Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten

Gut lachen mit gesunden Zähnen

Richtige Mundhygienefür gesunde Zähne und vitales Zahnfleisch

Unbeschwert essen, trinken und lachen mit gesunden Zähnen

Zusammenhang zwischen Sportgetränken und Zahnerosion bei 304 Sportlern der Universität Columbus, Ohio, USA

Der Einfluss von Sportgetränken auf die Entstehung der Säureerosion der Zähne wird in einer Querschnittsstudie mit Studenten/-innen geprüft, die regelmäßig Leistungssport betreiben. Ein Zusammenhang lässt sich nicht erkennen.

Es gibt Hinweise auf eine ansteigende Prävalenz der Zahnerosionen. Die Ätiologie der Säure-induzierten Defekte der Zahnstrukturen ist nur teilweise bekannt; sicher ist, dass es sich um einen multifaktoriellen Prozess handelt. Diskutiert wird u. a. ein Zusammenhang mit dem Konsum von Erfrischungsgetränken. Der pH-Wert der meisten dieser Getränke liegt mit <5,5 in einem kritischen Bereich. Das gilt auch für die von jungen Menschen reichlich konsumierten isotonischen Sportgetränke. Die Literaturangaben zu diesem Themenkomplex sind uneinheitlich und aus methodischen Gründen nur selten vergleichbar. Einige Autoren berichten von in vitro-Erosionen mit Sportgetränken; kontrollierte in vivo Studien sind aus den USA nicht bekannt.

 

Die vorliegende Studie ist als beobachtende Querschnittsstudie angelegt. Test-personen (TP) sind 304 Studenten (61% männl., 39% weibl.; Alter: 18-28 Jahre) der Ohio State University, USA, die als Mitglieder ihrer Universitätsmannschaften Fußball, Lacrosse und andere Mannschaftssportarten als Hochleistungssport betreiben. Ca. 80% der TP sind kaukasischer Herkunft, 15% Afro-Amerikaner, 2% Hispanics, der Rest Asiaten und andere Ethnien. In einem persönlichen Interview und anhand eines Fragebogens werden Angaben zur Ernährung (bevorzugte Lebensmittel und Verzehrshäufigkeit unter besonderer Berücksichtigung saurer Lebensmittel, Ess-Störungen, Mahlzeitenfrequenz, Essen/Trinken zwischen den Mahlzeiten, Einnahme von Multivitamin- und/oder Mineralstoffpräparaten u. a.), zu Art und Umfang der sportlichen Aktivitäten (Training, Wettkampf), zur Gesundheit (chronische Erkrankungen, Arzneimittel, Sodbrennen, Aufstoßen, Erbrechen) und zur Zahnpflege (Häufigkeit, Art der Zahnpasta, Verwendung von Zahnweißern) ermittelt. Im Mittelpunkt der Ernährungsfragen stehen Sportgetränke. Gefragt wird nach Art (Markenname), Häufigkeit, Menge und Gelegenheit (vor, während oder nach der Aktivität oder unabhängig vom Sport) und Änderungen innerhalb der letzten 6 Monate.

 

Im Rahmen einer klinischen Zahnuntersuchung bewerten speziell trainierte Experten die Zahnerosionen auf einer Skala von 0 (keine Erosion) bis 3 (behandlungs-bedürftige Erosion) nach dem Lussi-Index [Lussi, A.: Dental erosion: Clinical diagnosis and case history taking. Eur. J. Oral Sci., 104 (1996), 191-199]. Die 3. Molaren, fehlende und überkronte Zähne sowie die Außenflächen der vorderen Zähne bleiben unberücksichtigt. Die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse wird durch Nachuntersuchung an 39 TP bestätigt (?: 0,92).

 

Die überwiegende Mehrheit der TP (91,8%) konsumiert Sportgetränke, im Mittel seit dem 11. Lebensjahr (Beginn: 10,8 ± 4,4 Jahre); 63% geben an, mindestens 1 Liter/d zu sich zu nehmen.

 

Zahnerosion wird bei 36,5% der TP (n = 111) festgestellt, 2,3% (n = 7) fazial, 35,5% (n = 108) occlusal und 0,7% (n = 2) lingual. 3/4 der Erosionen beschränken sich auf den Zahnschmelz, bei 1/4 ist die Erosion bis in das Dentin vorgedrungen; bei einigen ist sie behandlungsbedürftig. Die schwersten und ausgedehntesten Erosionen finden sich im Unterkiefer, am häufigsten betroffen ist die Kaufläche der 1. Molaren.

 

Die multiple Regressions- und die Korrelationsanalyse ergibt keinen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Sportgetränken und der Entwicklung von Zahnerosionen. Auch die stufenweise Regressionsanalyse, bei der alle mit den Sportgetränken assoziierten Parameter (Art, Menge, Häufigkeit des Konsums) einzeln gewertet werden, lässt keine Korrelation erkennen. Von den 279 TP, die Sportgetränke nutzen, haben 64% keine erkennbare Zahnerosion, 36% haben sie; bei den 25 TP, die keine Sportgetränke nutzen, ist die Relation ähnlich: 60% haben keine, 40% haben Zahnerosion (?² = 0,14; p = 0,705). Von den insgesamt 89 Variablen, die abgefragt wurden, korreliert nur eine signifikant mit der Zahnerosion - die ethnische Herkunft. Nur 8,7% der Afro-Amerikaner/innen haben Zahnerosionen (alle anderen Rassen: 41,5%) (p <0,001; ?² = 18,09). Verschiedene Erklärungsmodelle werden diskutiert.

 

Die Ergebnisse der Studie werden eingehend diskutiert und mit denen anderer Studien verglichen. Weitere Parameter aus dem Lebensumfeld der TP (detailliertere Ernährungserhebung, Trinkwasserfluoridierung u. a.), die genauere Klassifizierung der Erosionen nach dem Schweregrad und die Einbeziehung einer größeren Zahl an Nichtverwendern von Sportgetränken könnten feinere Unterschiede und ggf. doch vor-handene, schwache Korrelationen erkennbar machen.

 

Die Tatsache, dass knapp 2/3 der Verwender von Sportgetränken keine erosiven Zahnveränderungen aufweisen, deutet darauf hin, dass saure Getränke allein keine Zahnerosion auslösen. Vermutlich sind interne und externe Faktoren an der Pathogenese beteiligt. Weitere Untersuchungen zur Ätiologie, zur Prävention, zur Früdiagnose und zur Behandlung der Zahnerosion sind erforderlich.


Auf dem Laufenden bleiben

Sie können den Wissenschaftlichen Informationsdienst (WID) als E-Mail-Newsletter (erscheint viermal jährlich) kostenlos abonnieren. Melden Sie sich dafür hier an: