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Zusammenhänge zwischen Stillen und frühkindlicher Karies

Ein systematischer Review mit Metaanalysen zeigt, dass die Dauer des Stillens Zusammenhänge mit der Entstehung von frühkindlicher Karies aufweist. Vor allem Stillen über ein Jahr hinaus sowie in der Nacht erhöhen das Risiko für Karies im Milchzahngebiss.

Der Zusammenhang zwischen Stillen und Karies im Milchzahngebiss ist unklar

Frühkindliche Karies (early child caries, ECC) ist die häufigste orale Erkrankung bei Kindern: Weltweit haben 514 Millionen Kinder – 43 Prozent aller Kinder bis sechs Jahre – Karies an den Milchzähnen. Frühkindliche Karies kann rasch fortschreiten und eine Behandlung im Krankenhaus unter Vollnarkose erforderlich machen. Die Erkrankung ist multifaktoriell und wird stark vom sozioökonomischen Status beeinflusst. Andere Einflussfaktoren sind z. B. die Ausbildung der Mutter, die Einstellung zur Mundgesundheit, Zahnschmelzdefekte, das orale Mikrobiom und Ernährungsgewohnheiten.

Stillen ist einer der am meisten diskutierten Risikofaktoren für frühkindliche Karies. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Säuglinge sechs Monate lang ausschließlich zu stillen und darüber hinaus zwei Jahre oder länger ergänzend zu stillen. Fachorganisationen warnen jedoch vor uneingeschränktem nächtlichem Stillen nach dem Durchbruch des ersten Milchzahns, da es das Kariesrisiko erhöht.

Mehrere systematische Übersichtsarbeiten haben den Zusammenhang zwischen Stillen und frühkindlicher Karies untersucht, sind jedoch zu teils widersprüchlichen Ergebnissen gekommen. Das liegt unter anderem an der Qualität und dem Design der zugrunde liegenden Untersuchungen. In diesem systematischen Review wurde deshalb ein besonderer Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit gelegt. Er bezieht nur longitudinale Beobachtungsstudien ein, insbesondere Kohorten- und Fallkontrollstudien. Neben der Frage, wie sich Stillen auf die Kariesentstehung bei Kindern auswirkt, untersucht der Review die Prävalenz von Zahnkaries bei Vorschulkindern, die unterschiedlich lange und nachts gestillt wurden.

Vergleich von gestillten und nicht gestillten Vorschulkindern

Es erfolgten eine Suche in fünf elektronischen Datenbanken und eine Rückwärtszitatsuche. Insgesamt wurden 31 Studien in diese Übersicht aufgenommen (22 Kohortenstudien, vier davon retrospektiv, und neun Fallkontrollstudien; erschienen bis Mai 2023). Randomisierte kontrollierte Studien, quasi-experimentelle Studien, Querschnittsstudien und Einzelfallberichte wurden ausgeschlossen.

Eingeschlossen wurden Studien mit Kindern unter sechs Jahren ohne systemische Erkrankung oder Behinderung, die eine erste zahnärztliche Untersuchung vor dem sechsten Lebensjahr erhielten. Verglichen wurde das Auftreten von Karies an Milchzähnen von Kindern, die ausschließlich oder teilweise gestillt wurden mit Kindern, die nicht gestillt wurden.

Stillen in der Nacht und eine lange Stilldauer scheinen Karies zu fördern

Die eingeschlossenen Studien wurden zwischen 1994 und 2023 veröffentlicht und umfassen insgesamt Daten von 15.236 Kindern. Sie waren von moderater bis hoher Qualität.

Eine Metaanalyse der Kohortenstudien deutet an, dass Stillen vor frühkindlicher Karies schützen könnte, aufgrund der Heterogenität ist das Ergebnis aber mit Vorsicht zu bewerten. Bei den Fallkontrollstudien zeigte sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang.

Drei Studien konnten in eine Metaanalyse zum Effekt nächtlichen Stillens einbezogen werden. Diese deutet ein zwei- bis dreifach höheres Kariesrisiko an bei Kindern, die nachts gestillt wurden (Relatives Risiko (RR) 2,35; 95 %-Konfidenzintervall (KI) 1,42–3,89; p = 0,0008; n = 1590. Nach Ausschluss einer Studie mit möglicher Verzerrung RR = 3,05; 95 %-KI 2,40–3,87; p < 0,0001). Dieses Ergebnis wird durch Beobachtungen gestützt, die bereits in narrativen Reviews beschrieben wurden.

Eine längere Stilldauer erhöht das Kariesrisiko

Zwei Studien verglichen eine Stilldauer von weniger bzw. mehr als vier Monaten. In diesen zeichnete sich kein Zusammenhang mit der Prävalenz von Karies ab, ebenso in Kohortenstudien mit weniger bzw. mehr als sechs Monaten Stilldauer. Anders jedoch eine Metaanalyse von zwei Fallkontrollstudien, die eine Stilldauer von weniger und mehr als sechs Monaten miteinander verglichen: Kinder, die weniger als sechs Monate lang gestillt wurden, hatten nur halb so oft Milchzahnkaries wie Kinder mit einer längeren Stilldauer (OR = 0,53; 95 %-KI 0,41–0,67; p < 0,001). Weitere Metaanalysen von Studien, die eine Stilldauer von weniger bzw. mehr als 12, 18 oder 24 Monaten miteinander verglichen, kamen zu dem Ergebnis, dass das Kariesrisiko bei längerer Stilldauer deutlich höher ist.

Schlussfolgerung

Eine Gesamtbetrachtung aller Studien ergab kein klares Ergebnis. Detailanalysen von Studien zu nächtlichem Stillen und zur Stilldauer zeigen jedoch Zusammenhänge auf, die auf ein höheres Kariesrisiko bei den Kindern hindeuten, die nachts und/oder über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr gestillt werden. Eine kürzere Stilldauer könnte sich hingegen schützend auswirken.

Den Autoren der Studie zufolge sollten Mütter zum Stillen ermutigt werden, um den Säuglingen die Vorteile der Muttermilch zu bieten. Bei längerer Stilldauer ist jedoch eine Aufklärung über Mundgesundheit, Ernährung und gute Mundhygienepraktiken für das Baby wichtig, um das Risiko von frühkindlicher Karies zu verringern.

Quellen:
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Shrestha SK1,2, Arora A1-5, Manohar N2,6, Ekanayake K7, Foster J.8-10; j.foster@westernsydney.edu.au

1School of Health Sciences, Western Sydney University, Locked Bag 1797, Penrith, NSW 2751, Australia; 2Health Equity Laboratory, Campbelltown, NSW 2560, Australia; 3Discipline of Child and Adolescent Health, The Children's Hospital at Westmead Clinical School, Faculty of Medicine and Health, The University of Sydney, Westmead, NSW 2145, Australia; 4Translational Health Research Institute, Western Sydney University, Campbelltown, NSW 2560, Australia; 5Oral Health Services, Sydney Local Health District and Sydney Dental Hospital, NSW Health, Surry Hills, NSW 2010, Australia; 6Blackdog Institute, Hospital Road, Randwick, NSW 2031, Australia; 7University of Sydney Library, The University of Sydney, Camperdown, NSW 2006, Australia; 8School of Nursing and Midwifery, Western Sydney University, Locked Bag 1797, Penrith, NSW 2751, Australia; 9School of Nursing and Midwifery, University of Canberra, Bruce, ACT 2617, Australia; 10Ingham Research Institute, Liverpool, NSW 2170, Australia.

Association of Breastfeeding and Early Childhood Caries: A Systematic Review and Meta-Analysis.

Nutrients. 2024 Apr 30;16(9):1355. doi: 10.3390/nu16091355


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