Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten

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Zusammenhang der Kariesinzidenz junger Typ-1-Diabetiker mit der Stoffwechselkontrolle und mit Karies-assoziierten Risikofaktoren

Bei jungen Typ-1-Diabetikern besteht eine Korrelation zwischen schlechter Stoffwechseleinstellung und der Kariesprävalenz. Unzureichende Mundhygiene, kariöse Läsionen vor der Manifestation des Diabetes mellitus und eine hohe Speichelkonzentration an Lactobazillen wirken zusätzlich kariesf??rdernd.

Über die Zahngesundheit von Typ-1-Diabetikern wurde in der Literatur mehrfach berichtet. Im Mittelpunkt steht die Anfälligkeit für Periodontalerkrankungen. Die Angaben zur Karies sind widersprüchlich. Einige Autoren beobachteten bei Kindern und Jugendlichen eine geringe Prävalenz; sie erklären dies mit der zuckerarmen Ernährung des Diabetikers. Andere berichten von hoher Prävalenz bei schlechter Stoffwechsel-Einstellung. Dafür könnten Hyperglykämie-bedingte physiologische Veränderungen verantwortlich sein und/oder unzureichende Stoffwechselkontrolle und Mundhygiene. Die gelockerte Diabetes-Diät, die auch Zucker enthalten kann, macht Nachlässigkeiten in beiden Bereichen besonders deutlich.

 

Die vorliegende Studie untersucht die Entwicklung der Kariesprävalenz junger Typ-1-Diabetiker prospektiv über eine Periode von 3 Jahren mit Beginn der Diagno-sestellung. Testpersonen (TP) sind 64 Patienten der Kinderklinik Länssjukhuset in Halmstad/Schweden im Alter von 8 bis 15 Jahren, je 32 Jungen und Mädchen. Die medikamentöse Behandlung erfolgt am Tag mit einem kurz wirksamen, in der Nacht mit einem Verzögerungsinsulin (Novo Nordisk, Dänemark). Die Klinik stellt Daten zum Blutglucosespiegel und zum glycosylierten Hämoglobin (Hb A1C) zur Verfügung.

 

Beim ersten stationären Aufenthalt der Kinder erfolgt eine eingehende Zahnuntersuchung einschließlich Röntgenaufnahmen des rechten und linken Ober- und Unterkiefers. Kariöse und gefüllte Zahnoberflächen (DFS) werden nach WHO-Kriterien bewertet, initiale Läsionen an den Zahnzwischenräumen (DFSa) anhand der Röntgenbilder nach der Methode von Gröndahl et al. [Swed. Dent. J., 1 (1977),45-50], der Grad der Mundhygiene über die mit dem Auge erkennbare Plaque (visible plaque index nach Axelsson und Linde, 1975). Vor und nach Stimulierung der Speichelsekretion werden Speichelproben entnommen zur Bestimmung des Glucosegehaltes und der Konzentration an Streptococcus mutans und Lactobacilli. Soweit erforderlich, wird eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt und Anleitung für verbesserte Mundhygiene gegeben; die TP erhalten Zahnseide. Schließlich werden alle erreichbaren Zahnoberflächen mit einem Fluoridlack überzogen. Die Bewertung der Mundhygiene und die Entnahme von Speichelproben wird nach jeweils 3, die zahnmedizinische Untersuchung einschließlich der Röntgenaufnahmen nach jeweils 12 Monaten wiederholt.

 

Nach dem HbA1C werden die TP eingeteilt in metabolisch gut eingestellt (HbA1C <=8,0%, n = 37) und metabolisch schlecht eingestellt (HbA1C >8,0, n = 27). Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist signifikant (6,8±0,7 bzw. 9,4±1,7%; p <0,05). Das Manifestationsalter der Erkrankung und die Insulindosierung beeinflussen die Stoffwecheleinstellung nicht. Blutglucose und Glucosegehalt im stimulierten Speichel sind bei schlecht eingestellten TP tendenziell, der Glucosegehalt im nicht-stimulierten Speichel signifikant höher als bei gut eingestellten. In beiden Gruppen enthält der nicht stimulierte Speichel mehr Glucose als der stimulierte.

 

22 TP sind zu Studienbeginn kariesfrei; nur 2 davon entwickeln im Verlauf der Studie Karies. Von den 42 TP mit Karies zu Studienbeginn entwickeln 6 keine weiteren, 7 eine weitere und 29 2-36 weitere Läsionen. Zu Studienbeginn ist die Kariesprävalenz in der Gruppe mit schlechter Stoffwechseleinstellung tendenziell höher, nach 3 Jahren sind die Unterschiede bei DS, DFS und DFSa für die bleibenden Zähne signifikant (p <0,05), für die Milchzähne nicht.

 

TP mit hoher kariöser Aktivität (>1 neue kariöse Läsion/Jahr; n = 15) sind häufiger metabolisch schlecht eingestellt als TP mit <=1 neue Läsion/Jahr (n = 49); erstere haben zu Studienbeginn häufiger Karies, während der gesamten Testperiode eine schlechtere Mundhygiene und eine hohe Konzentration an Lactobazillen im Speichel. Die Unterschiede für diese Parameter sind signifikant. Die Konzentration an Streptococcus mutans im stimulierten und die Glucose-Konzentration im nicht-stimulierten Speichel sind tendenziell ebenfalls höher als bei den TP mit geringerem Kariesbefall.

 

Die Ergebnisse bestätigen frühere Untersuchungen, nach denen diabetische Kinder mit schlechter Stoffwechseleinstellung 3 mal häufiger kariöse Läsionen entwickeln als vergleichbare, gut eingestellte Kinder. Neu ist, dass diese Befunde trotz der wiederholten, Maßnahmen zur Verbesserung der Mundhygiene im Verlauf der Studie aufgetreten sind. Die Autoren sehen eine Erklärung in zusätzlicher Glucose, die bei schlecht eingestelltem Diabetes über den Speichel und das Sekret der Zahnfleischtaschen in die Mundhöhle gelangt und als zuckerreicher Biofilm das Plaque-Wachstum anregt und so günstige Bedingungen für die Ansiedlung von Lactobacillen schafft.

 

Daneben dürfte bei schlecht eingestellten Diabetikern der nachlässige Umgang mit der Krankheit selbst und Unkenntnis über den Zusammenhang mit Zahnschäden für die hohe Kariesprävalenz mitverantwortlich sein. Die Autoren empfehlen neue, intensivierte Programme zur Mundhygiene und den regelmäßigen Zahnarztbesuch als integrierte Bestandteile der Diabetikerschulung bzw. -kontrolle.


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