zusammenhänge wurden mithilfe eines gewichteten multivariablen logistischen Regressionsmodells analysiert. Dabei wurden verschiedene Faktoren berücksichtigt, darunter soziodemografische Merkmale, allgemeines Verhalten, Gesundheitszustand, Beschwerden im Mundraum, Mundgesundheitsverhalten und Ernährungsfaktoren. Zudem erfolgten geschichtete Subgruppenanalysen nach Alter und Geschlecht.
Wurzelkaries bei mehr als 15 Prozent der Teilnehmenden
Von den 6.217 Probanden führte knapp ein Viertel (22,9 %) keine Interdentalreinigung durch, mehr als die Hälfte (52,4 %) dagegen an vier bis sieben Tagen pro Woche.
Die Prävalenz unbehandelter Wurzelkaries lag bei 15,3 Prozent. Am höchsten war sie mit 27,2 Prozent bei denjenigen, die keine interdentale Reinigung durchführten. Sie war umso niedriger, je regelmäßiger eine Interdentalreinigung durchgeführt wurde: Bei ein bis drei Tagen pro Woche betrug sie 14,4 Prozent und bei vier bis sieben Tagen pro Woche 10,6 Prozent.
Die Interdentalreinigung an mindestens vier Tagen pro Woche verringerte die Wahrscheinlichkeit für unbehandelte Wurzelkaries um 33 Prozent (Odds Ratio 0,67; 95 % CI 0,52−0,85), in der Altersgruppe von 40 bis 64 Jahren sogar um 40 Prozent (Odds Ratio 0,60; 95 % CI 0,43−0,83). Bei Männern über 65 Jahren war kein Zusammenhang zwischen der Interdentalreinigung und Wurzelkaries zu beobachten.
Neben der Zahnzwischenraumreinigung waren weitere Faktoren signifikant mit unbehandelter Wurzelkaries verbunden: Alter, Familieneinkommen, Rauchen, vorangegangene Wurzelrestaurierungen, die Anzahl der Zähne, unbehandelte Kronenkaries sowie die Häufigkeit von Zahnarztbesuchen.
Schutz durch weniger Plaque und gesünderes Zahnfleisch
Die Interdentalreinigung könnte Wurzelkaries vorbeugen, indem dabei Plaque entfernt werden, die mit einer herkömmlichen Zahnbürste schwer zu erreichen sind. Das beugt Parodontalerkrankungen vor, so dass sich das Risiko freiliegender Wurzeloberflächen verringert.
Häufigkeit ist wichtiger als die Methode
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine Reinigung der Zahnzwischenräume an weniger als vier Tagen pro Woche wahrscheinlich unwirksam ist. Zudem scheint die Reinigungsmethode von untergeordneter Bedeutung zu sein, da sich diesbezüglich keine Unterschiede gezeigt haben. Da es sich um eine Querschnittsstudie handelt, lassen sich aus den Ergebnissen Zusammenhänge ablesen, man kann daraus aber nicht auf Ursachen schließen.
Quellen:
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Shi L1, Zhu Z2, Tian Q1, He L3; helibohz@hotmail.com.
1Department of Stomatology, Xiaoshan Affiliated Hospital of Wenzhou Medical University, Hangzhou, Zhejiang, China; 2Clinical Research Center, Xiaoshan Affiliated Hospital of Wenzhou Medical University, Hangzhou, Zhejiang, China; 3Department of Stomatology, Xiaoshan Affiliated Hospital of Wenzhou Medical University, Hangzhou, Zhejiang, China.
Association of Interdental Cleaning and Untreated Root Caries in Adults in the United States of America.
Int Dent J. 2023 Jun 12:S0020-6539(23)00071-0. doi: 10.1016/j.identj.2023.04.004.