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Zusammenhang zwischen der Stimmungslage und dem Verlangen nach Kohlenhydraten

Bei gesunden jungen Erwachsenen beiderlei Geschlechts ergab eine Befragung einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Stimmungstief und dem Verlangen nach süß schmeckenden, kohlenhydratreichen Lebensmitteln.

Der in der angelsächsischen Literatur verbreitete Begriff craving für das starke Verlangen nach einer bestimmten Substanz wurde ursprünglich für die Abhängigkeit von Alkohol, Drogen und Tabak geprägt, in den letzten Jahren bezeichnet man damit vermehrt das Verlangen nach Lebensmitteln, insbesondere nach süß schmeckenden, kohlenhydratreichen Produkten im Sinne von Heißhunger. Nach Befragungen ist bis zu 97% aller Frauen und 68% aller Männer dieses Empfinden vertraut.

Zwei Erklärungsmodelle werden diskutiert: das Abstinenz- und das Erwartungsmodell. Ersteres sieht die Ursache für das zwanghafte Verlangen in der Nervosität, die auftritt, wenn das erwünschte oder objektiv benötigte Produkt nicht verfügbar ist. Letzteres geht von internen oder externen Anreizen aus, die an das ersehnte Produkt erinnern. In der Literatur wird die Korrelation zwischen affektiven Störungen, Depression und depressiver Verstimmung von Patienten mit psychischen Erkrankungen und dem Verlangen nach Kohlenhydraten sowie die Beseitigung bzw. Dämpfung nervöser Unruhe nach Einnahme von Kohlenhydraten geschildert. Beim seelisch Gesunden ist das Verlangen nach Kohlenhydraten als eine Art Selbstmedikation zur Aufhellung eines Stimmungstiefs bekannt. Serotonin-Mangel wird als biochemischer Mechanismus diskutiert; Nahrungskohlenhydrate stimulieren die Serotonin-Synthese. Noch fehlen jedoch reproduzierbare Untersuchungen zur Untermauerung der Thesen.

Die vorliegende Studie versucht, über die Selbsteinschätzung mittels Fragebogen und mündlicher Befragung in Gruppen zu klären, ob bei gesunden, jungen Erwachsenen ein Zusammenhang zwischen der Stimmungslage und dem Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln besteht. Testpersonen sind 113 männliche und 138 weibliche College-Studenten, die nach den Testmethoden BDI = Beck Depression Inventory und POMS = Profile of Mood States als nicht-depressiv und in ihrer seelischen Gesamtverfassung den übrigen College-Studenten vergleichbar beurteilt wurden. Ausschlusskriterien sind Schwangerschaft und die Einnahme von Psychopharmaka. Erfragt wird, ob die Testperson das unstillbare Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln kennt, wenn ja, in welcher Intensität (6-Punkte-Skala) und um welche Lebensmittel(gruppe) es sich handelt, außerdem die Stimmungslage, in der das Verlangen auftritt und die Stimmungslage nach Befriedigung des Verlangens.

91% der Befragten geben an, gelegentlich das Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln zu verspüren, davon 72% nach Kohlenhydraten, 26% nach Eiweiß und 2% nach Fett. Bei den weiblichen Testpersonen überwiegt das Verlangen nach Kohlenhydraten (90% der Befragten), bei den männlichen halten sich Kohlenhydrate und Eiweiß die Waage (53 vs. 47% der Befragten). Die häufigsten Nennungen bei den 'Kohlenhydraten' sind Schokolade, Teigwaren, Desserts, Süßigkeiten, Kartoffeln, Eiscreme und Brot, bei 'Eiweiß' überwiegt Steak, gefolgt von Hähnchen, Fisch, Käse, Pizza, Gemüse und Milch. Die 'Fett'-Gruppe wird wegen der geringen Zahl nicht in die Auswertung einbezogen.

Die Mehrheit der 'Kohlenhydrat-Gruppe' gibt die Stimmungslage vor dem Verzehr des ersehnten Lebensmittels mit ängstlich (27%), müde (26%), hungrig (14%), deprimiert (14%), glücklich (11%) an, nach dem Verzehr mit befriedigt (25%), glücklich (21%), entspannt (20%), energiegeladen (13%), müde (9%), schuldig (5%). Die entsprechenden Aussagen der 'Eiweißgruppe' lauten: vor dem Verzehr ängstlich (36%), hungrig (34%), glücklich (11%), normal (9%), gelangweilt (8%); nach dem Verzehr befriedigt (40%), gut (21%), entspannt (20%), müde (9%), energiegeladen (7%).

Die Auswertung aller Angaben einschließlich der zur Intensität des jeweiligen Verlangens nach Lebensmitteln zeigt eine signifikante Korrelation zwischen negativen Empfindungen (Stimmungstief) und dem Verlangen nach Kohlenhydraten und der Aufhellung des Stimmungsbildes nach Befriedigung des Verlangens. Die Autoren bezweifeln, dass der Effekt auf vermehrte Serotonin-Synthese zurückzuführen ist. Die bevorzugt genannten Lebensmittel enthalten auch Eiweiß, das die Freisetzung von Serum-Tryptophan und dessen Übertritt durch die Blut-Hirn-Schranke als Voraussetzung für die Serotonin-Synthese hemmt. Hinzu kommt, dass nicht Kohlenhydrate per se, sondern süß schmeckende kohlenhydrathaltige Lebensmittel für die Verbesserung der Stimmungslage verantwortlich zu sein scheinen. Eine vergleichbare Korrelation zum Verlangen nach Eiweiß ließ sich statistisch nicht sichern. Zum Verständnis des komplexen Mechanismus der Befunde sind weitere Untersuchungen erforderlich.

 


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